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ses Relief mildert den Übergang von der Flachdecke zur Tiefe des Bildes. Jenseits
der Schwelle des geschweiften Goldrandes öffnet sich die himmlische Szene.
Wie in vielen barocken Kirchen wurde das Deckenfeld über der Orgelempore in
richtiger Einschätzung der Raumsicht dem Stukkator überlassen. Mit seinem Bild,
in dessen Mittelpunkt das zum Himmel erhobene Liebesherz Augustins gestellt ist,
will der Künstler die geistliche Musik als Dienerin des Glaubens verherrlichen.
Wie helle Orgeltöne perlen die Rocaillen aus dem Stuckbild heraus: Ein Horn,
Trompete, Laute, Harfe und Pauken sind ihnen angehängt oder in sie eingebettet.
Die Ostspitze des Bildes betont ein geflügeltes Engelköpfchen, über dem ein Noten-
buch zum Anstimmen des Ambrosianischen Lobgesanges aufgeschlagen ist: TE
DEUM LAUDAMUS.

Die Stuckierung des Chores:

Der bildnerische Aufwand ist im Chor, dem religiösen Zentrum der Kirche, ge-
steigert (Abb. 3).

In der Schriftkartusche über dem Chorbogen wird um den Beistand des Kirchen-
vaters gefleht: Magne Pater deprecare pro nobis ac singulis (= Großer Vater, bitt
für uns und jeden einzelnen). Der Engel, der mit der Rechten den Bischofsstab
hält, scheint mit seiner Trompete das laut kundzutun, was auf dem Trompeten-
tuch aufgeschrieben ist: Hic vir hic est (= Ja dieser Mann ist es). An der Innen-
fläche des Chorbogens hat der Meister den Formenreichtum des Rokokos aufgereiht.
Die gefiederten C- und S-Bögen versteht er in immer neuen Bildern aneinander
zu ketten. Der Unruhe der Einzelform wird gesteuert durch den Einschluß geome-
trischer Figurationen. Die Farbigkeit in den Tönen weiß, gold, blau und barockrot
schenkt hohen Genuß.

An der Decke des Chores entdeckt man eine ganze Puttenschar. Einige tummeln
sich am Rande des Deckenbildes, andere haben sich auf den Gesimskonsolen neben
den prunkvollen Ziervasen niedergelassen und schauen neugierig herab. Man wolle
nicht übersehen, wie mehrere von ihnen aus der Malerei heraus Plastizität gewin-
nen; der Stukkator verbindet so Schein und Sein (Abb. 11, 12).
Auch die Anlage des Priorsitzes an der Südseite nahe dem ehemaligen Hochaltar

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