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Kunstbeziehungen

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Ägypten hielt sich immer mehr an praktisch verwertbare tech-
nische Einführungen, etwa neuartige Waffen, die in der Hyksos-
zeit zusammen mit Pferd und Streitwagen hereinkamen; ebenso
steht es mit der vielleicht von Norden übernommenen Metallpoly-
chromie, die eine Ausgestaltung bereits altbekannter Einlegetech-
niken erlaubte, seltener ist eine Umformung, wie bei dem damals
von Osten vielleicht über Syrien eingewanderten besonderen Grei-
fentyp mit Kamm und Locke. Ähnlich wie bei der Kunst liegt das
Verhältnis auf religiösem Gebiet. Manchmal, zumal bei der Aus-
gestaltung der Grabform, werden damit auch Kunstformen nach
auswärts getragen: so die Pyramide als Aufsatz syrischer Grab-
bauten, oder die ägyptische Sargform in phönikischen Bestattungen
bis hin zu den karthagischen Flügelsärgen. Ägyptische Tempel
standen in den asiatischen Provinzen Ägyptens mit dem Dienst
der Hathor, des Osiris und des Amon. Ägyptische Kulte halten
später Einzug ins römische Kaiserreich. Auch das Nilland hat aus-
wärtige Götter aufgenommen, sie aber entweder schnell ägyptisiert,
wie die Baalkulte im nordöstlichen Delta als Sethkulte, oder in den
Tiefen der Volksreligion gehalten. Jedenfalls haben sie bis an die
Schwelle der Ptolemäerzeit kaum wesentlich die offizielle Reichs-
religion beeinflußt.
Erst mit Gründung des Ptolemäerreiches ersteht in Ägypten aus
der Berührung mit griechischer Kunst und Technik so etwas wie
eine Mischkunst, die wenigstens auf einigen Gebieten, auch hier
aber vornehmlich in dem aus dem Rahmen unserer Darstellung
ausgeschiedenen Kunsthandwerk, z. B. der Glas- und Fayenceindu-
strie in der zweiten Hauptstadt Ägyptens, Memphis, eigenartige
und gute Leistungen gezeitigt hat. Aber die Träger dieser Kultur
sind jetzt vorwiegend griechische Elemente, als nationalägyptische
Kunst können Werke dieser Art nur noch bedingt gelten.
 
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