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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Sievers, Johannes: Berliner Ausstellungen
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0241

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\ BERLINER AUSSTELLUNGEN — PERSONAL-NACHRICHTEN

J BERLINER AUSSTELLUNGEN Art von Erler oder Putz, ausgefallen sind. — Bei

i Faul Cassirer sieht man verschiedene Landschaften

i 'Pye „Neue Secession" hat ihre vierte Ausstellung von Leo Klein - Diepold, die wie stets in ihrer

!| in der Potsdamerstraße eröffnet, in wesentlich zähen Malweise an Frische vermissen lassen, etwas

J besseren und helleren Räumen als bisher; die Mit- weichliche Landschaften von Oskar Moll, wenig

0 glieder der neuen Secession, sowie die Neue Künstler- fest und charakteristisch in ihrer Bildmäßigkeit,
j Vereinigung München beschickten die Veranstal- hübsche Stilleben von George Mosson und Por-
5 tung. Für den Kritiker, der sich schon früher träts sowie Landschaften von Fritz Rhein, in dem
j die Mühe genommen, dem Wollen derer nachzu- ich im allgemeinen den soliden vornehmen Bildnis-
J gehen, die an dieser Stelle vor das Publikum treten, maler höher stellen möchte. Besonders farbig in-
a bringt die neue Ausstellung Rätsel über Rätsel, un- teressant und von einer ganz amüsanten, teppich-
( erfüllte Hoffnungen und Vermutungen in Fülle. Auch artigen Wirkung sind die Arbeiten des Ungarn Jo-
; der, welcher wirkliches Interesse und fortschrittliches sef Rippl-Ronai. An Kraft der Farbe, meist

1 Empfinden mitbringt, wird nur selten aus dem Kopf- einem brennenden Rot, lassen Pechsteins Bilder
J schütteln, den Fragen nach dem Warum und Wozu nichts zu wünschen übrig. Mir scheint es aber, als
J herauskommen. Einige Bilder sind nicht übel, wahr- wenn dieser entschieden talentvolle Künstler gegen
j scheinlich deshalb, weil man auf ihnen etwas er- früher zurückgegangen und mit manchem anderen
) kennt, also mehr als nur Farbenbäche und Strähnen Mitgliede der neuen Secession gar zu sehr in das
\ wahrnimmt. Ich nenne etwa Harold Bengens äußerlich dekorative Fahrwasser geraten wäre. Man
\ „Fliehende". Otto Muellers „Badende", Artur hat das Empfinden, als wenn sich der Autor solcher,
( Segals „Sonnenblumen" und ein paar Strandbilder aus rohen, grellen Farbkontrasten bestehenden Kom-
[ von Moritz Melzer. Aber was soll man zu Nolde position an dem rein sinnlichen Reiz der Farbe be-
sagen, dessen Zeichnung und Kolorit in immer toi- rauschte und dabei vergäße, daß er nicht Kunst-

' lerer Auflösung begriffen ist, was zu Otto Freund- gewerbe, sondern ein Bild schaffen wolle. — In
I lich, Erich Heckel, oder gar zu Kandinsky? Caspers kleiner Ausstellung sind einige der hod-
I Man kann sich dem Gedanken nicht verschließen: lerisch-hölzernen, aber ehrlichen und kraftvollen
| so geht es nicht weiter. An allen Ecken und Enden Typen Ernst Bielers zu finden und ein helles,
| wuchert die tollste Willkür, die kindlichste Experi- kapriziös geistreiches Bild von Wilhelm Gallhof,
| mentiersucht, deren Ziele und Zwecke selbst dem Paris, „Im Spiegel". Grulichs Landschaften und
wohlwollendsten Beschauer, möglicherweise aber Städtebilder sind von einer unverständlichen Dürre
selbst dem Schöpfer dieser Werke nicht weniger un- und Armut des Tones, Rene Reinickes Illustra-
klar sind. Da sich, wie man hört, in letzter Zeit tionen und Karikaturen in ihrer zudringlichen Platt-
eine Spaltung unter den Künstlern der neuen Seces- heit einfach unerträglich. Eine Kollektion Leo
sion ergeben hat, kann man für die nächste Zeit die Rauths (Leipzig) tut ein wenig zu anspruchsvoll
) Gründung einer „Neuesten Secession" erwarten. mit ihren vielen Kostümfiguren usw., höher steht das
) Wenn dann nicht bald energische Klärung eintritt, Selbstbildnis des Malers. — Zum Beschluß wäre
j muß man sich auf das Schlimmste gefaßt machen. noch von einer (graphischen) Menzelausstellung im
— Bei Keller & Reiner war vor ihrer Versteigerung Kgl. Kupferstichkabinett zu berichten, welche die
die Sammlung des Kapitänleutnants a. D. Küthe außerordentlichen Kostbarkeiten dieser Sammlung
I ausgestellt, die eine Reihe interessanter Bilder ent- einmal in geschlossener Reihe dem Publikum vor-
hielt. In erster Linie wären verschiedene Lieber- führt, wertvoll ergänzt durch einige Blätter aus der
manns zu nennen, eine prächtige „Amsterdamer ausgezeichneten Privatsammlung des Herrn Gins-
Judengasse", ein „Biergarten" und eine „Partie aus berg in Berlin. j. Sievers
I dem Luxembourg-Garten". Dann Slevogt mit einem

I kleinen d'Andradebildnis (Champagnerlied aus dem PERSONAL-NACHRICHTEN

„Don Juan") und einem farbig äußerst delikaten ,,nc„.., . _ ^ . .. . . „ .

I „Teetisch". Von Hofmann, Leibl, TrObner, MOSKAU. Am 5. Dezember verschied in Moskau
Schuch und Hodler war manches ebenso Gute zu *fr berühmte russische Maler Valentin Sse-
sehen wie unter den Franzosen Cezanne, Corot, row> dessnen '°d fur die moderne russische Malerei
Courbet, Daumier, Pissarro und Renoir. In An- emen Sroßen V"lust Md?- Besonders m der Bild-
betracht der durchschnittlich recht guten Qualität der "«malerei war Sserow großer als irgend ein zeitge-
Sammlung war das geringe Interesse von privater «»ssischer russischer Maler. Sserow wurde als

1 Seite und das nur mäßige finanzielle Ergebnis höchst Sohn des russischen Komponisten A. Sserow im

merkwürdig. — In Gurlitis Kunstsalon ist eine Ge-

Jahre 1865 geboren. a.b.

dächtnis-Ausstellung für den Stuttgarter Künstler WETHMAR. Dem Maler Albin Egger-Lienz in l

H. Pleuer veranstaltet, über die an dieser Stelle Ha" (T'r°l)> der mit Beginn des neuen Jahres n

schon berichtet wurde. — Schlimm steht es um die sein Lehramt an der Hochschule für bildende Kunst >

Aquarelle aus Italien, die von Frau Büchmann antreten wird, ist vom Großherzog von Sachsen der i

stammen. Dergleichen gehört bestenfalls in den eng- Titel Professor verliehen worden. In verschiedenen \

sten Familienkreis. — Unter den Objekten, die bei auswärtigen Tageszeitungen wird irrtümlicherweise 0

Keller & Reiner zu finden sind, wäre am ehesten Josse berichtet, Egger-Lienz übernähme an Prof. Hans 0

Goossens zu nennen, der schon auf der letzten Oldes Stelle die Leitung der Hochschule für bildende 0

Großen Kunstausstellung mit seinem starken Kolorit, Kunst. Olde, der als Direktor der Akademie nach 0

der kräftigen fleckigen Malweise angenehm auffiel. Kassel berufen wurde, war seit Oktober 1910 nur (

Einige der hier gezeigten Arbeiten wie das hübsche n°ch in seiner Eigenschaft als Lehrer an der Hoch- «

Bild „In der Teestube" oder die „Szene aus dem schule tätig, die seitdem unter der Leitung des Pro- f

Nymphenburger Park" weisen die gleichen Vorzüge fessors Fritz Mackensen steht. *

auf, während eine ganze Reihe anderer Stücke — /^ESTORBEN: In Berlin im Alter von 78 Jahren >

darunter mehrere große Figurenbilder — weitaus ^ der Genremaler Peter Baumgartner, ein ^

langweiliger und unorigineller, in Anlehnung an die Schüler Pilotys. k

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