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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Ausstellungen - Personal-Nachrichten - Neue Kunstliteratur
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PERSONALNACHRICHTEN — NEUE KUNSTLITERATUR

PERSONAL-NACHRICHTEN

Schule trat (Por- heimrat Professor Dr. Heinrich Wölfflin in

trat der Mutter), Berlin, der den ersten Ruf abgelehnt hatte, die

die vorläufige Lehrstelle für Kunstgeschichte an der Münchner

höchste Stufe Universität übernehmen, und zwar beginnt Professor

modernen Aka- Wölfflin seine Vorlesungen in München mit dem

demismus um nächsten Sommersemester.

1905 (Porträt des GESTORBEN. In Stuttgart der Maler Hans

Dichters Scharf), V* BrOhlmann. Geboren 1878 zu Amriswil im

endlichdasunter Thurgau, erhielt er seine erste Ausbildung in Zürich

dem Einflußfran- un(j Wurde später Schüler von Kalchreuth und Holzel,

zösischerVorbil- £r hat u. a. bei der Ausschmückung der Pfullinger

der erfolgte Auf- Hallen mitgewirkt. Unter seinen Blumenstücken,

lockern des kom- bei denen der Einfluß von Cezanne stark hervor-

pakten Strichs, tritt, sind einzelne schöne Arbeiten zu verzeichnen,
das farbige Se- H T-

hen, die bunten

Professor Aiirusr hoi MRFRf K™^™- Ein NEUE KUNSTLITERATUR

Professor AuGi'ST holmberg volIendetesWerk

Direktorder Neuen Pinakothek in München dieses neuen Lichtwark, Alfred. Die Seele und das
t 7. Oktober 1911 starken Weisger- Kunstwerk. Böcklinstudien. Vierte Auflage. M2.50.
ber ist der Hei- Berlin 1911. Bruno Cassirer.
lige Sebastian", der der Kunsthalle in Bremen gehört, Die 8roße Verbreitung, die dieses Werkchen
und dem ich vor der in der Münchner Secession Lichtwarks gefunden hat, zeichnet auch das deutsche
gezeigten Version des gleichen Gegenstands unbe- Publikum aus. Denn die Freude an solchen Schriften
denklich den Vorzug gebe. Jedenfalls ist die Aus- ist nicnt denkbar ohne entwickelten Sinn für Form
Stellung dieser etwa vierzig Weisgerberschen Werke und Gehalt. Nichts Sensationelles, nichts Geist-
höchster Beachtung wert: sie lehrt erkennen, daß reichelndes, Dithyrambisches ist in Lichtwarks Werk.
Weisgerber, wenn auch nicht immer sympathisch, Mit wundervoller Ruhe, Klarheit, Kürze und Mäßi-
einer der temperamentvollsten und im Kern auch gun8 trägl gerade der seine künstlerischen Erleb-
selbständigsten Koloristen Münchens ist. g.j. w. nisse und Anschauungen vor, der so klug und ent-
schieden als SchriftstellerundMuseumsleiter fürneue,
noch umfeindete Künstler immer eintrat. Möchte der
Leserkreis dieser Schrift sich immer weiter aus-
dehnen. Das wäre ein Gewinn auch für die besten
ÜNCHEN. Am 7. Oktober ist in München Pro- Künstler, die nach Böcklin wieder um unsere An-
fessor August Holmberg, Maler und Galerie- erkennung ringen. Bredt
direktor, im 61. Lebensjahre gestorben. Holmberg, Creutz, Max. Die Anfänge des monu-
Münchner von Geburt und nach künstlerischem Wer- mentalen Stiles in Norddeutsch land. M6.—.
degang, war eine der sympathischsten Erscheinun- Köin 1910. Du Mont-Schaubergsche Buchhandlung,
gen der konservativen Künstlerschaft. Wilhelm von Creutz eröffnet seine verdienstvolle, wissen-
Diez, der vielgepriesene Lehrer der Münchner schaftlich wertvolles Material verarbeitende Abhand-
Akademie, hat auch ihm den Weg in die Geheim- lung mit dem lapidaren Satz, die rein-malerische
nisse der Malerei erschlossen. Holmberg begann christlich-orientalische Kunstanschauung des frühen
recht vielseitig: er malte saftige Interieurs von Mittelalters habe die spätantike Plastik zersetzt. Den
flämischer Üppigkeit und von jener schönen, fetten Beweis geben ihm die ehernen Türflügel und die
Koloristik, die wir an de Heem und Vermeer lieben, Bronzesäule aus der Zeit Bernwards im Dom zu
Interieurs, warm im Ton, wie das bei den Alt- Hildesheim: der Monumentalität des Materials ent-
münchnern beliebt gewesen, die ausgezeichnete sprechen die dargestellten Szenen nicht — sie sind
Vedute „Füssen", die bei der Deutschen Jahrhundert- bildartig wie die Seiten eines Kodex aneinander-
ausstellungberechtigtes Aufsehen erregte, und vieler- gereiht, für den Blick aus unmittelbarer Nähe, gleich-
lei Figurenbilder. Allmählich rückten diese in den sam fur s;ch gearbeitet. Erst mit Rogkerus von
Vordergrund seines Schaffens und beherrschten sein Helmershausen, der aus der Tradition der rheini-
Werk; feinmalerisch setzte erzierlicheFigürchenhin, schen Goldschmiedewerkstätten herauswuchs, däm-
Konversationen alter Rokokoherren, geistliche Mon- mert fur Norddeutschland der monumentale Stil her-
signori in ihren beneidenswert üppigen Bibliotheken, auf. Rogkerus von Helmershausen steht im Mittel-
Schachspieler und sinnende junge Damen am punkt dieser Schrift als der, auf den die Anfänge
Fenster und was dergleichen etwas genrehafter, dieses monumentalen Stils zurückgehen. Wie das
aber peinlich malerisch, nicht anekdotenhaft ge- ja der Forscher gerne tut: das Werden einer Sache,
stalteter Motive mehr sind. Auch Porträte malte Sei es eines Stils, sei es eines Einzeldenkmals, ist
er gelegentlich, darunter das des Prinzregenten, das zumeist wichtiger als das Gewordene . . .
in der Neuen Pinakothek zu München hängt... Trotzdem werden natürlich von Creutz, dem Titel
Seit Jahren ist Holmberg erster Konservator des seiner Schrift entsprechend, auch die frühen Monu-
bayerischen Gemäldeschatzes und Direktor jenes mentalplastiken Norddeutschlands in den ausklin-
Teils der Neuen Pinakothek, der die im Besitz des genden Kapiteln behandelt und, daran als besonderes
K. Hofes befindlichen Gemälde umschließt. Die Kapitel an- und die Ausführungen abschließend, die
Münchner Akademie der bildenden Künste hat romanische Plastik in der zweiten Hälfte des 12. Jahr-
Holmberg durch Verleihung der Ehrenmitglied- hunderts. die ihren Charakter gegenüber den kraft-
schaft geehrt. g. J. w. volleren Monumentalwerken der Frühzeit schon wie-
I ÜNCHEN. Als Nachfolger des verstorbenen der verändert hatte. — Instruktive Illustrationstafeln

NT

Professors Berthold Riehl wird nun doch Ge- begleiten den interessanten Text. g.j.w. I

Redaktionsschluß: 10. Oktober 1911 Ausgabe: 26. Oktober 1911

Herausgeber: F. Schtartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

Sämtlich in München, Nymphenburgerstraße 86
 
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