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VORWORT

Es muß uns besonders erfreuen, daß im Zentrum der alten freien Reichsstadt Schwäbisch Gmünd
nahe beieinander drei ehrwürdige Kirflibauten stehen, die sich aufs schönste ergänzen: die roma-
nische Johanniskirclie, das gotisclte Münster und die im Stil des Spätbarock ausgestaltete Augusti-
nuskirche. Diese letztere ist freilich nach außen hin sehr besdieiden. Aber ihr Inneres erstrahlt in
festlichem Glanz. Vor mehr als 200 Jahren hat Johannes Anwander sie mit prächtigen Dechen-
und Wandgemälden gesclimüätl, die jetzt im Jahr i960 durch die kundige Hand von Restaurator
Manz neugerichtet wurden. Diese Bilder schildern das Leben und Wirken des großen Kirchen-
lehrers, aus dessen Schriflen Katholiken und Protestanten bis heute gleicherweise dankbar schöpfen:
Augustinus. Über das Wesen dieser Kunstwerke schreibt Dekan Wilhelm Teufel im Gmünder Evan-
gelisclien Gemeindebuch von 1954: „Mag uns nüchternen Menschen von heute manches aucli all-
zu mystisch, vielleicht sogar übertrieben vorkommen, im Grunde ist es doch nur die jubelnde Freude
über den einen Sünder, der Buße tut und von Gott zu Großem berufen ist, die diesen Raum durch-
klingt und ihm seine festliche Weihe gibt."

Es ist sehr dankenswert, daß Herr Studienrat Hermann Kissling, Kunstdozent am Pädagogischen
Institut in Schwäbisch Gmünd, sich die Mühe gemacht hat, unsere Augustinuskirche, ihre Geschichte
und ihre Kunstschätze, neu und gründlich zu untersuchen und in der vorliegenden Schrift darzu-
stellen. Wir sind überzeugt, daß viele Freunde kirdilicher Kunst, auch viele, denen dieser Kirclien-
raum zur geistigen Heimat wurde, sielt gern in diese Blätter vertiefen werden. Wir halten ja auch
bewußt seit einiger Zeit die Augustinuskirche die Woche über offen und laden jeden Ernstgesinnten
ein, darin Freude zu finden und stille Andacht zu pflegen.

Die Forschungen, die hier vorgelegt werden, führen uns in Zeiten zurüflt, in denen der Kampf um
den Glauben die Menschen aufs stärkste bewegt hat und evangelische und katholische Christen
einander oft wehe getan haben. Die Unterschiede sind heute nicht verscliwunden. Aber die Be-
drängnis der Christenheit in der ganzen Welt nötigt uns, das Gemeinsame zu sehen und zu be-
tonen. Die evangelische Kirchengemeinde in Sdiwäbisch Gmünd hat seit mehr als 150 Jahren in
der Augustinuskirclie den Mittelpunkt ihres Gemeindelebens und ihrer Gottesdienste gefunden und
ist an dieser Heimat herzlich froh. Sie begrüßt es aber lebhafl/ wenn über den Kreis ihrer Mit-
glieder hinaus sich viele Menschen an diesem Bauwerk freuen und mit ihm beschäfligen. Gerade
die kommende Achthundertjahrfeier der Stadt bringt uns ja zum Bewußtsein, daß wir von einem
gemeinsamen Erbe zehren. Möge diese Schrifi, die so gute Einführung in Wort und Bild bietet,
einen wertvollen Dienst tun!

Schwäbisch Gmünd, im Oktober 1961 Dekan Heinrich Lang

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