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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Michel, Wilhelm: Max Mayrshofer
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0235

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MAX MAYRSHOFER

J MAX MAYRSHOFER ZEICHNUNG

> den? Er, von dem jeder hören konnte: „Be- mehr oder minder „exzentrischen" Gestalten,

( ruhigen Sie sich, ich weiß ganz genau, daß unter denen er sich als Teilnehmer unseres

) meine Sachen etwas sind", oder noch besser: künstlerisch-literarischen Treibens befindet,

) „wenn einer sagt, ich könnte nichts, das würde wahrlich keine schlechte Figur macht.

) ich dem Manne nicht glauben" ! Das Erheiternde Die festgliedrige, muskulöse Ruhe seines

) an der Sache aber liegt darin, daß Mayrshofer Wesens gibt seiner Kunst ihr Gepräge. Alles

( wirklich bescheiden ist, nämlich nicht den Men- ist in ihr von duftender Frische. Einen Hauch

l sehen, sondern der Kunst und sich selbstgegen- der starken Gesundheit seines Volksschlages

( über. Es gibt etwas an ihm, das noch be- spürt man selbst in seinen dem Motiv nach

j wunderungswürdiger ist als die kühne Schönheit „mondänsten", der Mache nach „internatio-

( seiner Konturen, die poetische Fülle seiner Ein- nalsten" Schöpfungen. Seine Frauenakte: Da

) bildungskraft und der unnachahmliche delikate lachen die Formen vor Kraft und Sicherheit,

) Schmelz seiner zeichnerischen Auffassung: und das Herz des Beschauers lacht, angesteckt

) Das ist die kühle, männliche Festigkeit seiner von der inneren Heiterkeit dieser unproble-

I Natur, seines Urteils über sich und andere, matischen Linien und Töne. Sie stecken bis

Einen bestimmten Begriff von dem, was er zu obenhin voller Witz und Munterkeit, wie das

leisten fähig ist, hat er immer gehabt und dem- Wesen des oberbayerischen Volksschlages, in

zufolge auch eine ganz ruhige, weder von Eigen- dem es neben einem geistig faulen und un-

) liebe noch von Trotz noch von „Katerstim- kultivierten Bestandteil ein hochbegabtes, reg-

j mungen" beeinträchtigte Einschätzung seiner je- sames, witziges und feuriges Element gibt.

weiligen Produktion. Es wird unter seinen Diesem Elemente gehört Mayrshofer an.

) zahlreichen Bekannten keinen geben, der von Das übrige hat dann die Schule gemacht,

j ihm in irgendwelcher Form eine Klage über dazu die Einsamkeit und ein äußerst lebhaftes

seine lange Obskurität gehört hätte. Natürlich Erfassen alles Fremden, soweit es dem Künstler

nicht, denn er hat sie ja gesucht. Wichtiger eindrucksvoll und förderlich schien. E

j ist es, daß auch der junge und gleich heftig Was jetzt durch die zahlreichen Sonderaus- }=j

( ins Kraut geschossene Ruhm an seiner Meinung Stellungen von Mayrshofer bekannt geworden

) über sich, an seinem Streben, an seinem Selbst- ist, das sind fast ausschließlich Dokumente

) gefühl nicht das mindeste geändert hat. Mayrs- seiner letzten Periode. Kreidezeichnungen

) hofer ist einer, dessen Schwerpunkt ganz in nach landschaftlichen und figürlichen Motiven,

J ihm selbst liegt. Ein sattes, in sich ruhendes, in allen Fällen durchaus malerisch und im-

/ volkstümlich-derbes Leben, das inmitten der pressionistisch behandelt. Der Maler hat von

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