Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0192
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Haberfeld, Hugo: Gustav Klimt
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gustav kl IMT
Nach einer Photographie von M. Nähr, Wien
GUSTAV KLIMT
Von Hugo Haberfeld
Das Werk Gustav Klimts zeigt bisher fol- kenwerk individueller Züge und solcher des
gende merkwürdige Gegensätzlichkeit: zu- Wiener Bodens spielt, das ergänzt reizvoll das
weilen schätzt der Maler die wunderbare Macht, Bild der Klimtschen Erscheinung,
lediglich mit den Möglichkeiten der Farbe und In der Eröffnungs- Ausstellung des von Josef
des Pinsels ein Weltbild zu formen, so niedrig Olbrich gerade vollendeten Secessionshauses —
ein, daß er seiner künstlerischen Natur ent- im ersten Jahre des „ver sacrum", das mit dem
sprechender zu handeln vermeint, wenn erseine Hoffnungsrausch eines wahren Kunstfrühlings
Schöpfungen auf das Gewicht literarischer Ideen einsetzte, die nüchterne Welt schrieb damals
stellt; dann wieder will dem Meister jedes tech- 1898 — hing Gustav Klimts „Pallas Athene":
nischen Ausdrucks die Malerei als ein zu geistig unter dem altgolden aufleuchtenden Helm schim-
vieldeutiges, zu intim beseeltes Mittel erscheinen, merte das bleiche Antlitz mit hellen Augen-
so daß er für seine Gebilde zu der primitiveren Sternen, rostrot fiel das Haar längs des schlan-
Wirkung echten Materials, zur kalten Pracht ken Halses auf die schuppige Brünne nieder
der Dekoration greifen zu müssen glaubt. Diese (Abb. S. 182). Das Bild wirkte durchaus neu-
Gegensätzlichkeit, die umso auffallenderist, weil artig, je nach dem Standpunkt des Beschauers
sie in einer einzigen Persönlichkeit zur Aus- verrucht oder aber anbetungswürdig modern,
tragung bringt, was sonst in den Kämpfen einer Heute mutet es eher als ein Ende, denn als
Generation seine Lösung findet, bestimmt Rieh- Anfang an. Wohl hat es Merkmale seiner Ent-
tung und Gesetz der Klimtschen Entwicklung. stehungszeit, verrät manche Verwandtschaft
Wie aber um diese nebeneinander laufenden mit damaligen Bildern von Franz v. Stuck und
oder sich kreuzenden Grundlinien dasfeineRan- Fernand Khnopff, seine Grundstimmung weist
zt. tz~ ... ., _ . , „,, . jedoch nach rückwärts, in jene Jahre zurück,
Wir veröffentlichen die Reproduktionen nach Klimtschen ' ' ' ° '
Bildern mit Genehmigung des Kunstverlages h. o. Miethke in da Klimt mit seinem jungverstorbenen Bruder
Wien, der ein groß angelegtes Klimt-Werk herausgibt, von dem r <. j c ii/i » u i-. i~
bereits zwei Lieferungen vorliegen. Ernst und mit Franz Matsch Theatervorhange
Die Kunst für Alle XXVII. 8. 15. Januar 1912 173 22
Nach einer Photographie von M. Nähr, Wien
GUSTAV KLIMT
Von Hugo Haberfeld
Das Werk Gustav Klimts zeigt bisher fol- kenwerk individueller Züge und solcher des
gende merkwürdige Gegensätzlichkeit: zu- Wiener Bodens spielt, das ergänzt reizvoll das
weilen schätzt der Maler die wunderbare Macht, Bild der Klimtschen Erscheinung,
lediglich mit den Möglichkeiten der Farbe und In der Eröffnungs- Ausstellung des von Josef
des Pinsels ein Weltbild zu formen, so niedrig Olbrich gerade vollendeten Secessionshauses —
ein, daß er seiner künstlerischen Natur ent- im ersten Jahre des „ver sacrum", das mit dem
sprechender zu handeln vermeint, wenn erseine Hoffnungsrausch eines wahren Kunstfrühlings
Schöpfungen auf das Gewicht literarischer Ideen einsetzte, die nüchterne Welt schrieb damals
stellt; dann wieder will dem Meister jedes tech- 1898 — hing Gustav Klimts „Pallas Athene":
nischen Ausdrucks die Malerei als ein zu geistig unter dem altgolden aufleuchtenden Helm schim-
vieldeutiges, zu intim beseeltes Mittel erscheinen, merte das bleiche Antlitz mit hellen Augen-
so daß er für seine Gebilde zu der primitiveren Sternen, rostrot fiel das Haar längs des schlan-
Wirkung echten Materials, zur kalten Pracht ken Halses auf die schuppige Brünne nieder
der Dekoration greifen zu müssen glaubt. Diese (Abb. S. 182). Das Bild wirkte durchaus neu-
Gegensätzlichkeit, die umso auffallenderist, weil artig, je nach dem Standpunkt des Beschauers
sie in einer einzigen Persönlichkeit zur Aus- verrucht oder aber anbetungswürdig modern,
tragung bringt, was sonst in den Kämpfen einer Heute mutet es eher als ein Ende, denn als
Generation seine Lösung findet, bestimmt Rieh- Anfang an. Wohl hat es Merkmale seiner Ent-
tung und Gesetz der Klimtschen Entwicklung. stehungszeit, verrät manche Verwandtschaft
Wie aber um diese nebeneinander laufenden mit damaligen Bildern von Franz v. Stuck und
oder sich kreuzenden Grundlinien dasfeineRan- Fernand Khnopff, seine Grundstimmung weist
zt. tz~ ... ., _ . , „,, . jedoch nach rückwärts, in jene Jahre zurück,
Wir veröffentlichen die Reproduktionen nach Klimtschen ' ' ' ° '
Bildern mit Genehmigung des Kunstverlages h. o. Miethke in da Klimt mit seinem jungverstorbenen Bruder
Wien, der ein groß angelegtes Klimt-Werk herausgibt, von dem r <. j c ii/i » u i-. i~
bereits zwei Lieferungen vorliegen. Ernst und mit Franz Matsch Theatervorhange
Die Kunst für Alle XXVII. 8. 15. Januar 1912 173 22