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werke zugewiesen werden: Ein zweites, sehr ähnliches Kreuzigungsrelief im Süd-
flügel des Klosters, dann die Pieta in der Spitalkapelle und die Anbetung der
hl. drei Könige an der Gräth. Dieser Bildhauer beherrscht das Formgut der Zeit,
in der Durchbildung sieht man aber manche harte und ungelenke Stellen. Seine
Komposition lehnt er an einen Kupferstich von Martin Schongauer an19 und 20.

ORATORIUM DES BÜRGERMEISTERS STORR VON OSTRACH

Hoch über der Orgelempore in der Nordwest-Ecke des Schiffes hat der Baumeister
ein köstliches Schwalbennest, das Oratorium des Bürgermeisters Storr von Ostrach,
anbringen lassen.

Die Bevorzugung dieses Mannes, der von 1753 bis 1785 erster Bürgermeister in
Gmünd und Reichserbschultheiß war, ist auf seine Stellung und den damit ver-
bundenen Einfluß zurückzuführen. Der von Eitelkeit nicht freie Stadtregent mit
dem klangvollen Namen und dem reichen Besitz erwarb sich die Gunst der Augu-
stiner, weil er ihnen in einem Schreiben vom 18. Oktober 1756 gestattet hat, in die
Nordwand des Schiffes neben das bisher einzige Fenster noch zwei weitere ein-
zubrechen. Diese Bauänderung hing deshalb von seiner Genehmigung ab, weil er
der Besitzer des nördlichen Nachbarhauses war.

Das Oratorium verschaffte der Familie des Bürgermeisters einen bequemen Kirch-
gang. Von ihrem Haus führte ein Gang auf der alten Stadtmauer direkt in ihren
kleinen Betraum. Von diesem ungewöhnlichen Kirchpfad ist heute nichts mehr zu
sehen, weil das Storrsche Anwesen 1828 vom Staat aufgekauft, abgerissen und an
seiner Stelle die bis zur Augustinuskirche reichende Gehörlosenschule erbaut wurde.

Das Oratorium trägt an der Vorderseite das Wappen der Familie Storr. Die innere
Ausstattung des mit Schiebefenstern versehenen schmucken Raumes ist sorgfältig
abgestimmt. Inmitten der Stuckdecke sehen wir ein kleines Fresko. Ein königlicher
Heiliger in vornehmer Tracht kniet vor einem Kruzifix. Auf dem Betpult liegt
neben der Bibel die Krone. An der Ostwand umfängt ein Stuckrahmen ein auf
Leinwand gemaltes Ölbild (68X56 cm). "Wie die Schrift „Tota Pulchra" in der

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