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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Erasmus, Kurt: Jacob Maris
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Bismarck und die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0292

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| JACOB MARIS — BISMARCK UND DIE KUNST

| schließen. Hinzu kommt noch, daß er immer weiß ich nicht. Ich habe auch bisher immer ge-
I von neuem zu Pinsel und Palette griff, um 8la.ubt- diß das Lesen vieler Bücher noch kein Be-
.. ... ,„r ... _ , . , , . , weis für Kunstverständnis sei. Außerdem hat Herr
diese kleinen Weltburger bei den verschieden- Strecker nicht einmaI verstanden, daß meine Be-
artigsten Beschäftigungen und in stets neuen merkung lobend gemeint war: „Gott sei Dank
Situationen auf der Leinwand festzubannen. verstand Bismarck nichts von historischer Kunst.
Es spricht aus all diesen Gemälden ein liebe- £r .würde gewünscht haben, ein Denkmal aus dem
I <i ,r * j ii j- • i o j- Geist seiner Zeit heraus zu erhalten. Das war
| voller Vater, der alle die vielen Sorgen dieser der auf der Hand liegende Sinn meiner Worte. Es

j kleinen Wesen mit der ihnen eigenen wichtigen ist nicht schön von Herrn Strecker, daß er mir die

Miene mittrug. Er empfand ihr reiches Innen- Freude mißgönnt, auch in diesem wie in anderen

1 leben, spürte ihm nach und sonnte sich in Punkten mit Bismarck übereinzustimmen»)

i^. f ^i- i ti j j- t ■ l Ein anderer Kritiker in der „Post" benutzt meine

seinem häuslichen Gluck. Und die Liebe zu Bemerkung, daß die keltische Dolmen-Setzung des

seinem eigenen Heim übertrug er auch auf einen Entwurfs an „Nordisches Barbarentum" er-

seine Freunde. Er liebte die Geselligkeit, innere, dazu, es „beschämend" zu finden, „daß ein

keine großen lärmenden Feste, aber einen deutscher Kunstgelehrter noch heute von nor-

p -•_«• i ,r • r. i 1. dischen Barbaren spricht, nachdem man sich gerade

j fröhlichen Kreis guter Bekannter sah er gern ungefähr darüber klar istj daß alle hochgediehenen

um sich. An solchen Abenden erfreute der Kulturen des Altertums im Grunde germanisches

I älteste Sohn des Künstlers die Gesellschaft Geisteseigentum gewesen sind." Es scheint, daß

I durch gute Musik; denn Jacob selbst war ein einige Werdandi-Leute auf der Lauer liegen, ob sie

r> ■ *t «. j f _i ii jemand bei der Kritik altkeltischer Kunst er-

aufnchtiger Verehrer der Tonkunst, vor allem tappen k8nnen. Wer die Stelle liest> wird sich

Beethovens. Da Maris ein so empfängliches sagen müssen, daß ich dabei nicht entfernt daran

Herz für alles wahre Schöne hatte, so kommt dachte, die germanische Frage aufzurollen, sondern

I es uns fast selbstverständlich vor, daß er auch daß es sich für mich nur um den Gegensatz zwischen

, ... . ~ ' ._. . historischer und moderner Kunst handelte,
stets hilfsbereit war. Gerne unterstutzte er

seine Kunstbrüder, die in Not waren, sei es,

| daß sie ihn um Rat baten bei ihren Arbeiten, Zu unserer Rundfrage in Sachen der Em_

sei es, daß sie an den täglichen Lebensbedurf- schejd des Bismarckdenkmal-Wettbewerbes

n.ssen Mangel litten. Auch kaufte er Werke erhalten wir noch die nachstehenden Antworten :
) junger vorwartsstrebender Kunstler, um ihnen

zu helfen und ihre Schaffensfreude zu erhöhen. M.Pro.fessor Freiherr Hl^° von "bemann,

Vergebens klopfte kein Bedürftiger an Maris' München:

Tür. So wurde denn Jacob Maris allmählich _ lch hätte unbedingt für Ausführung des Hahn-

) . , . . c • i tr- *i j i Bestelmever-Projekts gestimmt, wenn ich Mitglied

> nicht nur ein gefeierter Kunstler, sondern als der Preisjury gewesen wäre.

Mensch auch verehrt und hochgeschätzt. Und * %

) als er am 8. August 1899 in Karlsbad, wo er „ „ , * . ,

Genesung von einem Leiden suchte, die Augen w- Hagelstange, Direktor des Wallraf-

I für immer schloß, da standen an seiner Bahre R>chartz-Museums in Köln:

I nicht allein seine Verwandten, sondern ganz .lf bin kein Freund derartiger Rundfragen, mag

k tt 11 i j . ■ . . , mich auch nicht mehr des langen und breiten über

Holland trauerte um seinen dahingeschiedenen eine erledigte Sache äußern, will aber dennoch nicht

großen Sohn. unterlassen zu sagen, daß ich — nicht etwa aus

lokalpatriotischen Gründen — mich für den ersten

BISMARCK UND DIE KUNST

Entwurf Brantzkvs entschieden haben würde.

* *

*

Von Herrn Professor K. von Lange in Tü- Professor Adolf von Hildebrand, München:

hingen erhalten wir folgende Einsendung zum Ich habe Ihre erste Aufforderung dankbar erhalten,

Abdruck: aber geschwiegen, weil ich überhaupt solche Denk-

Mein Gutachten über die Frage des Bismarck- mäler in der Landschaft für verfehlt halte und diese

Nationaldenkmals auf Seite 205 des Februarheftes Anschauung für die jetzt gegebene Streitlage nicht

hat Herrn Carl Strecker so gereizt, daß er in der mehr in Frage kommt. Bei solchen Denkmälern,

„Täglichen Rundschau" vom 18. Januar in einem wo die Menschen von weitem hinziehen müssen,

„Aesthetiker - Weisheit" überschriebenen Artikel wird das Restaurant zuletzt immer die Hauptrolle

böse über mich herfällt. Meine Bemerkung: „Bis- spielen. Doch wie gesagt, es hat keinen Sinn, meine

marck verstand nichts von Kunst und Kunstge- Ansicht näher darzustellen, weil der Zeitpunkt zu

schichte. Er würde einem Denkmal in historischen spät, und ich vermeide es deshalb mich in den

Formen sicher nicht das Wort geredet haben" bezog jetzigen Streit hineinzumischen,

sich natürlich auf die bildende Kunst in ihren hi- -

Storischen Formen. Herr Carl^Strecker hält mir •) Eine der „Täglichen Rundschau-' eingeschickte Erwidc-
entgegen, daß Bismarck sehr viel gelesen, ein gutes r""^ die ungerähr den obigen Wortlaut hatte, ist nur in ver-
Otinr oohoht nnH M^lnHien mit ünsu/pnHio oplprnt stummelter Form abgedruckt worden. Diesen Kampf mit
W JLenabt UnQ Melodien gut auswendig gelernt ungieichcn w,fre„ möchte ich in dem Berliner Blatt nicht weiter-
habe. Was das mit meiner Behauptung zu tun hat, kämpfen.

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