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stühlen bestanden, der Altäre weniger waren oder keinen Hochbau hatten.
Zudem ließen sich viele Einzelne und ganze Familien nicht Steine setzen,
um sich ein Andenken für die Nachwelt zu stiften, sondern Gemälde
inachen, wie manche Jnschriften sammt dem Bilde des Donators be-
zeugen. Viele Gemälde sind Votivbilder, und daher läßt sich erklären,
wie es kommt, daß in einer und derselben Kirche ähnliche oder ganz
gleiche Darstellungen wiederkehren.

Die älteste Nachricht über Wandmalereien ist wohl jene von der
bischöflichen Kirche Trients, wo es heißt, daß an dieser dem heiligsten
Erlöser geweihten Basilika ein großes Crucifix angebracht, wahrschein-
lich an die Außenseite gemalt wurde, damit es Alle sahen. Jm All-
gemeinen schcint sich die Gewohnheit ausgebildet zu haben, den Haus-
herrn einer jeden Kirche als Gekrenzigten im Tchmpanon eines Einganges,
lneist des Hauptportals, zu malen; am Dome von Tricnt und der
Pfarrkirche von Bozen an einem Nebeneingange. Doch ein ebcnso altes
Bild des Gekreuzigten mit den Aposteln findcn wir in erstgenannter
Kirche auch hoch oben an der Ostwand des südlichen Kreuzarmes. Aus
der romanischen Bauperiode erhielten sich meist nur die Abside mit
dcm sestgebauten Glockenthurnie und dem oft darunter befindlichen
Chorquadrate; das Schiff wurde als zu klein in der Regel umgebaut,
erhielt größere oder mehrere Fenster und anstatt der flachen Oberdecke
aus Holz ein Gewölbe aus Stein, mas vereinzelt selbst an gothischen
Bauten vorkommt, z. B. an der Dominikanerkirche in Bozen und
Maria Steinach bei Meran u. m. a. O., wie man unter dem Dache
oberhalb des Ansetzens des Gewölbes aus den noch erhaltenen Ueber-
resten der Gemälde deutlich erkennen kanil. Durch diese und ähnliche
Uinänderungen sind viele Gemälde fast ganz verschwunden.

An der Jnnenseite der Abside begegnet man in der Regel Christus,
umgeben von den Aposteln; der Herr ist fast überall segnend dar-
gestellt und steht oder sitzt in der Mandorla, welche die Form eines
Rahmens oder des Regenbogens nachahmt, wie z. B. bei Bozen
(St. Georg in Wangp), Oberbozen (St. Jakob). Die Apostel stehen

Eine cigenthümlichc Tarstcllung dcr erstcn Commuuion dcr

zwöls Äpostel

vom Jahre 1514. Gott Vater in der Mitte eines Saales stehend,
eine große, stattliche Figur, in der Linken die Weltkugel haltend, mit
der Rechten segnend. Aus Seinen Lenden neigen sich nach rechts und
links zwei fast ganz gleiche Gestalten mittleren Alters und speisen die
um sie versammelten Apostel; die eine gibt dem Petrus aus dein
Kelche zu trinken, die andere reicht über der Patene die heilige Hostie

Praktische Notizen. — Archnologische Miscellen.

unter Rundbogen, welche von Säulchen getragen werden. Jn der
alten Burgkapelle Hocheppan mit einer Hauptabside und zwei Neben-
absiden, welche letztere aber nüch außen nicht vortreten, finden wir
ausnahmsweise in der Mittelnische die Himmelskönigin mit dem segnen-
den Kinde und daneben zwei Engel, welche Kugeln in den durch ihr
Kleid verhüllten Händen Halten und anbetende Stellung zu beobachten
scheinen; etwas tiefer sind die klugen und thörichten Jungfrauen dar-
gestellt, je drei neben einander. Jn der nördlichen Nebennbside (die
Kapelle ist geostet) erscheint oben das Lamm Gottes und darunter die
beiden Johannes, der Täufer und der Evangelist; besonders interessant
ist auch die stilisirte Fellbekleidung des Ersteren. Die andere Neben-
abside zeigt oben Christus, unten Petrus mit Paulus, wclch' Ersterem
der Gottessohn die Schlüssel und Letzterem eine Rolle reicht. Christus
als Richter mit Seinen Aposteln ist hier oberhalb der Absiden an der
Ostwand der Kapelle angebracht. Auf der Südwand ist die Verkündigung
und Heimsuchung Mariens noch gut sichtbar. Jn der Absis der Burg-
kapelle Tprol bei Meran erscheint Christus nur in einer kleinen Figur
als Gekreuzigter im rechten Gewände des Ostfensters; die übrigen
Flächen zieren die Bilder von Elisabeth, Petrus, Paulus, Michael,
Augustin, Gregor. Jm oberen Stockwerke dieser Doppelkapelle begegnen
uns die Anbetung dcr Könige, Christus am Kreuze mit Kalharina
und einem Bischofe, Elisabeth und Pankratius, der Patron der Kapclle.
Die Abside von St. Jakob in Tranim wurde merkmürdigcrweise mit
gräßlichen Thiergestalten bcmalt, welchc nichts Anderes als Laster
sinnbilden können, wie z. B. besonders ein wüstes Ungehcuer mit vielen
Brüsten wohl deutlich erkennen läßt. Jene schr interessante Rundkirche
bei Klauscn mit dreizehn nach außen vortretenden Absiden und zu
Ehren der zwölf Boten geweiht, wurde wahrscheinlich als eine Abside
gedacht, und wie Christus erhielt auch jeder Apostel seine eigene Nische.
Jn der Doppelabsis der Burgkapelle Bruck nimmt dic Hauptfläche im
oberen Stockwerke der englische Gruß ein; zu oberst Gott Vater, von
dem Jesus' Seele in Gestalt eines kleinen Kindes zu Maria hcrab-



istelleq.

dem Jakobus oder dem dahinter stehenden Johannes, was sich nicht
ganz genau bestimmen läßt. Die zwölf Apostel sind zu gleicher Zahl
auf jeder Seite vertheilt, die im Vordergrunde knieen, die im Hinter-
grunde scheinen zu stehen. Alle tragen wie die drei göttlichen Personen
den plastisch vortretenden Heiligenschein, mit Ausnahme des Judas.
Unterhalb dieses Wandgemüldes steht die Jnschrift: ,,Gelobt vnd ge-
wenedeit sey die Allerheilligste drei faltigkeit chlopfet An der dir so
wirt Eich aufgethan."

7 uilä 8. 1877

Eme höchst cigenthiimliche Darstcllung des englischen Gruszes

findet man zu Navis im Wippthale an der Brennerbahn-Linie. Südlich
von der Seelsorgskirche steht noch die sogenannte alte Schloßkirche mit
zwei Stockwerken; in dem oberen derselben sieht man eine fensterartige
Nische, welche die einstige Altarstelle gewesen sein dürfte und da er-
hielt sich noch das genannte originelle Wandgemälde mit der an-
geblichen Jahreszahl 1024. Jn einem von Mauern und Thürmen

schwebt; von den übrigen stehenden Figuren erkennt man nur noch
Magdalena und Nikolaus. Am Gewölbe der Absis hält Gott Vatcr
Seinen gekreuzigten Sohn mit beiden Händen, umgeben von Engeln,
unter dcnen zwei einen Teppich im Hintergrunde halten, die zwei
übrigen brennende, gewundene Kerzen tragen. Die Absis des unteren
Stockwerkes schmücken die vierzehn Nothhelfer in großen Figuren, als
Barbara, Dorothea, Christoph, Sebastian, Erasmus, Blasius, Eustach,
Dionis, Georg, Achatius, Aegidius, Nikolaus, Katharina und Margareth.
Jn der Absis von St. Georg in Taisten wiederholt sich zu oberst Gott
Vater, dcn gekreuzigten Sohn haltend, ist aber umgeben von dcn
Sinnbildern der Evangelisten; auf dem übrigen Flächenraume begegnen
uns eine Menge Figuren, als Maria, den Schutzmantel ausbreitend,
St. Martin, Florian, Georg, Splvester, Balentin, Blasius und Wolf-
gang; in der Mitte halten zwei Engel verschiedene Leidensmerkzeuge
des Herrn. Zu Prösels sieht man Mariä Krönnng mit vier Kirchen-
vätern; zu Runkelstein Christum am Kreuze mit dcn zwei Schächern,
Maria, Johannes, den Frauen und Longinus; in den Fenstergcwänden
Margareth, Barbara, Apollonia.

Zunächst der Abside ist es die Laibung des Triumphbogens, welche
bemalt wurde; so sehen wir in der Burgkapelle Tprol und zu St. Helena
bei Deutschnofen die sieben Schöpfungstgge, zu Prösels viele Heilige
in Medaillons, wahrscheinlich die vierzehn Nothhelfer dargestellt, da-
runter eine nackte Gcstalt und nur mit langen Haaren bedcckt.

Die Stirnseite des Triumphbogens ist vor Anderem zu St. Martin
bei Bozcn in ciner sehr interessanten Weise geschmückt; es ist die
Menschwcrdung dargestellt als Hauptbild, wie gewöhnlich, aber links
sicht man die Messe dcs hl. Gregor, wie sich bei der Wandlung Christus
in Kindesgestalt zeigt und gegenüber Michael in Form des Ritter
Georg, aber mit geflügelten (bcfederten) Aermeln des Kleides, wie er
den Lindwurm durchsticht, während darüber auf einem Felsen eine holde
Jnngfrau ruhig sitzt. Zu St. Helena in Deutschnofen thront Gott
Vater mit Petrus uud Paulus auf der Vorderseite des Triumphbogens.
 
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