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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Howe, Georg: Die Galerie Marczell v. Nemes in der städtischen Kunsthalle zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0593

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DIE GALERIE MARCZELL v. NEMES IN DER KUNSTHALLE ZU DÜSSELDORF I

angelo dall'oca bianca erste mondstrahlen j

X. Internationale Kunstausstellung Venedig 1912

pressionismus als Erlebnis an sich erfahren hat", Gimignano, ist miteinerschmerzerfüllten Beweinung \

so kann dies leidige Wort, das man wegen seiner Christi, Sandro Botticelli mit einer Geburt des I

irreführenden Vieldeutigkeit endlich aus der Kunst- Herrn, einem sehr interessanten Fresko aus seiner |

spräche streichen sollte, auch hier zu falschen Auf- Frühzeit vertreten. Eine Madonna aus Giovanni i

fassungen Anlaß geben. Dem Besitzer der Galerie Bellinis mittlerer Zeit führt uns dann zu den

Nemes ist Impressionismus gleichbedeutend mit Venezianern, bei denen wir uns bereits ganz auf <

Emanzipation von allem einengenden, von der Haupt- dem Boden modern empfundener Koloristik be- ]

sache ablenkenden Regelkram zugunsten rein male- finden. Eine solche Reihe von Tintorettos, Vater

rischer Wirkung, die, unter weitgehender Beschrän- und Sohn, wie sie hier vereinigt sind, dürfte man

kung des gegenständlichen Interesses, ihre existenz- außer in Venedig kaum irgendwo in der Welt in <

regelnden Gesetze einzig aus der verfeinerten Be- gleicher Schönheit beisammen sehen. Die Farben- |

obachtung der Natur entnimmt. Für die Art und pracht des Jacopo Bassano und die kühne Licht- |

Weise, wie diese malerischen Effekte empfunden, führung seines Sohnes Francesco bilden eine direkte (

mit Hilfe individueller Phantasie gesteigert und als- Vorstufe zum Verständnis des vielberufenen Greco. j

dann technisch zur Darstellung gebracht werden, Die elf hier vertretenen Werke des seltsamen i

bleibt ein unendlich weiter Spielraum, der es dem Meisters von Toledo, den Velazquez als den König J

Sammler ermöglicht, für seine Auslese die Kunst der Maler bezeichnet haben soll, und der doch bis !

romanischer wie germanischer Nationen als er- ins 20.Jahrhundert hinein so gut wie unbekannt )

giebige Quelle zu wählen und rückwärts zu wandern bleiben konnte, bilden eine Auslese seiner Kunst, J

in der Folge derjahrhunderte von dervielgespaltenen wie sie zu besitzen keine Stadt außer Toledo selbst (

Gegenwart bis zu den Primitiven des Quattrocento. sich rühmen kann. Wer sich mit diesem ganz außer- (

Was den Inhalt der Sammlung angeht, so muß ordentlichen Künstler, der heute soviel Gemüter (

ein kurzer Ueberblick genügen, der immerhin eine erregt, auseinandersetzen will, kann dies schlechter- (

jj Ahnung von dem Reichtum der mit so seltenem dings nur in der Sammlung Nemes tun, die aus- \

4 Geschmack zusammengestellten Schätze zu über- gesuchte Arbeiten aus allen Schaffensperioden )

i mittein imstande sein wird. Grecos enthält. 5

J Die italienischen Primitiven des Trecento re- Der große Parallelstrom germanischer Malerei I

v präsentiert ein wunderbar gut erhaltenes, in klarster setzt mit den frühen Niederländern des lS.Jahr- j

J Farbenpracht strahlendes Triptychon aus der Schule hunderts ein, die durch zwei treffliche Arbeiten (

3 Giottos, dem als kleines koloristisches Juwel ein Gerard Davids vollwertig exemplifiziert werden: (

J Einzug in Jerusalem von dem seltenen Giovanni eine entzückende kleine Madonna aus dem Kar- (

J Boni zur Seite tritt. Ein in seiner Naivität hold- meliterkloster zu Salamanca, die aussieht, als hätte (

;\ seliges Madonnenbild aus dem Kreise um Filippo sie einer der Himmlischen selber gemalt, und eine I

( Lippi macht den Uebergang zur toskanischen Kunst. still bewegte Beweinung Christi von des Künstlers )

i Der in Deutschland kaum genannte Sebastiano großem Annenaltar, dessen Hauptstücke sich heute /

/ di Bartolo Mainardi, der Meister von San in der Sammlung Widener zu Philadelphia befinden. 1

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