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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Michel, Wilhelm: Die Grenzen des Subjektiven in der Kunst
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Glaser, Curt: Die Grosse Berliner Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0488

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

J DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG

J etwas anzufangen? Sie ist für ihn völlig wert- j^S.
j los, weil ihm die Erscheinungssumme, durch die
3 der Ausruf veranlaßt wurde, nicht anschaulich
') gemacht ist. Er sieht eine Erregung, ohne über
i deren Grund belehrt zu werden, und ist be-
ll lustigt. Für den Künstler selbst können unter
n Umständen in der äußersten, knappsten Ab-
J straktion hohe Arbeitswerte aufgespeichert
3 liegen. Dem Dritten werden sie tot und stumm
bleiben, weil er mangels Fühlbarmachung des
Ausgangspunktes gerade die Arbeit, die eigent-
liche seelische Leistung, nicht zu würdigen
vermag. Er sieht vor sich allenfalls eine Art
kunstgewerblichen Flächenschmuck, deren ei-
gentlicher entscheidender Wert als Verarbei-
tungsprodukt der mit den Stoffen ringenden
Phantasie ihm jedoch verschwiegen bleibt.

Wir haben bekanntlich in der Literatur ähn-
liche Erscheinungen gehabt. Man bescherte
uns eine Zeitlang Gedichte, die aus Wellen-
linien, aus dicken Punkten, aus fetten Ausrufe-
zeichen und einer Zeile völlig banalen Textes
bestanden. Es ist möglich, daß solcherlei
graphische Darstellungen seelischer Emotionen
dem Autor selbst etwas bedeuteten. Der Dritte,
dem der Autor alle Vorbedingungen dieser
Hieroglyphen verschwieg, konnte nur achsel-
zuckend oder lächelnd an ihnen vorübergehen.

Mit dem Objekt, das heißt mit der Wirk-
lichkeit und mit dem Darstellungsmittel, ringt
der Künstler immer. Das Produkt dieses
Ringens, das Kunstwerk, hat jedoch nur dann
einen Wert, wenn es zugleich einen Begriff
von der niedergekämpften Stoffmasse gibt.

Höchste Subjektivität hebt sich selbst auf.
Philosophisch ist es ohne weiteres klar, daß
eine Aufhebung alles Objektes auch die Auf-
hebung alles Subjektes bedeuten würde. Glei-
ches gilt für den Maler. Mit dem Augenblicke,
da er alles Objekt aus der Darstellung aus-
schaltet, raubt er selbst seinem Werke auch
jeden subjektiven, jeden seelischen Wert. Die
äußersten Grenzen der Subjektivität über-
schreitet der Künstler nur zu eigenem Schaden.
Er zieht sich das Schicksal des Krösos zu:
er zerstört sich selbst.

JAKUB OBROWSKY WEISSE FIGUR

Frühjahrausstellung des Wiener Hagenbur.des

und es fällt schwer, unter künstlerischen Gesichts-

[ punkten überhaupt noch von dieser doch wesent-

i lieh wirtschaftlichen Veranstaltung zu reden. Einen

DIE GROSSE BERLINER Augenblick hatte man hoffen können, daß gerade

! U\ imqtai icctci i i INT von praktischer Seite ein Anstoß zu energischen Re-

rXUlio lAUoo llluinvj formen kommen könne, denn der Pächter des

I Pye Große Berliner Kunstausstellung, die im Restaurationsbetriebes geriet in finanzielle Schwie- ^

) Laufe der letzten Jahre von Zeit zu Zeit wenig- rigkeiten. Die Kunst des Glaspalastes hatte sich ß

) stens den Versuch machte, durch Sonderveranstal- als schlechter Vorspann für Kaffee und Bier er- l

tungen das Interesse zu beleben, der hie und da wiesen. Aber man verzichtete darauf, die Aus- «

l sogar gelungen war, wenigstens stellenweise das Stellungen zu reformieren, und legte lieber den >

) Niveau des Ausgestellten zu heben, ist nun ganz Restaurationsbetrieb in eine starke und bewährte js

( wieder in den alten Schlendrian zurückverfallen, Hand. Nun regiert Aschinger draußen am Lehrter y

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