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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 4
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Auktionsnachrichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0169

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Versteigerung der Kunstgewerbe - Sammlung Baron
A.Oppenheim(Cöln). Berlin,Lepke. 28.u. 29.Okt. 1917.

Das Gesamtergebnis dieser 176 Nummern starken
Versteigerung beläuft sich auf rund eine Million ein-
hundertsechzigtausend Mark. Mehr als die Hälfte
davon entfällt auf die Abteilung „Rheinisches Stein-
zeug", das Spezialgebiet des Barons von Oppenheim,
der rheinische Krüge überall aufkaufen Hess, wo er
ihrer habhaft werden konnte. Die Preise für dieses
rheinische Steinzeug waren recht hoch, aber nicht so
gar über alle Maassen hoch. Wenn man bedenkt, dass
sie seit der Lanna-Auktion auf das Doppelte gestiegen
sind, wenn man dagegen in Anschlag bringt, dass seit-
her durch den Krieg der Wert der Mark sehr gesunken
ist, so kann man eigentlich von einer übertriebenen
Preissteigerung nicht reden, da die Qualität der teuer-
sten Stücke durchweg die höchste für diese Ware denk-
bare ist. Als Käufer traten ausser den deutschen
Museen (Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover, Krefeld,
Leipzig) die Museen der nordischen Hauptstädte auf,
getreu einer alten Tradition — in den Blütezeiten dieser
Industrie, im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert,
hat das Rheinland diese Dinge sehr stark nach Skandi-
navien exportiert.

Unter den weissen Sigburger Arbeiten brachte eine
Schnelle von 157 3 (Monogr. L. W.) 7100 M., eine
Schnabelkanne von Chr. Knürgen von 15:91 ebensoviel,
ein brauner Cölner Krug in Gestalt einer Eule kostete
9000 M„ eine grosse Raerener Kanne von Jan Emens
235:00 M., eine Raerener Prachtschnelle von Baldem
Mennicken 265'00 M. Am teuersten war Nürnberg:
Ein grosser Hafnerkrug aus der Werkstatt des Paul
Preunig (um 15^0) brachte es bis auf 41 000 M.

Für, das Hauptstück unter den Glasmalereien, die
Folge von sechs rechteckigen Glasgemälden aus dem
vierzehnten Jahrhundert, so gut wie das Dreikönigs-
fensrer im Cölner Dom, hatte man einen hohen Preis,
60000 M., etwartet; da nur 5:0000 M. geboten wurden,
zog man es zurück. Für die schönsten Rundscheiben
rheinischer oder flämischer Provenienz, für die Stiche
in. der Art des Monogrammisten S aus Brüssel (ca. 1520)
vorgelegen haben könnten, zahlte man 1000 und
1 200 M. Unter den plastischen Arbeiten stand an erser
Stelle eine Florentiner Madonna aus Terrakotta, einen
halben Meter hoch, um 1500, in der Art des Benedetto
da Majano. Sie brachte 20000 M. Eine Antwerpener
Eichenholzgruppe, „Mariae Heimsuchung", 21500 M.,
eine französische Holzfigur des „Heiligen Eligius aus
dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts 20200 M.,
und eine wohl fränkische Holzgruppe mit der „Anna"
selbdritt 30700 M. Rheinische Sfollenschränke aus dem
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts kosteten 12000
und 20000 M., eine Eichenholzbank, aus frühgotischen
Fragmenten zusammengestellt, zum Beispiel frühgoti-
schen Chorstuhlwangen, die vielleicht einmal aus dem
Cölner Dom gestohlen sind, wurde gleichfalls mit

20000 M. bezahlt, ein Florentiner Faltstuhl um 1500,
über und über mit weissem und grünem Elfenbein,
Zinn und farbigen Hölzern eingelegt, kostete 2 2 j 00 M.,
eine rheinische Zimmervertäfelung aus dem sechzehnten
Jahrhundert mit Renaissancefüllungen und Hermen-
pilastern erreichte den Preis von 53 100 M., kann aber
einst, wenn parzelliert (da Rahmen und Gesimse neu
waren) noch teurer werden. Von den Arbeiten, die
unter „Verschiedenes" katalogisiert waren, erwähnen
wir als teures Kuriosum eine französische Dose aus
dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, aus einem
Amethyst geschliffen und mit durchbrochener und
ziselierter Goldfassung. Preis: 11 5:00 M., und, als be-
sonders schön, ein Paar vergoldete Kupferleuchter aus
dem zwölften Jahrhundert mit Email, Limosiner Arbeit
aus der Sammlung Spitzer stammend. Sie kosteten
14200 M.

Natürlich wurden, wie es immer bei Versteigerungen
guter Provenienz geht, auch für Stücke minderer Qua-
lität oft recht hohe Preise angelegt. Die Flagge deckt
die Ware. Dagegen ist nichts zu thun. E. W.

*

Versteigerung der Sammlung Ludwig Knaus. Berlin bei
Lepke. 30. Oktober 1917.
Knaus hat als Künstler gesammelt, Sachen, die ihn
für sein eigenes Schaffen interessierten, daneben Bilder
zum Schmuck seiner Wohnung. Nicht eben viel,
31 Gemälde und 46 Zeichnungen kamen unter den
Hammer. Grosse Summen hat er dafür nicht ausgegeben,
im ganzen vielleicht joooo Mark. Die Erben lösten
aus dem Nachlass rund einundeine viertel Million
Mark. Sein teuerstes Bild war ein Mädchenbild von
Pesne, das er, vor wenigen Jahren für 3 000 Mark auf
einer Auktion kaufte. Jetzt brachte es 32000 Mark,
also etwa das Zehnfache. Bei der hübschen nicht ganz
sicheren Landschaft von Guardi war mit 73 000 Mark
die Preissteigerung sogar zwanzigfach. Wie gross sie
bei dem Frühwerk von Frans Hals, einem jungen Kava-
lier, war, kann man überhaupt kaum noch ausrechnen.
Ein paar hundert Mark hatte der Künstler einst dafür
gegeben, damals wusste allerdings wohl nur Wilhelm
Bode, dass es ein Frans Hals war —, jetzt brachte es
162000 Mark. Dass gute alte Bilder jetzt unverhältnis-
mässig teuer geworden sind, so reuer, dass Museen und
werdende solide Sammler bald überhaupt nicht mehr kau-
fen können, damit rechnet man seit den letzten zwei Jah-
ren und vor der Auktion Kaufmann kann man Angst be-
kommen. Aber dass auch Bilder, die im besten Falle nur
dekorativeVerdienste haben, heute so teuer sind, wie vor
fünf Jahren nur Werke hervorragender Künstler, ist ei-
gentlich traurig und sehr bedenklich. Wer kennt Frans
Wouters? Nun, ein Kopf von ihm kostet 9000 Mark.
Was ist uns Cornelis de Heem? Ein unbedeutender
Nachahmer seines besseren Vaters Jan. Aber ein

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