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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Gefeierte Pers.]
Bonner Studien: Aufsätze aus der Altertumswissenschaft, Reinhard Kekulé zur Erinnerung an seine Lehrthätigkeit in Bonn gewidmet von seinen Schülern — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.15956#0258
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Bildliche Tradition.

Von

Georg- Loeschcke.

Die Darstellungen des Zweikampfs zwischen Achilleus und Penthesileia
auf schwarzfigurigen attischen Vasenbildern J) zerfallen in zwei Gruppen.
Die erste wird am besten durch die Londoner Amphoren des Exekias 2) und
des falschen Amasis3) vertreten. Hier fechten beide Gegner zu Fuss in
Hoplitenrüstung und dem entsprechend wird der Zweikampf von den Malern
genau in den für Zweikämpfe unter Hopliten typischen Formen und
Wendungen geschildert'1). Hiermit schwindet aber die Möglichkeit, diese
Bilder für Rückschlüsse auf die Erzählung des Epos zu verwerten. Zwar
könnte man vielleicht aus ihnen folgern wollen, dass in der Aithiopis die
Amazonen unberitten waren. Aber gerade in diesem Punkt weicht die
zweite Gruppe von der ersten ab und es entsteht die Frage, welche von
beiden grösseren Anspruch erheben; darf, die im Epos niedergelegte Vor-
stellung von den Amazonen getreu wiederzugeben.

Die zweite Gruppe vertritt charakteristisch die mit Inschriften ver-
sehene Vase, München 478, nach Overbeck Gallerie XXI 5 hier abge-
bildet (1). Auf ihr sprengen Achill und Penthesileia zu Ross gegen einander
an. Zwischen ihnen liegt rücklings zu Boden gestürzt eine überrittene
Amazone, die sich mit dem Schild vor den Hufen der Pferde zu schützen
sucht. Die Reiter tragen • die griechische Panhoplie5), doch fehlt beiden
der schwere Schild, vielmehr führen sie in jeder Hand eine Lanze.

') Vgl. Overbeck, Gallerie her. Bildwerke S. 497; A. Schneider, Troischer Sagen-
kreis S. 137; Benndorf, Heroon von Gjölbaschi S. 142.

2) Klein, Meistersignaturen S. 39, 2. Abgeb. Gerhard A.V.B. 206.

3) Klein a. a. 0. S. 43, 2. Vgl. Arch. Zeit. 1881 S. 31. Dass diese Vase nicht von
Amasis gearbeitet ist, hat unabhängig von mir Leaf erkennt.

•>) N. Rh. Museum XXXVII S. 344 (J. P. Meier).

5J Auf der Münchener Vase trägt Achill den Panzer, auf der Berliner Penthesileia.
Dass ihn nicht Beide auf demselben Bild angelegt haben, erklärt sich aus dem Streben
nach Abwechslung.
 
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