Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tung der ornamentierten Felder an den Brüstungen dieses Gestühls. In den Recht-
eckformen ihrer Füllungen kreist das Muschelwerk in immer neuen Einfällen.
Heute bieten Schiff und Chor insgesamt 700 Sitzplätze. Auf der Orgelempore sind
noch 75 Plätze eingerichtet, die im allgemeinen dem Chor und den Bläsern vor-
behalten sind. Weitere 60 Plätze stehen im Oratorium des Sakristeibaues bei Fest-
gottesdiensten zur Verfügung.

DAS GRABDENKMAL DES KANONIKERS SENFFT VON SULPURG

Unter der Kanzel an der südlichen Chorwand sehen wir die einzige erhaltene Grab-
platte (Abb. 15). Nach der Inschrift ist es das Epitaph des Scholastikers und Kano-
nikers Senfft von Sulpurg16, der im Chor seine letzte Ruhestätte fand. Er lebte
„etwa 26 Jahre, den letzten Tag beschloß er am 15. Februar im Jahre des Heils
1515".

Das in Solnhofer Kalkstein (116X60 cm) ausgeführte Flachrelief zeigt über dem
Schriftblock die bildhafte Auslegung zu der Bibelstelle Johannes 20, 14—17. Maria
Magdalena kniet mit betenden Händen vor dem Gärtner, der sich als Jesus zu
erkennen gibt. Vor dieser aufgerichteten Gestalt mit der Kreuzesfahne ist auch
der Kanoniker in die Knie gesunken. Mit entblößtem Haupt und gläubigem Ver-
trauen schaut er zu dem Herrn auf, der, wie die Nägelmale an Hand und Fuß be-
zeugen, den Tod besiegt hat. Die Umgebung in dieser halbrund abschließenden
Szene wird nur sparsam angedeutet, um die Modellierung der drei Gestalten um so
deutlicher vortreten zu lassen.

Diese meisterhafte Gestaltung mit der sicheren Zeichnung der Köpfe und den über-
legt geführten Faltenzügen der Gewänder geht auf keinen Geringeren als den
niederbayrischen Bildhauer Loy Hering zurück17. Er ließ sich bei diesem Werk
von einem Holzschnitt des Nördlinger Malers Hans Schäuffelein anregen. Dieser
wiederum stützte sich bei dem Entwurf seines Schnittes auf eine Darstellung seines
Lehrherrn Albrecht Dürer. Loy Hering hält sich nicht sklavisch an das Vorbild.
Da er sich den Gestaltungsideen der Renaissance offen zeigte, glättet er bei den
benutzten Bildideen die eckigen Faltenbrüche. Die ruhigen Schriftzeilen mit ihrer

31
 
Annotationen