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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Gefeierte Pers.]
Bonner Studien: Aufsätze aus der Altertumswissenschaft, Reinhard Kekulé zur Erinnerung an seine Lehrthätigkeit in Bonn gewidmet von seinen Schülern — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.15956#0126
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116

Friedrich Marx,

lungsmittel für die Zuschauer werden zusammen genannt von Ovid a. a. I 103.
Da Lucrez die russea lutea und ferrugina vela magnU intenta theatris IV 73,
die scaena croco Cilici perfusa II 416 erwähnt und nach der bereits ange-
deuteten Erwägung letztere Art des Luxus als Fortschritt gegenüber der ein-
fachen Ueberspannung des Theaters mit Zelttüchern erscheinen muss, so fallen
gewiss die 6 Bücher des Lucrezischen Werkes — denn das erste von den
übrigen abzusondern liegt kein Grund vor und scheint nach dem Zusammen-
hang des ganzen Werkes nicht geraten — nach 685,69, Lucrez fing also an zu
dichten frühestens in seinem 27. Lebensjahre (Rhein. Mus. LXIII S. 141).

Ende 694/60 also oder Anfang 695/59 frühestens war Lucrez mit dem
6. Buch seines Werkes beschäftigt, das ihm die „Freundschaft", amicitia,
eines Memmius erwerben sollte (I 141), ein Ausdruck, der als Bezeichnung
der Zugehörigkeit eines niedriger stehenden Litteraten zu einem Römer von
Stand aus Ciceros und Juvenals Zeit genugsam bekannt ist (Sueton. de
rhetor. 5 Hör. I 6,62 Juven. V 14 und öfters). Was die Persönlichkeit
dieses Memmius betrifft, so ist wohl kein Zweifel möglich: es ist der
Prätor des Jahres 696/58, C. Memmius, der Mitte 697/57 bis Mitte 698/56 die
Provinz Bithymen verwaltete, in dessen Umgebung wir Litteraten wie Catull,
Cinna, Curtius Nicias als amici vorfinden.

IJeber die gens Memmia hat Mommsen Gesch. des röm. Münzwesens
S. 597 die Nachrichten der alten Schriftsteller zusammengestellt und das
Stemma der Familie für drei Generationen mit Sicherheit geordnet. Die
Familie ist fdebeisch, gehörte zur tribus Galeria, ausserhalb Roms finden wir
den Namen in Tarracina (Cic. de orat. II 240) und in Signia (CIL I 1146).
Der erste bekanntere Memmius ist C. Memmius, der berühmte Volkstribun
d. J. 643/111, der erbitterte Feind der Nobilität, der bei der Bewerbung
um das Konsulat in den Unruhen d. J. 654/100 erschlagen Avurde. Ueber
seinen Bruder L. Memmius (Cic. Brut. 136) giebt ein noch nicht zu . diesem
Zweck verwertetes Fragment des Sisenna (44 Peter) bei Nonius p. 258
näheren Aufschluss: Luciam Memmium, soarum Gai Scriboni, tribunim
plebis, quem Marci Liüi consiliarum fiiisse callebant et tunc Cvrionis ora-
torem. Wir ersehen hieraus, dass L. Memmius der Berater des M. Livius
Drusus gewesen war, dass er seine Tochter Memmia an C. Scribonius Curio
verheiratet hatte und als Volkstribun wohl des Jahres 664/90 für seinen
Schwiegersohn, der in diesem Jahr ebenfalls Volkstribun war, aber mit
seiner Beredsamkeit schlechte Erfahrungen gemacht hatte (Cic. Brut. 305),
das Wort führte. Dieses kurze Fragment giebt klar die politische Stellung
des L. Memmius: derselbe steht bei der Aristokratenpartei, ebenso C. Curio
sein Schwiegersohn, der zu jenen Optimaten gehört, die Grund haben, die
Ausführung der lex Varia zu fürchten (Ascon. in Cornel. p. 65, 15 K. Sch.).
In dieser politischen Parteistellung finden wir nicht allein seinen Schwieger-
sohn Curio, sondern auch seine beiden Söhne L. und C. Memmius: alle drei
 
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