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Kunstliteratur

Hans Werner liegemann: Deutsches Rokoko
Heinrich Zillicli: Siebenbürgen und seine
\V e h r b a u t e n

Verlag K. R. Langewiesche, Verlag der blauen Bücher,
Königstein i.T. Je HM 2,40.

Die beiden rasch hintereinander erschienenen Bände begren-
zen fast symbolhaft die Weite des deutschen baukünslle-
rischen Form willens: vom üppig Glanzvollen, spielerisch
Leichten, zum trotzig Massiven und Ernsten, zwei Welten,
von denen doch die eine, wie die andere den gleichen cha-
rakterlichen Wesenszügen unseres Volkes entstammen. Die
Texte passen sich dem jeweiligen Thema in einfühlender
Weise an, Hegemann verlegt seine Deutung mehr in das
eigentlich Künstlerische, Zillich dagegen entwirft ein far-
biges geschichtliches Bild, in dem allein diese Wehrkirchen
und Burgen ihre volle Bedeutung gewinnen. Die Bildaus-
wahl ist, wie stets bei den ..Blauen Büchern", mit großer Sorg-
falt getroffen, und eine besondere Bereicherung bedeuten
die 15 Farbtafeln in dem Rokokoband, denn sie weisen auf
das Wesentliche dieser Innenräume hin, auf den wunder-
samen Zusammenklang von Formen, von Farbe und Licht.

E. Hanfstaengl

Emil Waldmann:

Domenikos Theotoköpoulos genannt
El Greco

Mit 93 Abbildungen, davon 11 farbige Tafeln. Velhagen und
Klasing in Bielefeld und Leipzig. RM 6,—.

Nach Waldmann kam Greco mit etwa 24 Jahren in Tizians
Werkstatt, lernte aber auch Veronese, Tintoretto, Bassano
und in Parma Correggio kennen. Ein Versuch, in Rom zum
Vatikan in Beziehung zu treten, schlug fehl, auch Spaniens
König verhielt sich zurückhaltend. So wählte Greco Toledo
zum Wohnsitz.

Als Lehrer und Vorbilder nennt Waldmann byzantinische
Miniaturen. Seltsam und schwer deutbar sei das Mauritius-
Bild. Greco aber wird immer mehr zum Visionär. Drama-
tisches gehe in aller Stille vor sich. „Minnesänger der Ma-
donna" sei er. Fast nur Geistliche waren Auftraggeber.
Das Schlußwort zu diesen hier nur flüchtig skizzierten
Ausführungen, die im „Gebet am Ölberg" Klassik erblicken,
faßt in glänzender Analyse alles zusammen. Hier heißt
es u.a.:„Grecos Stil blieb ohne Nachfolge, sein Ideal war
die Kunst der Ikonen und Mosaiken. Greco ist eines der
seltensten Phänomene. Durch die Genialität des Schöpfe-
rischen gehört er in den Kreis der Unsterblichen."
Prachtvoll sind die Farbtafeln, bemerkenswert die Aus-
schnitte aus den bekanntesten Werken. Hermann Nasse

Leo Planiscig: Donatello

Mit 129 Abbildungen. Verlag Anton Schroll & Co. in Wien.
Geb. RM 7,20.

In drei große Hauptabschnitte teilt der Verfasser Leben
und Werk des Meisters. Ohne sich in dem einführenden
Text auf Streitfragen der Datierungen und der Zuschrei-
bungen allzuweit einzulassen, deutet er die urkundlich ge-

sicherten, die unbestrittenen und auch die vielleicht nicht
immer gesicherten Arbeiten. So im ersten Abschnitt die
für den Florentiner Dom, von denen der sitzende Johan-
nes der Ev. mit seinem „heroisch tragischen" Ausdruck
schon auf den Moses von Michelangelo hinweist. Hier sei
die Struktur antik und nur die Hülle noch gotisch. 1420 ent-
steht neben dem Marzocco als Patron der Waffenschmiede
der hl. Georg mit dem an Ort und Stelle gebliebenen
Sockelrelief. Eine „Opferung Isaaks" wird mit Nanni di
Bartolo ausgeführt. Längere Zusammenarbeit mit Miche-
lozzo ist in anderen Werken für 15 Jahre nachweisbar. Der
Jeremias des Campanile deutet auf Michelangelos David.
Der David Donatellos ist nach dem Verfasser schon 1430
entstanden. In der zweiten florentinischen Periode folgen
mehr lyrisch-dekorative Werke, wie u. a. die bekannten
Sängertribünen mit ihren entzückenden Putten. Mit der
Übersiedlung nach Padua kennzeichnet sich der dritte Ab-
schnitt als ein ernst dramatisch ausdrucksreicher im
Gattemelata, den Reliefs für S. Antonio, sowie der „Judith"
für den alten Medici in Florenz und dem erschütternden
Ernst des letzten Werkes, eines Passionsreliefs von den
Kanzeln in San Lorenzo. Hermann Xasse

Alfred Kamphausen: Asmus Jakob Carsten" s
Karl Wachholtz Verlag, Neumünster. RM 20,—.

Diese auf breitester Grundlage aufgebaute Monographie er-
schien als Band 5 der vom Landesdenkmalsamt und der
Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte heraus-
gegebenen Studien zur Schleswig-Holsteinischen Kunst-
geschichte.

Nur flüchtig kann der nahezu epische Inhalt des reich mit
Textabbildungen und Tafeln ausgestatteten, sehr dankens-
werten Bandes angedeutet werden.

Der anfängliche Küferlehrling darf sich auf der Akademie
in Kopenhagen einschreiben. Enttäuschungen bleiben nicht
aus. Carstens wird von der Akademie verwiesen und er-
reicht sein längst ersehntes Ziel: Rom. Die frühesten Zeich-
nungen und das erste Gemälde lassen Michelangelo und
Raffael als Vorbild erkennen.

Die „4 Elemente", „4 Jahreszeiten", Lebensalter usw. sind
neben Mythologien Themen der Zeichnungen und Gemälde.
Die Bekanntschaft mit Fernow vermittelt Beziehungen zu
Berlin, der Stadt neuer künstlerischer Haltung. Carstens wird
vom König dort zum Mitglied der Akademie ernannt. Er
erhält Aufträge, auch zu Wandmalereien. Immer wieder
werden die Themen der griechischen Geschichte und Sage
entnommen.

Ein erneuter Aufenthalt in Rom bringt zunächst viel Not,
dann langsamen Aufstieg. Die Kreidezeichnungen „Ga-
nymed", „Parnaß", dann die sehr bekannt gewordenen
Zeichnungen: „Überfahrt des Megaponthos". „Priamos vor
Achill", „Die Helden im Zelt des Achill" machen den Künst-
ler berühmt. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit
dem vorgesetzten Minister. Aber drei nach Berlin geschickte
Werke machen Eindruck. „Von der Nacht mit ihren Kin-
dern bis zum Goldenen Zeitalter und das Ende" lautet der
Schlußabniit über Carstens. Die Iason-Zeichnungen u. a.
sind letzte Werke. Der Künstler stirbt an Tuberkulose.

Hermann Nasse

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