Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tafel 30.

1. Caselkreuz für Seidenstickerei. Der obere Kreuzbalken u wird
bei 1 u, der untere b bei 1d angesetzt. Die Wahl der Farben richtet
sich natürlich nach der Grundsarbe des Stoffes. Auf schivarz oder
violett würde lich dieses Kreuz in Tambourstich, ganz in hell- und
dunkelgrauer Seide, (die hellere Schattirung innen, die dunklere nach
außen) mit einer Einfassung von Gold am besten präsentiren.

Auf weiß oder rothem Grunde sind die sämmtlichen Theile des
Pflanzenornaments in den natürlichen Farben und Schattirungen zu
halten, also die Stämme und Zweige hell und dunkelbraun, die Blätter
in drei bis vier grünen Schattirungen — die inneren Partieen heller,
nach außcn dunkler, die Passionsblumen weiß, nach innen zu sich in's
Bläuliche verlierend; die Rippen der Blätter, die Staubfäden und
die Dornenkrone an den Blumen, die blos aus einer einfachen Linie
bestehenden windenförmigen Ranken, sowie alle Einfassungen werden
mit starkem Goldfaden hergestellt.

Die Schilde u—lr gehören zu dem Pluvialstabe auf Tafel 53
^ und werden dort näher beschrieben.

Tafel 5l.

Diese Tafel enthält drei laufende Ornamente für Linnenstickerei
an Alben, Altartücher, Communiontücher, Kanzeldecken u. dergl. Das
Aluster Nr. 1 hat seinen Ansatz dadurch, daß man die rechte Hälste
verkehrt an der linken Seite vorne wieder ansetzt, wodurch die Länge
dieses Ornaments doppelt so groß als die der hier gezeichneten Partie
wird; es ist daher beim Austheilen auf den Stoff darauf Rücksicht
zu nehmen, daß kein leerer Raum an einer Seite übrig bleibe; das
ganze Muster hat eine Länge von 107 Centimeter.

Die Muster 1 und 2 können sowohl im Tambour- als im
Stielstiche ausgeführt werden; ersterer ist vorzuziehen, damit es
kräftiger wird; die Rosen bei Nr. 1 können auch in Farbe und
Technik von den anderen Blättern verschieden gehalten werden, indem
man z. B. bei Ausführung in rother Farbe die äußersten spitzen
Blättchen grün, den inneren Blüthenboden weiß und roth im Knopf-
stiche ausführt.

Das Muster Nr. 3 eignet sich für Weißstickerei auf Ministranten-
Nöckchen, Handtüchern oder einfacheren Alben und Chorröcken.

Tafel 32.

Großes romanisches Muster für Linnenstickerei; ist in diesem
Falle auszusühren wie die auf Tafel 51. Dasselbe Muster kann aber
auch aus Tuch oder Seide in verschiedenen Farben auf Betschemmeln,

Kanzeldecken rc. Verwendung finden; bei Bctschemmeln in der Weise,
daß man an den Theil 1a, noch rechts das runde Medaillon b ansetzt,
um die Länge des Betstuhles nicht zu überschreiten.

Die großen Streifen, welche bald rund, bald in liegendem Spitz-
bogen das Laubwerk einrahmen, wären mit Gold in Heftmanier zu
sticken; auch das Gitterwerk in den breiten Blättcrn, die Rippen und
Adern in den sich umschlagenden Blumen, sowie die zusammenhaltenden
Bändchen müßten in Gold ausgeführt und auch alle Contouren mit
Gold eingefaßt werden, neben einer kräftigen braunen Linie. Die
romanischen Blätter wären in den verschiedenen Farben, als roth,
blau, grün, violett in der Weise im Tambourstiche auszuführen, daß
bie äußeren Partieen hell, die nach innen liegenden um mehrere
Schattirungen dunkler werden. Der Fond bei den Blumen in dem
Medaillon a, wo die mit Gold aufzusetzenden Krcuzchen sich befinden,
wäre tiefblau auszufüllen. Sämmtliche Stiele in Broncefarbe in
zwei bis drei Schattirungen, die Trauben in hell- und dunkelblau,
die Beeren mit Gold eingefaßt.

Nr. 2, Muster zu einer einfachen Stola, passend zu dem Casel-
kreuze auf Tafel 51, und in derselben Weise wie dieses auszuführen.

Tafcl 33.

a. Nomanische Stola fnr Seiden- oder Goldstickerei. Wird diese
Stola ganz in Gold ausgeführt, so sollen die Einfassungen sämmt-
licher Blätter und Ranken, sodann die Rippen in den Blättern und
das Gitterwerk der Fruchtknöpfe, unter welchen andersfarbiges Gold
anzubringen wäre, mit brauncr Seide gestickt werden; diese Knöpfe
könnten auch umgekehrt mit braun untergelegt, das Netz aber mit
Goldfäden darüber gcspannt werden.

b 1 und seine untere Fortsetzung 1,2 bildet cin romanisches
horizontal laufendes Muster sür Linnenstickerei, und wird, wie solche
bereits mehrfach beschrieben, im Tambour- oder Stielstiche ausgeführt.

o k und o2 bildet einc Stabstickerei für Pluvialicn oder Dalmatiken;
die dazu gehörigen Schilde befinden sich auf Tafel 50 und enthalten
Darstellungen von Spmbolen aus der lauretanischen Litanei, z. B.
Morgenstern, Thurm Davids, geistliche Nose, oder andere auf die
heiligste Jungfrau bezügliche Symbole, als a der Granatapfel, 5 die
Lilie, o das vom siebenfachen Schwerte durchbohrte Herz, sowie solche,
die auf das Leiden Christi sich beziehen, als ck, 1 und t.

Die Ausführung des Blattwerkes geschicht ähnlich wie bei dem
Caselkreuze Nr. 51, die Schildc werdcn am besten durch Application
aus goldfarbencm oder mattrothem Seidenstoffe, die darauf befind-
lichen Spmbole in den betreffenden Natarfarben in Plattstich, resp.
bei einigen, wie e und in Goldstickerei hergestellt.

Als Verzierung der Capuze dürfte hierzu das in Heft 1 gegebene
schöne Bild der Verkündigung Mariä passend erscheinen. Sollten die
in diese Schilde eingezeichneten Spmbole für den herzustellenden Ornat
sich nicht eignen, so können dafür die Leidenswerkzeuge des Herrn,
wie sie eine Tafel des nächsten Heftes bringen wird, oder die ent-
sprechend vertheilten Worte eines Schrifttextes oder kirchlichen Gebetes
in lateinischer Sprache substituirt werden.

Lnfel 34 un- 35.

Plan zu einem romanischen Baldachin- oder Ciboriums-Hochaltare
nebst Grundrissen.

Wer die Geschichte des christlichen Altarbaues verfolgt, wird
finden, daß von den ersten Zeiten der Entwickelung des Basilikenstples
bis in's tiefe Mittelalter hinein in den meisten größeren Kirchcn für
die Hochaltäre die Form des auf vier Säulen ruhenden, den Altartisch
überschattenden Baldachines die Regel war. Zahllose Beispiele aus
den Kirchenschriftstellern und Chronisten ließen sich als Beweis hier-
für anbringen. Es hat sich auch eine verhältnißmäßig bedeutende
Anzahl solcher Baldachin- oder Ciborien-Altäre besonders in den süd-
lichen Ländern erhalten. Oft beschrieben und abgebildet sind die
Baldachinaltäre der römischen Basiliken zu S. Maria in Trastevere,
in Cosmcdin, Maria Maggiore, S. Giorgio in Velabro, S. Clemcnte,
in S. Peter, im Lateran, S. Paul, S. Lorenzo, sodann die berühmten
Hochaltäre von S. Marco in Venedig (auch einzelne Scitenaltäre
daselbst haben Ciborienüberbauten), in den Kathedralen von Murano
und Torcello, in S. Ambrogio in Mailand rc. Minder bekannt sind
die zierlichcn Altarbauten des an frühchristlichen Monumenten über-
reichen Ravenna, so die schönen Seitenaltäre der dortigen Kathedrale
mit ihren durchbrochenen Steinmensen. Prächtige Exemplare alter
Ciborien hat Dalmatien in seinen Basiliken zu Parenzo, Trau, Spalato,
Zara rc. bewahrt, melche in den Jahrbiichern der k. k. österceichischen
Commission zur Erfrischung und Erhaitung der Baudenkmale trcffliche
Beschreibung und Jllustration gefunden haben. Jn Deutschland und
Frantreich haben sich aus der vorgothischen Zeit nur schr wenige
Neste von Baldachinaltären erhalten, desto reicher ist die Zahl der
aus der gothischen Periode stammenden Ciborien-Steinaltäre, unter
denen die des Regenburger Domes, der S. Elisabethkirche in Marburg,
von S. Stephan in Wien durch Reichthum und Eleganz sich aus-
zeichnen. Ein brillantes Beispiel von einem Pracht-Ciborium findet
sich in Spanien in dcr Kathedrale von Gerona; dasselbe ist ganz mit
Silberplatten bekleidet, welche in getriebener Arbeit Scenen aus der
heiligeu Geschichte vorstellen. Das an altkirchlichen Denkmälern so
 
Annotationen