Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0193
DOI Artikel:
Haberfeld, Hugo: Gustav Klimt
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0193
GUSTAV KLIMT
8 1
U in einigen Städten, sowie Fresken im Wiener in den Bogenzwickeln des Hofmuseums — an u
ö Burgtheater und Kunsthistorischen Museum ge- der toten Schönheit geschichtlicher Symbole
W malt hat. Diese frühen Arbeiten Gustav Klimts entzündete, um sich zu läutern und später auch N
M sind liebenswürdige Ausläufer der von Makart Klimts Anschauung des Lebens und der Natur M
(l determinierten Wiener Historienmalerei und mit anmutigem Feuer zu überglänzen. (I
r) die „Pallas" ist ihre aparteste, in eine ent- In den nächsten Jahren erfolgt ein gewaltiger ►)
götterte Welt verstreute Blüte. Denn was ihren Aufschwung. Es ist die Zeit, da Klimt für sein ^
(i heimlichsten Reiz ausmacht, unterscheidet auch organisch sich änderndes Empfinden neuen Aus- u
ö den jungen Klimt von den Historienmalern: druck sucht, einen eigenen Stil schafft, nicht /)
y\ niemals wählt er ein Motiv des anekdotischen in einsamer Zwiesprache seines künstlerischen V)
M Geschehens wegen, aber auch nicht als Vor- Willens mit der Welt derObjekte, sondern allen ^
(i wand für eine Extase der Farbe; ihn fesselt Einflüssen sich öffnend, allen Strömungen hin- ()
^ die verführerische Atmosphäre, welche die gegeben. Wie sich sein Verhältnis zur alten
N Vorstellung längst gewesener Zeiten, Menschen Kunst sublimiert, indem er der edlen Voll-
(i und Dinge mit süßer Schwermut umgibt, und endung reifer Epochen die archaistische Frühe (i
ö er gestaltet sie mit der spielerischen Freude und die Müdigkeit der Verfallszeiten vorzieht, p
M des Aestheten, dem Veranlagung und Studium etwa die Herbheit griechischer Vasenbilder und K
U die alten Formen geläufig machten. Diese Fest- den starren Glanz byzantinischer Mosaiken, wie U
n Stellung ist wichtig, weil sie ein Hauptelement er sich ferner von den exotischen Reizen der (i
►) des Klimtschen Wesens anzeigt, das Dichte- ostasiatischen Linienkunst bestricken läßt, so ►)
W rische in ihm, das sich — man denke an die wirken unter den Zeitgenossen Minne und (f
Verkörperungen der italienischen Renaissance Toorop, Beardsley und Khnopff besonders auf (j
■ '"-4 ' '
r
GUSTAV KLIMT DAMENBILDNIS
174
8 1
U in einigen Städten, sowie Fresken im Wiener in den Bogenzwickeln des Hofmuseums — an u
ö Burgtheater und Kunsthistorischen Museum ge- der toten Schönheit geschichtlicher Symbole
W malt hat. Diese frühen Arbeiten Gustav Klimts entzündete, um sich zu läutern und später auch N
M sind liebenswürdige Ausläufer der von Makart Klimts Anschauung des Lebens und der Natur M
(l determinierten Wiener Historienmalerei und mit anmutigem Feuer zu überglänzen. (I
r) die „Pallas" ist ihre aparteste, in eine ent- In den nächsten Jahren erfolgt ein gewaltiger ►)
götterte Welt verstreute Blüte. Denn was ihren Aufschwung. Es ist die Zeit, da Klimt für sein ^
(i heimlichsten Reiz ausmacht, unterscheidet auch organisch sich änderndes Empfinden neuen Aus- u
ö den jungen Klimt von den Historienmalern: druck sucht, einen eigenen Stil schafft, nicht /)
y\ niemals wählt er ein Motiv des anekdotischen in einsamer Zwiesprache seines künstlerischen V)
M Geschehens wegen, aber auch nicht als Vor- Willens mit der Welt derObjekte, sondern allen ^
(i wand für eine Extase der Farbe; ihn fesselt Einflüssen sich öffnend, allen Strömungen hin- ()
^ die verführerische Atmosphäre, welche die gegeben. Wie sich sein Verhältnis zur alten
N Vorstellung längst gewesener Zeiten, Menschen Kunst sublimiert, indem er der edlen Voll-
(i und Dinge mit süßer Schwermut umgibt, und endung reifer Epochen die archaistische Frühe (i
ö er gestaltet sie mit der spielerischen Freude und die Müdigkeit der Verfallszeiten vorzieht, p
M des Aestheten, dem Veranlagung und Studium etwa die Herbheit griechischer Vasenbilder und K
U die alten Formen geläufig machten. Diese Fest- den starren Glanz byzantinischer Mosaiken, wie U
n Stellung ist wichtig, weil sie ein Hauptelement er sich ferner von den exotischen Reizen der (i
►) des Klimtschen Wesens anzeigt, das Dichte- ostasiatischen Linienkunst bestricken läßt, so ►)
W rische in ihm, das sich — man denke an die wirken unter den Zeitgenossen Minne und (f
Verkörperungen der italienischen Renaissance Toorop, Beardsley und Khnopff besonders auf (j
■ '"-4 ' '
r
GUSTAV KLIMT DAMENBILDNIS
174