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Vierter Abschnitt

Götterbilder von der Wucht des Weltwunders des Labyrinths Amenem-
hets III., sondern in der geistigen Durchdringung. Wenn der Macht-
gedanke kraftvollen Herrschertums anfänglich in überlebensgroßen
Kolossen der Osirispfeiler zum Ausdruck kam, so mischte die vor-
geschrittene Zeit jetzt das Ergebnis der geistigen Stimmung bei.
Mitte der 12. Dynastie ersteht erneut das Altersbild des Königs
und beherrscht unter Sesostris 111. und Amenemhet III. die besten
Werke der Zeit: Statt behaglicher Würde des Alters jetzt wie von
schweren Sorgen durchfurchte Gesichter, nicht hinfällig oder mild,
harte und Willensstärke Züge. Sie sind von einer Zeit gezeichnet, die
noch an den Nachwirkungen furchtbaren Erlebens, des Zusammen-
bruches des Alten Reiches, des Verfalls und der Enttäuschung der
folgenden Bürgerkriege zu tragen hatte, einer Zeit, die gegen die
Güte des irdischen Lebens skeptisch geworden war und gelernt
hatte, seine Falschheit und Bösartigkeit zu erkennen. Köpfe von
Führern, die trotzdem nicht verzichteten, selbst von Verrat und
Untreue bedroht, das Land rücksichtslos zu reinigen und zu neuer
Macht heraufzuführen.
Die ältesten bezeugten Statuen dieser Richtung tragen den Namen
Sesostris III., des Bezwingers von Nubien, auch ein Sphinx mit
entsprechendem Alterskopf ist bekannt geworden. Da gelingt ein
überraschender Wurf: die Königssphingen aus Tanis, die die alt-
übliche Verbindung zwischen Menschenkopf und Löwenkörper
nicht mehr durch das Königskopftuch herstellen, sondern das Ge-
sicht des Königs maskenartig in die Löwenmähne einfügen, in
sicherem Empfinden dafür, wie gewaltig das leidenschaftlich wirkende
Altersgesicht mit den stark vortretenden Backenknochen in diesem
Rahmen wirken mußte (Abb. 20). So neuartig erschien diese Bil-
dung, daß man sie lange Zeit für „Hyksosköpfe“ hielt, denn wie
es auch jetzt noch oft geschieht, man suchte im Ausland, als man
ägyptische Kunst „unägyptisch“ fand!
Heute ist gerade dieser Gesichtstyp für Köpfe Amenemhets III.,
auf den Golenischeff seiner Zeit zuerst die Hyksossphingen be-
stimmte, aus vielen Beispielen bezeugt. Wir kennen ihn in feiner
Abstimmung, bald in ihrer ausgesprochenen Welkheit fast tragisch
vzirkend (Abb. 21), dann wieder jugendlicher von einer Statue
 
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