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Lüthgen, Eugen: Über Form und Inhalt im Kunstwerke
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0536
ÜBER FORM UND INHALT IM KUNSTWERKE
der Auslösung ästhe-
tischer Lustgefühle
ganz zu leugnen. Ge-
schah dies trotzdem,
so wurde auf Grund
einer seltsamen Ver-
wechslung der gei-
stige Inhalt mit dem
Stimmungsgehalt des
Kunstwerkes identifi-
ziert. Der Stimmungs-
gehalt ist aber nichts
anderes als eine Er-
scheinungsform der
Wirkung des Inhaltes.
Denn hatteman früher
zeitweise den Wert des
geistigen Inhaltesnach
intellektuellem Maß-
stabe geschätzt, nimmt
man in der modernen
Kunst mehr und mehr
gefühlsmäßige Ele-
mente als Wertmesser
Richard pietzsch loisach und eisenbahnbr0cke an. Die Forderung
Sommeraassteilung der Münchner Secession nach bedeutungsvol-
lem Inhalte desKunst-
Arbeitens maßgebend. Der Ausgangspunkt werkes wird dadurch, wie im folgenden er-
aber ist gleichbedeutend mit der Methode, sichtlich, nicht aufgehoben,
die als solche dem Kriterium der Wahr-
heit unzugänglich ist.
Dieser Streit um die Abgrenzung von
Form und Inhalt hat vor allem für Werke
der bildenden Kunst Bedeutung, in de-
nen die Unmittelbarkeit der Verknüp-
fung von formalen und inhaltlichen Ele-
menten augenscheinlich ist. Weil hier
eine klare Scheidung dieser Elemente
nicht möglich, und weil die Form als
Träger des Gedankens sich offensicht-
lich in den Vordergrund drängt, konnte
es kommen, daß die moderne Kunstauf-
fassung den Satz aufstellte, daß das Wie
eines Kunstwerkes für seine Bedeutung
das Maßgebende sei. Man übersieht da-
bei, daß die Frage nach der bestmögli-
chen Darstellungsart eines Gegenstan-
des letzten Endes lediglich eine Frage
der Technik ist; im tiefsten Sinne viel-
leicht zunächst eine Frage nach dem Ma-
terial des darzustellenden Gegenstandes.
Bei einseitiger Bevorzugung der Form
wird der geistige Inhalt eines Kunstwer-
kes in seiner ästhetischen Bedeutung
stets verkannt. Dennoch hat man nur
„„,,.__ . . . ..... • , , • CARL p1ephu besuch
Selten versucht, seine Mitwirkung bei Sommtrakuteütmg der Münchner Secession
I (5X3 SX3 STTTS GX3 SXS
500
der Auslösung ästhe-
tischer Lustgefühle
ganz zu leugnen. Ge-
schah dies trotzdem,
so wurde auf Grund
einer seltsamen Ver-
wechslung der gei-
stige Inhalt mit dem
Stimmungsgehalt des
Kunstwerkes identifi-
ziert. Der Stimmungs-
gehalt ist aber nichts
anderes als eine Er-
scheinungsform der
Wirkung des Inhaltes.
Denn hatteman früher
zeitweise den Wert des
geistigen Inhaltesnach
intellektuellem Maß-
stabe geschätzt, nimmt
man in der modernen
Kunst mehr und mehr
gefühlsmäßige Ele-
mente als Wertmesser
Richard pietzsch loisach und eisenbahnbr0cke an. Die Forderung
Sommeraassteilung der Münchner Secession nach bedeutungsvol-
lem Inhalte desKunst-
Arbeitens maßgebend. Der Ausgangspunkt werkes wird dadurch, wie im folgenden er-
aber ist gleichbedeutend mit der Methode, sichtlich, nicht aufgehoben,
die als solche dem Kriterium der Wahr-
heit unzugänglich ist.
Dieser Streit um die Abgrenzung von
Form und Inhalt hat vor allem für Werke
der bildenden Kunst Bedeutung, in de-
nen die Unmittelbarkeit der Verknüp-
fung von formalen und inhaltlichen Ele-
menten augenscheinlich ist. Weil hier
eine klare Scheidung dieser Elemente
nicht möglich, und weil die Form als
Träger des Gedankens sich offensicht-
lich in den Vordergrund drängt, konnte
es kommen, daß die moderne Kunstauf-
fassung den Satz aufstellte, daß das Wie
eines Kunstwerkes für seine Bedeutung
das Maßgebende sei. Man übersieht da-
bei, daß die Frage nach der bestmögli-
chen Darstellungsart eines Gegenstan-
des letzten Endes lediglich eine Frage
der Technik ist; im tiefsten Sinne viel-
leicht zunächst eine Frage nach dem Ma-
terial des darzustellenden Gegenstandes.
Bei einseitiger Bevorzugung der Form
wird der geistige Inhalt eines Kunstwer-
kes in seiner ästhetischen Bedeutung
stets verkannt. Dennoch hat man nur
„„,,.__ . . . ..... • , , • CARL p1ephu besuch
Selten versucht, seine Mitwirkung bei Sommtrakuteütmg der Münchner Secession
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