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Die Mönche waren in den ersten Jahren ihrer hiesigen Tätigkeit nur notdürftig
untergebracht. Sie begannen aber, sobald es die Umstände erlaubten, mit dem Bau
eines Klosters. Heinrich VII., der den Brüdern des Augustinerklosters in Gmünd
wegen „ihres eifrigen klösterlichen Lebens freundlich gesinnt" ist, setzt sich im Jahr
1309 für sie beim Rat der Stadt ein. Er bittet ihn, die Mönche einen Platz zwischen
den Stadtmauern, den sie bisher schon besessen hätten, überbauen zu lassen.
Für die Stadtgeschichte ist diese Angabe wertvoll, weil hier von zwei Mauerringen
die Rede ist. Die innere Ummauerung umzog die alte Marktsiedlung, etwa die
heutige Münsterumgebung3. Nach 1240 umgab sich die inzwischen zur Stadt er-
hobene Siedlung mit einem weitgezogenen Mauerring. Dort, im Westen der Stadt,
nahe der Pfarrkirche, wo sich diese Mauern bis auf 35 Meter nahekommen, errich-
teten die Eremiten ihre Gebäude. Durch die Lage zwischen den Stadtmauern war
deren Umfriedung allein durch eine nördliche und südliche Quermauer gelöst. Das
war kein begehrter Platz in dem aufblühenden Gmünd. Das Gesicht der Stadt war
nach Nordosten gerichtet. In der Umgebung des heutigen Marktplatzes und des
„Kalten Marktes" waren die von den Bürgern gesuchten Plätze. Doch es entsprach
der Gepflogenheit des anspruchslosen Bettelordens, wenn die Augustiner die ab-
seits gelegene Stelle für ihre Niederlassung wünschten.

Im Jahr 1432 erlaubten die Mittel, einen langen Chor aufzuführen. Da der alte
Chor bis an die innere Stadtmauer heranreichte, wurde diese geöffnet und ein jen-
seits stehendes Haus aufgekauft und abgebrochen, um dem langgestreckten Mönchs-
chor Raum zu schaffen. Die Klosterkirche kam durch diesen Ausbau der Pfarr-
kirche (Münster) sichtbar näher. Die Mönche mußten deshalb versprechen, wenn
durch ihr Läuten und Singen zur Sext- und Komplet-Zeit die Predigt in der Pfarr-
kirche gestört würde, diese Gottesdienste auf eine andere Zeit zu verlegen.
Geistliche und weltliche Autoritäten schützten und förderten die Augustiner-Ere-
miten. Auch die Gmünder Bürger zeigten sich dem Kloster so zugetan, daß dies
sogar vorübergehend die Eifersucht des Weltklerus wachrief. Diese Wertschätzung
führte zu reichen Opfern und Gaben bei den verschiedenen kirchlichen und seel-
sorgerlichen Handlungen; sie ließ dem Kloster auch Stiftungen zukommen. Diese
Einnahmen erlaubten den Kauf etlicher Güter.

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