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Lafcl 6ö und 6!>.

Kaselkreuz, gezelchnet von Professor I. Klein in Wien. Die
Rttckseite des Meßkleides wird, wie gewöhnlich mit dem cmf Tafel 68
befindlichen und auf Tafel 69 in seinem unteren Theile ergänzten
Kreuze, auf der Vorderseite nur mit einem senkrechten Balken, gleich
dem Längsbalken des Kreuzes geschmiickt. Das Kreuz auf dem Riicken
enthält im mittleren Medaillon die Figur des thronenden Heilandes
in einer Flammenglorie, umgeben von den neun Chören der Engel
(die Cherubim und Seraphim sind in einem Medaillon vereinigt,
die Thronen nach altchristlicher Weise zu den Fttßen des Heilandes
als zwei ineinander greifende beflügelte Kreise dargestellt), darüber
die segnende Hand des Vaters mit dem hl. Geiste in Gestalt der
Taube; in den vorspringenden Halbkreisen des Mittelmedaillons be-
sinden sich noch die vier Zeichen der Evangelisten. Der Vorderbalken
enthält als Hauptbild die im Mittelalter und auch jetzt noch beim
Volke so beliebte Darstellung des „Heilandes in der Marter", mit
der sie umgebenden Jnschrift: „kopulv insus, guiä kooi tibi, uut
iu »^uo ooutm8tuvi to, rosxoncks mibi. Mein Volk, was habe ich
dir gethan, oder in was habe ich dich betrttbt, antworte mir!" Die
übrigen Medaillons enthalten Engel mit dcn Leidenswerkzeugen.

Wollen diese Bilder auch zu einem eigentlichen Kaselkreuze auf
der Rttckseite des Meßgewandes verwendet werden, so sind hiezu noch
die auf Tafel 68 oben gezeichncten Bilder der klagenden Muttergottes
und des hl. Johannes zu verwenden; die übrigen Engelsbilder sinden
sich auf Tafel 69.

Tafel 66

k und II ä sind Eckstttcke zu den im vorhergehenden Hefte XI gegebenen
Linnenstickereien fttr Altartttcher.

Tnfcl 76.

Gabelförmiges Kaselkreuz fttr Marienfeste, gezeichnet
von Prof. Klein in Wien. Das Ornament ist die stylisirte Nose, in
welches Medaillons mit marianischen Sinnbildern (Arche, Himmelspforte,
Thurm Davids, goldenes Haus, Gefäß der Andacht) eingereiht sind.
Fttr den vorderen Balken sind die im vorhergehenden Hefte befind-
lichen Schilder mit ähnlichen Symbole» verwendbar.

Tafrl 71.

Ciborium im romanischen Stple, gezeichnet von Spängler-!
meister Weiß in Landshut fttr das FrauenklosterZangberg in Oberbapern.
Sowohl in der Krone, als in dem die Kuppa umziehenden Friese,
wie ain Nodus und Fuße sind edle Steine verwendet, die Gravirungen
in den beiden Röhren ober und unter dem Knaufe, sowie die vier
kreisrunden Medaillons sind mit Email auszufttllen.

Tafel 72.

Sakristeischrank, Betstuhl und Kommunionbank, in!
romanischem Style für das Kloster Zangberg gezeichnet von Weiß in^
Landshut. Die Ornamente in dem Aufsatze des Sakristeischrankes und in
der Rücklehne der Betstühle sind nur flach, mit vertieftem Hintergrunde,
zu behandeln, so daß sie von jedem im Zeichnen etwas geübten
Schreiner ohne Zuhilfenahme eines Bildhauers ausgeftthrt werden
können. Die vertieften Hintergründe können mit tiefer Farbe, etwa
rothbraun, ausgefüllt werden.

Tafel 73 nnd 74.

Dorder- nnd Wnckscite, Seitenanficht nnd Krnndriß des steinernen
Kochattars in der St. Wartinskirche in Landskut.

Wir bringen die Abbildung dieses hochwichtigen, in seiner Art
einzig dastehenden mittelalterlichen Altarwerkes weniger aus denn
Grunde, um dasselbe, so wie es ist, für Altarneubauten kopiren zu
lassen. Denn hiezu wären großartige Mittel erforderlich, die nur in
den seltensten Fällen zur Verfttgung stehen dttrften; vielmehr ist es
die äußerst geniale und glttckliche Vereinigung des Sakramentshäuschens >
mit dem Hochbau des Altares, welche uns bestimmt, dieses bisher!
unedirte Kunstwerk zu veröffentlichen, theils zur Ergänzung der
Stndien ttber dcn christlichen Altarbau, theils zur Belehrung und
Anregung fttr Alle, welche sich mit Neukonstruktionen von Altären
fttr die katholische Kirche befassen.

Wir glauben, daß das vorliegende Altarwerk das älteste noch
vorhandene Beispiel der organischen, konstruktiven Verbindung des
Sakramentshäuschens mit der Altar-Netable sein dttrfte, und halten
deßmegen dasselbe fttr ein epochemachendes Kunstwerk in der Geschichte

des Altarbaues. Bekanntlich war bis zum Ausgange des Mittelalters
das Sakramentshüuschen vom Altare getrennt, meist an der Evangelien-
seite in Form einer reich verzierten, mit Giebel und Figurenwerk
umgebenen Wandnische, oder in Form eines in mehreren Stockwerken
aufsteigenden Thürmchens angelegt, während am Hochaltare selbst sich
nirgend eine Anlage fttr Aufbewahrung des Allerheiligsten vorsindet,
sondern nur gemalte odcr geschnitzte Bilder aus der heiligen Geschichte
oder dem Leben der Heiligen vorkommen. Als zur Zeit des Conciliums
von Trient die Aufbewahrung des Allerheiligsten auf dem Hochaltare
liturgisch eingeführt wurde, war schon die mittelalterliche Kunstübung
verlassen und hatte der Renaissancestyl wie bei den Kirchenbauten,
so auch bei Konstruktion der Altäre seine Herrschaft errungen. Der
Tabernakel, wenn auch auf dem Hochaltare mit einem Hochbaue
verbunden, war in dieser Periode doch nicht konstruktiv mit lctzterem
vermachsen, nicht in den ganzen Altarbau eingegliedert, sondern ein
selbstständiger Theil fiir sich, ohne Zusammenhang mit der Architektur
des Hochbaues. Als mit Beginn des Zurttckgreifens in die Kunst
des Mittelalters auch das Bedürfniß entstand, sttr gothische Kirchen
stylgemäße Altäre herzustellen, waren wohl für Altäre ohne Tabernakel
Vorbilder in Hiille und Fülle in unseren zahlreichen alten Flügel-
Altären vorhanden, — doch an Mustern für Konstruktion des noth-
mendigen Tabernakels fehlte es gänzlich. Daher die noch bis in die
Neuzeit hereindauernde llnsicherheit vieler Kttnstler in Anlage dieses
hochwichtigen Theiles der Kircheneinrichtung. Der vorliegende Altar
der St. Martinskirche in Landshut bietet nun ein sehr lehrreiches
Beispiel der konstruktiven Eingliederung des Tabernakels in den
Altaraufsatz, eine ungemein glttckliche Vereinigung des Sakrnments-
häuschens mit dem Flügelaltare. Freilich ist die Anlage dieses Altar-
werkes nicht so ohne weiteres für unsere jehigen liturgischen Bedürsnisse
zu gcbrauchen. Die liturgischen Vorschriften haben sich eben im Laufe
der Zeiten mit der im Gegensatze zu den neueren Jrrlehren erhöhten
Verehrung des AUerheiligsten geändcrt, und es ist nicht mehr ge-
nttgend, nur für Aufbewahrung der eucharistischen Gestalten einen
mit gutem Verschlusse versehenen Tabernakel herzustellcn, sondern es
ist auch eine Art Thron oder bekrönte Nische zur feierlichen Aussetzung
des Allerheiligsten in der Monstranze nothwendig gcworden. Fttr
eine derartige Anordnung eines liturgisch und praktisch eingerichteten
 
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