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DIE KANZEL

Das Bild der Kanzel ist nicht einheitlich. Kanzelkorb, Tragpfeiler und der brücken-
artige Zugang sind ein Werk des 19. Jahrhunderts.

Von der barocken Kanzel der Klosterkirche blieb nur der Schalldeckel übrig. In
diesem Werk leben sich noch die kraftvollen Barockformen des beginnenden
18. Jahrhunderts aus. Von den Ecken schwingen in Begleitung der sich fächernden
und rollenden Akanthusblätter die Volutenstege nach oben und bilden eine durch-
brochene Krone. Darüber ragt Christus. Seine Rechte segnet, in der Linken hält
er das Symbol seiner Machtvollkommenheit: die Erdkugel mit dem aufgesteckten
Kreuz. An der Unterseite des Schalldeckels schwebt über dem Prediger das Symbol
des heiligen Geistes, die Taube im Strahlenkranz.

DAS GESTÜHL

Die Chorbänke wurden erst im 19. Jahrhundert eingestellt. Das übrige Gestühl
stammt aus dem Spätbarock. Das Gestühl des Schiffes westlich der Eingänge trägt
in den ornamentierten Brüstungen die Jahreszahl 1747. Das Schnitzwerk der Fel-
der und Stuhlwangen zeigt die Flechtbänder des sogenannten Bandelwerkes. Da
diese etwa seit 1710 angewandte Schmuckform schon ab 1740 vom Muschelwerk
des Rokoko abgelöst wird, ist dieser späte Gebrauch der Hinweis auf einen kon-
servativen Meister. Er fertigte vermutlich auch die beiden prachtvollen viersitzigen
Chorstühle (Abb. 14).

In der Klosterkirche war der Raum von der Ostwand des Schiffes bis in die Höhe
der Eingänge frei. Die zunehmende Zahl der evangelischen Gottesdienstbesucher
im 19. Jahrhundert nötigte zur Aufstellung von Bänken an diesem Ort. Diese
entstammten wohl einem anderen aufgehobenen Gmünder Kloster. Bei der Ver-
setzung dieses Gestühls in die evangelische Stadtkirche konnte man nach Entfer-
nung der entbehrlichen Kniebänke die Reihen dichter stellen. Leider ließ man mit
der Säge den unteren Teil dieser Wangen schmälern, um den Eintritt in die enger
gerückten Bänke zu erleichtern. Das raubte den schönen Rokoko-Stuhlwangen die
Harmonie ihrer Ganzheit. Für den verweilenden Besucher lohnt auch die Betrach-

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