führen nur alltägliche Szenen auf; sie existieren
schlechthin. Auch die Sentimentalität oder Sym-
bolik der ausgesprochenen Romantik liegt ihm fern:
er hält sich selbständig zwischen ihr und dem Klassi-
zismus, und die edle Wahrhaftigkeit seiner menschen-
belebten Landschaft bedeutet einen grossen Fort-
schritt innerhalb der idealistischen Kunst. Ferdinand
Olivier, dessen Begabung nur enger umschrieben
ist, steht hier neben ihm; Horny, der früh Ge-
storbene, und Ludwig Richter, Erhard, Heinrich
und andere haben von ihm ihre besten Anregungen
empfangen; und wer weiss, wie viel seines Geistes
auf Franz-Dreber überging und durch ihn mittel-
bar auf Böcklin. Geistige Erben brauchen nicht
immer von ihren Ahnen zu wissen. Aber im gan-
zen betrachtet, ist der geläuterte Idealismus in der
optimistischen Romantik Fohrs ein Torso geblieben.
Sein Tod brach die Knospe vor der Frucht. Horny
hätte seine Mission, trotz grösserer Strenge und
Einseitigkeit, vielleicht erfüllen können; aber auch
er starb im gleichen Alter, und Olivier war so we-
nig wie Richter der Mann für eine so hohe Aufgabe.
Es ist das Schicksal der deutschen Romantik,
dass ihre ernsthaftesten Künstler nicht zur Aus-
wirkung gelangten, und dass die Extremen und die
Theorien über das blühende Leben siegten. Die
idealistische Kunst wurde zum zweiten Male Aka-
demismus, wie sie es im achtzehnten Jahrhundert
durch Mengs geworden war; und der malerische
Realismus trat in aller Stille das Erbe von Carstens
und Runge an: er, und nicht die Idealisten, be-
stimmte in steigendem Maasse die künstlerische Ent-
wicklung des neunzehnten Jahrhunderts.
Fohr aber wird uns teuer bleiben als ein
grosses Versprechen jener Frühlingszeit deutscher
Empfindung, das sich nicht erfüllen durfte;
gleich wie Runge für seine Zeit fast umsonst ge-
lebt hat.
KIRCHNER, KÜSTEN LANDSCHAFT
MIT ERLAUBNIS DER HOFKUNSTHANDLUNG FRITZ GURLITT, BERLIN
schlechthin. Auch die Sentimentalität oder Sym-
bolik der ausgesprochenen Romantik liegt ihm fern:
er hält sich selbständig zwischen ihr und dem Klassi-
zismus, und die edle Wahrhaftigkeit seiner menschen-
belebten Landschaft bedeutet einen grossen Fort-
schritt innerhalb der idealistischen Kunst. Ferdinand
Olivier, dessen Begabung nur enger umschrieben
ist, steht hier neben ihm; Horny, der früh Ge-
storbene, und Ludwig Richter, Erhard, Heinrich
und andere haben von ihm ihre besten Anregungen
empfangen; und wer weiss, wie viel seines Geistes
auf Franz-Dreber überging und durch ihn mittel-
bar auf Böcklin. Geistige Erben brauchen nicht
immer von ihren Ahnen zu wissen. Aber im gan-
zen betrachtet, ist der geläuterte Idealismus in der
optimistischen Romantik Fohrs ein Torso geblieben.
Sein Tod brach die Knospe vor der Frucht. Horny
hätte seine Mission, trotz grösserer Strenge und
Einseitigkeit, vielleicht erfüllen können; aber auch
er starb im gleichen Alter, und Olivier war so we-
nig wie Richter der Mann für eine so hohe Aufgabe.
Es ist das Schicksal der deutschen Romantik,
dass ihre ernsthaftesten Künstler nicht zur Aus-
wirkung gelangten, und dass die Extremen und die
Theorien über das blühende Leben siegten. Die
idealistische Kunst wurde zum zweiten Male Aka-
demismus, wie sie es im achtzehnten Jahrhundert
durch Mengs geworden war; und der malerische
Realismus trat in aller Stille das Erbe von Carstens
und Runge an: er, und nicht die Idealisten, be-
stimmte in steigendem Maasse die künstlerische Ent-
wicklung des neunzehnten Jahrhunderts.
Fohr aber wird uns teuer bleiben als ein
grosses Versprechen jener Frühlingszeit deutscher
Empfindung, das sich nicht erfüllen durfte;
gleich wie Runge für seine Zeit fast umsonst ge-
lebt hat.
KIRCHNER, KÜSTEN LANDSCHAFT
MIT ERLAUBNIS DER HOFKUNSTHANDLUNG FRITZ GURLITT, BERLIN