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Tafel Z9.

Zeichnung zil einer bischöflichen Mitra, n nnd b geben die Rück-
und Borderseite, e die beiden stolenartigcn Streifcn, welche hinten an
der Jnfel herabhängen 'und gewöhnlich Fanones genannt werden.

Die Ansführung dieser schönen Zeichnung dürfte am besten in
folgender Weise geschehen, Die Streifen, in welchen die Bilder vor-
kominen, also der wagrechte, um die Stirne laufende Streifen, bei den
Alten unter dem Namen Circulus vorkommend, sowie der darauf stehende
senkrcchte (Titulus), werden aus klein geni,ustertem, mit geometrischen
Netzfiguren bedeckten Goldbrocat, der in verschiedenen Dessins von
den größcren Scidehandlungen Lyons, sowie bei Schreibmayer in
München, (stiani in Wien und Casaretto in Crefeld zu beziehen ist,
iiberzogen, Die einfassenden kleineren Streifcn, welche sich auch nm
die bciden schief ansteigenden Kanten der Jnfel herumziehen, werden
durch aufgelegte Goldfäden hergestellt, welche durch regelmäßig ab-
wechselnde Heftstiche von gelber oder rother Farbe anfgenäht werden,
mie solches bei der Erklarung der Goldstickerei-Technik in Heft 2 an-
gegebcn ist, Die Jnschriften:'lH8, X?8. ?X8N0Ik. L0XV8. (Jesus
Christus, der gute Hirte), sowie die der Rückseite: üota. xuloüra 68
amioa moa (Ganz schön bist du, meine Freundin), sowie die daneben
befindlichen geometrischen Verzierungen werden in brauner Seide aus-
zuführen sein.

Die Figuren Christi und der unbefleckt Empfangenen, sowie die
Engel sind mit Plattstich in den herkömmlichen Farben, Letztere am
liebsten in lichten Schattirungen herzustellen; die Lämmer können auch
im Knopfstiche ausgeführt werden. Das Laubwerk ist ebenfalls in
Plattstich in den natürlichen Farben, von Goldfäden eingefaßt, her-
zustellen auf einem Fond von Silberbrocat; die stilisirten Blumen in
den stolenförmigen Ansätzen dürften in Goldstickerei mit brauner Rand-
einfassung am wirksamsten sein.

o und cl. Zeichnung zu einer gothischen Slola mit dem
Motiv der Passionsblume. Da das Muster sich, wie ersichtlich, gleich-
mäßig wiederholt, so ist nicht die ganze Länge, sondern nur ein Theil
der Stola hier gegeben.

Die Buchstaben in den oberen Räumen zwischen der Jnfelzeichnung
sind einem Werke Albrecht Dürer's über Geometrie entnommen und für
größere Jnschriften auf Fahnen, Altartücher u. dgl. gut verwendbar,

Tafel 40.

gibt das in Heft 5 bereits in einfacher Contourenzeichnung gegebene
Altar-Antipendium sammt den Details der einzelnen Rosetten oder
Bordüren in Farbendruck, und verweisen wir in Bezug auf die Aus-
führung desselben auf die in Heft 5 gegebene Erkläruug.

Tafcl 41 »nd 42.

Zeichnung zu einem gothischen Hochaltare sammt Grundrissen
und Durchschnitten, im Stil des XlV. Jahrhunderts. Auf Tafel 42
zeigt sich der Aufriß im Maßstabe von 1:10, d. h. V,o natürlicher
Größe. Die Mensa ist für Ausführung in Haustein gezeichnet und be-
steht aus einem geschlossenen Mauerkörper (8tipo8), sieben Säulen
und einer das Ganze bedcckenden Platte (Grundriß a auf Tafel 41).
Die Siebcnzahl der Säulen und die in den vier vorderen Füllungen
auf gemalten Spruchbündern vertheilte Jnschrift beziehen sich auf jene
Stelle im Bnche der Weisheit, welche von der Kirche als Hinweisung
auf das heiligste Altarssakrament gedeutet wird und im Officium des
Frohnleichnamsfestes als Antiphon vorkommt: „8apisutia. a.sclikloavit
8idi clomum, sxsiclit solumna8 86xtsin, rumouit viuum st pro-
po^uit luoimam 8uam," ,,Die Weisheit hat sich ein Haus erbaut,
hat sieben Süulen ausgchauen, den Wein gemischt und ihren Tisch
aufgestelltst'

Die Gliederung des Altaraufbaues ist klar nnd einfach, Jn der
Mitte strebt der Tabernakel als Sakramentshäuschen mit verschließbarer
Nische und einem offenen Naume zur Aussetzung des Allerheiligsten
empor; zu beiden Seiten desselben befinden sich im unteren Stock-
werke vier Medaillons, in welchen heilige Reliquien oder die Bilder
der vier heiligen Evangelisten Platz finden können, Jm oberen Theile
sind zwei größere Füllungen für Reliefs oder Tafelgemälde, welche
entweder Scenen aus dem Leben des Patrons des Hochaltares, oder
Bilder aus dem Leben Jesu, die in Beziehung zum heiligen Altars-
sakramente und Meßopfer stehen, darstellen. Jn den äußeren Baldachinen
endlich, deren jeder von fünf Säulen getragen wird, ist Raum für
zwei Statnen von je 1 Meter Höhe. Die betreffenden Durchschnitte
siehe Tafel 41 l> und s.

Dieser Altaraufsatz ist in Eichen- oder Tannenholz aufzuführen,
das Tabernakelthürchen in vergoldctem Metalle, mit Gravirungen oder

Emails geschmückt. Der Hintergrund der Mittclnische, sowie der beiden
Bilder in den Seitenflächen ist zu vergolden und damasciren.

Tajel 43.

Plan zu eincm Tabernakel-Altare im frühgothischen Stil
(XIII. Jahrhundert). Dieser Altar ist von dem Herausgeber dicser
Zeitschrift nach dem Vorbilde eines von dem berühmten französischen
Architekten Biollet le Duc, dem genialen Restaurator der Dome zu Notre
Dame, St. Denis, Amiens und Rheims, in der Sakramentskapelle
ber Kathedrale zu Amiens aufgeführten Altare entworfen; nur ist statt
der auf Säulchen ruhenden Steiumensa ein aus Metall zu fertigendes
Frontale, nach Art einer alten Palla d'oro, dem Altartische vorgesetzt.
Diescs Metallfrontale enthält drei spmbolische Thicrfiguren: das Lamm
Gottes, den Pelikan und den zur Sonne auffliegenden Adler, welche
in getriebener Arbcit herzustellen sind; die feinen Laubornamente in
den Fülluugen rings nm diese Medaillons würden in Gold auf blauem
Emailgrunde eine prachtvolle Wirkung machen, zumal in Verbindung
mit den den kleinen Rosetten eingefügten verschiedenfarbigen Steinchen.

Zn beiden Seiten dieses Antipendiums bcfinden sich zwei Nischen
mit vorspringenden Consolen, welche zur Aufstellung dcr Meßkünnchen,
des Birrets odcr von Opfertellerchen dienen können. Diese beiden
Seitenflügel, sowie der eigentliche Körper der Mensa und ihre Deck-
platte sind in Stein auszuführen. Das Tabernakelthürchen des den
Aufbau beherrschenden Sakramentshäuschens, sowie das Crucifix sind
ebenfalls zur Ausführung in Metall gezeichnet, wührend der ganze
sonstige Aufbau in polychromirtem Holze herzustellen ist. (Das Original
im Dome von Amiens ist van bemaltem und vergoldetem Kalksteine.)
Jn dic sechs spitzbogigen Nischen kommen scchs Statuen, vor denselben
befindcn sich zwei Leuchkerbänke zur Aufstellung der Altarleuchter,
Reliquicn und Blumen zum Schmucke des Altares.

Auf Tafel 41 bei cl, e und 1 sinden sich die zugehörigen Grund-
risse und Durchschnitts-Zeichnungen.

Tafel 44.

Die Muster dieser Tafel sind alten deutschen und italienischen
Stickmusterbüchern (Modelbüchern) entnommen und für Linnenstickerei
bestimmt. Sie eignen sich vorzüglich zu Randverzierungen an Sakristei-
Handtücher, Lavabo, Altartücher, Vesperalien.

*) Durch unliebsames Mißverständniß ist bei der Numcrirung dcr Tafeln dieses Heftes eine Jrrnng vorgekoinmen, welche man gefLlligst dahin corrigiren wolle, daß bci dem Altarc anf Tafcl -12 statt Heft 8 Heft 7 und bei dcr Filetmuster-Tafcl
statt Heft 8, Tafcl 42 Heft 7, Tafel 44 zu setzen ist.

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