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Mondsichel am unteren Bildrand schon sagt, handelt es sich bei diesem in kostbarer
Patriziertracht dargestellten Frauenbildnis um die „Vollkommen Schöne", um Ma-
ria21. Die Gottesmutter mit der fein gezeichneten Strahlengloriole trägt im kunst-
voll gelegten Haar einen farbig, erlesen abgestimmten Blütenkranz. Diese Blumen
kehren in den Deckenfresken ebenso wieder wie der Typus dieses Antlitzes mit
seiner vornehmen Blässe und den betonten dunklen Augen. Demnach ist das Bild
Johann Anwander zuzuschreiben.

DIE SAKRISTEI

Der Plan Wiedemanns für die neue Klosteranlage muß auch den Anbau einer Sakri-
stei vorgesehen haben, weil sich dieser Bau sowohl im Äußeren wie in der innen-
räumlichen Gliederung gut mit den Gegebenheiten von Kloster und Kirche vereint.
In diesem zweigeschossigen Bau waren unten die Sakristeiräume, in denen der Sa-
kristan, ein Laienbruder, seines Amtes waltete. Oben konnten in einem Oratorium
die Patrizier der Stadt und vornehme Gäste dem Gottesdienst beiwohnen. Die
Chorfenster dieses Raumes tragen noch die alten „Mondscheiben". Nach der Säku-
larisierung des Klosters verlegte man die Sakristei nach oben. Im Erdgeschoß wurde
die Wohnung für den ersten evangelischen Lehrer, der zugleich Mesnerdienst hatte,
eingerichtet. Später zog dort der Kameralamtsdiener ein. In jüngster Zeit war das
wachsende Finanzamt genötigt, diese Zimmer zu belegen. Durch die Erstellung
einer neuen Kassenhalle für das Finanzamt im Jahr 1961 konnten diese Räume
wieder von der Kirche übernommen werden. Sie erfuhren im Zuge der Renovie-
rung der Augustinuskirche in den Jahren 1960 und 1961 neue Einrichtung und
Bestimmung. Die Sakristei wurde, wie in der Barockzeit, in das Erdgeschoß ver-
legt, während das Oratorium kleinen Gottesdiensten und dem Religionsunterricht
dient.

Der Sakristeibau ist fast ohne künstlerischen Schmuck. Im Oratorium hat sich
lediglich ein 90 cm großes Barockkreuz erhalten. Dem Umbau im Erdgeschoß
mußte leider ein bemaltes Stuckrelief weichen, das die „Madonna vom guten Rat"
darstellt22. Es handelt sich dabei um eine ins Relief übertragene Kopie des Gnaden-
bildes der Augustinerkirche in Genazzano bei Rom.

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