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Vierter Abschnitt
dem Vorbild des Königs nachstreben. Alterszüge im Gesicht treten
dabei namentlich gegen Ende der Zeit auf. Am männlichen Körper
werden gern die weichen Hautfalten vorgeschrittener Jahre wieder-
gegeben, oft schon in mankiert übertriebener Art. Der beleibte,
würdige Herr voll hoher Ämter in der Auffassung, wie sie die
6. Dynastie anbahnte, ist der hervorstechendste Zeittyp. Eins der
besten Stücke dieser Art, der Sebekemsaf in Wien (Abb. 23), der
Bruder einer thebanischen Königin der 13. Dynastie, liefert zugleich
den Beweis, daß auch die Zeit staatlichen Niedergangs noch künst-
lerisch Vollwertiges hervorbringen konnte. Grabstatuen und -Statu-
etten aus der Provinz folgen vielfach diesem Typ mehr oder weniger
unbeholfen.
Neben thronenden Figuren, die sich mit Vorliebe in den langen
Mantel hüllen, werden Hockstatuen viel verwendet, ein Motiv, das
den Körper vorteilhaft gegen den Kopf zurücktreten läßt. Unter
diesem Gesichtspunkt sind auch die sogenannten Würfelhocker
entstanden, wo die Gestalt mit hochgezogenen Knien im lang bis
auf die Füße herabfallenden Gewand auf einem niedrigen Kissen
sitzt. Er kommt seit Mitte der 12. Dynastie vereinzelt neben den
kauernden und knienden Beamtenfiguren auf und erlebt vom
Neuen Reich an seine große Zeit. Daneben beweist die alte Schule
eine ungeheure Zähigkeit: der männliche jugendliche Idealtyp des
späteren Alten Reiches hat sich in Haartracht, Bekleidung und Auf-
fassung fast unverändert bis an die Schwelle des Neuen Reiches,
namentlich in der Provinz gehalten. Selbst eine heute verlorene
sitzende Figur eines der thebanischen Könige Sekenenre, unter
dem der Befreiungskampf gegen die Hyksos ausbrach, weicht
nur im Gesichtsschnitt, namentlich der Augenstellung, vom alten
Schema ab.
Immer laufen also verschiedene Strömungen nebeneinander. Auch
das Altersbild des Königs herrscht nicht unbedingt, wenn auch
der Typ der Köpfe Sesostris III. und vor allem Amenemhets III.
offenbar für die Königsdarstellung der 13. Dynastie maßgebend bleibt,
dort allerdings immer mehr verflaut und typisiert wird. Beispiels-
weise führt die hölzerne Grabstatue des göttlichen Ka, d. h. der
personifizierten Lebenskraft, eines unter Amenemhet III. in Daschur
Vierter Abschnitt
dem Vorbild des Königs nachstreben. Alterszüge im Gesicht treten
dabei namentlich gegen Ende der Zeit auf. Am männlichen Körper
werden gern die weichen Hautfalten vorgeschrittener Jahre wieder-
gegeben, oft schon in mankiert übertriebener Art. Der beleibte,
würdige Herr voll hoher Ämter in der Auffassung, wie sie die
6. Dynastie anbahnte, ist der hervorstechendste Zeittyp. Eins der
besten Stücke dieser Art, der Sebekemsaf in Wien (Abb. 23), der
Bruder einer thebanischen Königin der 13. Dynastie, liefert zugleich
den Beweis, daß auch die Zeit staatlichen Niedergangs noch künst-
lerisch Vollwertiges hervorbringen konnte. Grabstatuen und -Statu-
etten aus der Provinz folgen vielfach diesem Typ mehr oder weniger
unbeholfen.
Neben thronenden Figuren, die sich mit Vorliebe in den langen
Mantel hüllen, werden Hockstatuen viel verwendet, ein Motiv, das
den Körper vorteilhaft gegen den Kopf zurücktreten läßt. Unter
diesem Gesichtspunkt sind auch die sogenannten Würfelhocker
entstanden, wo die Gestalt mit hochgezogenen Knien im lang bis
auf die Füße herabfallenden Gewand auf einem niedrigen Kissen
sitzt. Er kommt seit Mitte der 12. Dynastie vereinzelt neben den
kauernden und knienden Beamtenfiguren auf und erlebt vom
Neuen Reich an seine große Zeit. Daneben beweist die alte Schule
eine ungeheure Zähigkeit: der männliche jugendliche Idealtyp des
späteren Alten Reiches hat sich in Haartracht, Bekleidung und Auf-
fassung fast unverändert bis an die Schwelle des Neuen Reiches,
namentlich in der Provinz gehalten. Selbst eine heute verlorene
sitzende Figur eines der thebanischen Könige Sekenenre, unter
dem der Befreiungskampf gegen die Hyksos ausbrach, weicht
nur im Gesichtsschnitt, namentlich der Augenstellung, vom alten
Schema ab.
Immer laufen also verschiedene Strömungen nebeneinander. Auch
das Altersbild des Königs herrscht nicht unbedingt, wenn auch
der Typ der Köpfe Sesostris III. und vor allem Amenemhets III.
offenbar für die Königsdarstellung der 13. Dynastie maßgebend bleibt,
dort allerdings immer mehr verflaut und typisiert wird. Beispiels-
weise führt die hölzerne Grabstatue des göttlichen Ka, d. h. der
personifizierten Lebenskraft, eines unter Amenemhet III. in Daschur