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ÖSTERREICH AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG IN ROM 1911 >
angeschlagenen Töne ohne störende Nebenge- kenntnis hat ein sicherer Geschmack in dem {
rausche einzig und allein nach dem Willen des Waldmüller-Zimmer des österreichischen Pa- tf
Musikers lauter oder leiser mitschwingen. villons mit den einfachsten Mitteln, durch eine G
Die zwingende Kraft dieser Raumgestaltung im Zeitstil gehaltene Stoffbespannung der Wände y
offenbart sich dem Feinfühligen vielleicht am und einige Möbel aus dem Beginne des 19. Jahr- «
stärksten in jenen beiden Räumen, die mit Recht hunderts, ein reizvolles Interieur geschaffen, >
von allen Besuchern als die künstlerischen in dem das vornehme und zugleich anhei- 5j
Dominanten der österreichischen Ausstellung melnde Altwiener Milieu nur eben zart ange- Y
bezeichnet werden. Ein apsisartiger Raum von deutet erscheint. Um dieses kleinen stimmungs- 6
ovalem Grundriß ist den Werken Gustav vollen Raumes willen, der die in Waldmüllers '
Klimts geweiht. An der weißen, zartornamen- Meisterwerken nur leise schlummernden künst- C
tierten Wand erstrahlen die nicht nur dem lerischen Gegenwartswerte zu sieghaftem neuem «
Oesterreicher längst vertrauten Schöpfungen Leben erweckt, vermißt man gerne eine will- V
dieser einzigartigen Malerpalette in neuer kürlich zusammengewürfelte, notwendig lücken- ;
Schönheit. Gleich liebevoll umschließt der edle hafte „retrospektive Abteilung". >
Rahmen die duftigen, bis in die Fingerspitzen In dem wohnlichen Waldmüller-Zimmer er- k
von nervösem Leben vibrierenden Damenpor- schien eine stärkere Betonung des Milieus als l
träts (Fräulein Floege, Abb. geg. S. 77 und die glückliche Erfüllung eines künstlerischen fl
Fräulein Wittgenstein, Abb. S. 81), zwei grün- Gebotes; umso bescheidener durfte und mußte
golden flimmernde Landschaften, eines der viel- der schmiegsame Rahmen in allen übrigen Aus- V
befehdeten Deckengemälde („Das Recht"), den Stellungsräumen zurücktreten. Er vermittelt G
„Kuß" aus dem Besitze der modernen Galerie dem Auslande zum erstenmal ein Gesamtbild ||
in Wien. Der eigenartige Reiz dieser Werke der modernen österreichischen Kunst, in dem jj
ist nicht verblaßt; der wahrhaft Kunstwillige kein wesentlicher Zug fehlt. Klar und rein )
grüßt sie in stummer Verehrung. Mit einigem läßt er die Hauptlinien hervortreten. Nur sie o
Stolz vernimmt der Oesterreicher die zahlrei- kann die folgende Skizze flüchtig nachzuzeich- l
chen Aeußerungen einmütiger Begeisterung, nen versuchen. E
die dem Einfühlungsvermögen der italienischen Zwei geräumige Säle — der apsisartig an- '
Kunstkritiker zur Ehre gereichen. Auch hierzu- schließende dritte Raum mit den Werken Klimts (
lande sind die Stimmen der Naderer und Ba- wurde bereits gewürdigt — umfassen die Werke G
nausen — man verzeihe das kleine Selbst- der deutsch-österreichischen Künstler. Neben \
zitat —, die Hermann Bahr seinerzeit in dem dem Wiener Klimt ragt unter ihnen heute /
amüsanten Büchlein „Gegen Klimt" (1903) zu Egger-Lienz als eine Persönlichkeit von stäm- )
einem mißtönenden Chor vereinigt hat, allmäh- migem, im Tiroler Boden wurzelnden Eigen- t
lieh leiser geworden. Werden sie in diesem wuchs empor. In den „Wallfahrern" (1904), {
Weiheraum endlich ganz verstummen? die die Hauptwand des einen Saales beherr- f
Eine nicht minder glückliche Lösung des sehen, erscheint die eindrucksvolle Kompo- (
Raumproblems bedeutet das WALDMÜLLer-Zim- sition noch durch ein unorganisch von außen (
mer, das neben zwölf Gemälden des bedeutend- hineingetragenes Gerüst in Streifen gegliedert, j
sten Repräsentanten der Altwiener Malerei Der gegenüberhängende „Totentanz von anno 9" 1
einige Vitrinen mit reizenden Aquarellen von (1908) (Abb. Jahrg. 1907/8, S. 467), der die }
Peter Fendi und anmutigen Altwiener Minia- jetzige Entwicklungsstufe des Künstlerscharak- )
turen von Daffinger, Füger, Theer und an- terisiert, ist bereits ganz von innen heraus ge- (
deren birgt. Naturgemäß offenbaren die Werke staltet; die wuchtig einherschreitenden Bauern (
eines uns zeitlich fernerstehenden Künstlers nur haben den ehernen Rhythmus Hodlerscher (
in ihrer ursprünglichen Umgebung ihre volle Schöpfungen. Eine glücklich erfaßte, rhyth- (
Wirkung. Durch skrupellose Milieu-Rekonstruk- misch wiederholte Bewegung beherrscht auch (
tionen glaubte eine auch heute nicht ganz über- das dritte Bild, das mir persönlich am nächsten j
wundene romantische Kulturauffassung das steht: Das innere Ohr vernimmt den hellen )
meist unwiederbringlich Verlorene ersetzen zu und harten Gleichklang der Sensen, die diese }
können; in den von ihrem Geiste erfüllten „Bergmäher" hoch oben auf freier Alpwiese kräf-
Musealräumen beraubt eine aufdringliche Stirn- tig schwingen (Abb. Jahrg. 1909/10 geg. S. 529). i
mungsmacherei die Kunstwerke gerade jenes Der vielseitige Andri rückt mit seinem präch- j
wesentlichen Teiles ihrer Wirkung, die ihnen tigen „Holzschlitten" — bei voller Wahrung (
zurückzugewinnen man mit verstimmender Ab- seiner kräftigen Eigenart — in die unmittel- (
sichtlichkeit allzu bestrebt war. Aus dieser Er- bare Nähe dieses Meisterwerkes. Den Quer-
1(5X3 S^ra S>3 StT^
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ÖSTERREICH AUF DER INTERNATIONALEN KUNSTAUSSTELLUNG IN ROM 1911 >
angeschlagenen Töne ohne störende Nebenge- kenntnis hat ein sicherer Geschmack in dem {
rausche einzig und allein nach dem Willen des Waldmüller-Zimmer des österreichischen Pa- tf
Musikers lauter oder leiser mitschwingen. villons mit den einfachsten Mitteln, durch eine G
Die zwingende Kraft dieser Raumgestaltung im Zeitstil gehaltene Stoffbespannung der Wände y
offenbart sich dem Feinfühligen vielleicht am und einige Möbel aus dem Beginne des 19. Jahr- «
stärksten in jenen beiden Räumen, die mit Recht hunderts, ein reizvolles Interieur geschaffen, >
von allen Besuchern als die künstlerischen in dem das vornehme und zugleich anhei- 5j
Dominanten der österreichischen Ausstellung melnde Altwiener Milieu nur eben zart ange- Y
bezeichnet werden. Ein apsisartiger Raum von deutet erscheint. Um dieses kleinen stimmungs- 6
ovalem Grundriß ist den Werken Gustav vollen Raumes willen, der die in Waldmüllers '
Klimts geweiht. An der weißen, zartornamen- Meisterwerken nur leise schlummernden künst- C
tierten Wand erstrahlen die nicht nur dem lerischen Gegenwartswerte zu sieghaftem neuem «
Oesterreicher längst vertrauten Schöpfungen Leben erweckt, vermißt man gerne eine will- V
dieser einzigartigen Malerpalette in neuer kürlich zusammengewürfelte, notwendig lücken- ;
Schönheit. Gleich liebevoll umschließt der edle hafte „retrospektive Abteilung". >
Rahmen die duftigen, bis in die Fingerspitzen In dem wohnlichen Waldmüller-Zimmer er- k
von nervösem Leben vibrierenden Damenpor- schien eine stärkere Betonung des Milieus als l
träts (Fräulein Floege, Abb. geg. S. 77 und die glückliche Erfüllung eines künstlerischen fl
Fräulein Wittgenstein, Abb. S. 81), zwei grün- Gebotes; umso bescheidener durfte und mußte
golden flimmernde Landschaften, eines der viel- der schmiegsame Rahmen in allen übrigen Aus- V
befehdeten Deckengemälde („Das Recht"), den Stellungsräumen zurücktreten. Er vermittelt G
„Kuß" aus dem Besitze der modernen Galerie dem Auslande zum erstenmal ein Gesamtbild ||
in Wien. Der eigenartige Reiz dieser Werke der modernen österreichischen Kunst, in dem jj
ist nicht verblaßt; der wahrhaft Kunstwillige kein wesentlicher Zug fehlt. Klar und rein )
grüßt sie in stummer Verehrung. Mit einigem läßt er die Hauptlinien hervortreten. Nur sie o
Stolz vernimmt der Oesterreicher die zahlrei- kann die folgende Skizze flüchtig nachzuzeich- l
chen Aeußerungen einmütiger Begeisterung, nen versuchen. E
die dem Einfühlungsvermögen der italienischen Zwei geräumige Säle — der apsisartig an- '
Kunstkritiker zur Ehre gereichen. Auch hierzu- schließende dritte Raum mit den Werken Klimts (
lande sind die Stimmen der Naderer und Ba- wurde bereits gewürdigt — umfassen die Werke G
nausen — man verzeihe das kleine Selbst- der deutsch-österreichischen Künstler. Neben \
zitat —, die Hermann Bahr seinerzeit in dem dem Wiener Klimt ragt unter ihnen heute /
amüsanten Büchlein „Gegen Klimt" (1903) zu Egger-Lienz als eine Persönlichkeit von stäm- )
einem mißtönenden Chor vereinigt hat, allmäh- migem, im Tiroler Boden wurzelnden Eigen- t
lieh leiser geworden. Werden sie in diesem wuchs empor. In den „Wallfahrern" (1904), {
Weiheraum endlich ganz verstummen? die die Hauptwand des einen Saales beherr- f
Eine nicht minder glückliche Lösung des sehen, erscheint die eindrucksvolle Kompo- (
Raumproblems bedeutet das WALDMÜLLer-Zim- sition noch durch ein unorganisch von außen (
mer, das neben zwölf Gemälden des bedeutend- hineingetragenes Gerüst in Streifen gegliedert, j
sten Repräsentanten der Altwiener Malerei Der gegenüberhängende „Totentanz von anno 9" 1
einige Vitrinen mit reizenden Aquarellen von (1908) (Abb. Jahrg. 1907/8, S. 467), der die }
Peter Fendi und anmutigen Altwiener Minia- jetzige Entwicklungsstufe des Künstlerscharak- )
turen von Daffinger, Füger, Theer und an- terisiert, ist bereits ganz von innen heraus ge- (
deren birgt. Naturgemäß offenbaren die Werke staltet; die wuchtig einherschreitenden Bauern (
eines uns zeitlich fernerstehenden Künstlers nur haben den ehernen Rhythmus Hodlerscher (
in ihrer ursprünglichen Umgebung ihre volle Schöpfungen. Eine glücklich erfaßte, rhyth- (
Wirkung. Durch skrupellose Milieu-Rekonstruk- misch wiederholte Bewegung beherrscht auch (
tionen glaubte eine auch heute nicht ganz über- das dritte Bild, das mir persönlich am nächsten j
wundene romantische Kulturauffassung das steht: Das innere Ohr vernimmt den hellen )
meist unwiederbringlich Verlorene ersetzen zu und harten Gleichklang der Sensen, die diese }
können; in den von ihrem Geiste erfüllten „Bergmäher" hoch oben auf freier Alpwiese kräf-
Musealräumen beraubt eine aufdringliche Stirn- tig schwingen (Abb. Jahrg. 1909/10 geg. S. 529). i
mungsmacherei die Kunstwerke gerade jenes Der vielseitige Andri rückt mit seinem präch- j
wesentlichen Teiles ihrer Wirkung, die ihnen tigen „Holzschlitten" — bei voller Wahrung (
zurückzugewinnen man mit verstimmender Ab- seiner kräftigen Eigenart — in die unmittel- (
sichtlichkeit allzu bestrebt war. Aus dieser Er- bare Nähe dieses Meisterwerkes. Den Quer-
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