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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 10
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Ahlers-Hestermann, Friedrich: Der deutsche Künstlerkreis des Café du Dôme in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0384

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WALTER EONDY, BLUMEN

Personen in den Romanen, in denen sie vorkommen,
thun: trank Sekt, frönte ctwelchen Lasterhaftig-
keiten, arrangierte poetische Abende in einem Ate-
lier mit Kissen und matter Beleuchtung, wollte
Kunst sammeln, malte talentvoll (wie man zu sagen
pflegt) und sprach immer von literarischen Plänen,
zu deren Ausführung es nur nicht kam, weil er
nicht wusste, in welcher Sprache er schreiben
sollte. Vor allem streute er mit aristokratischer Geste
Geld um sich her, von dem er annahm, es käme
aus dem unerschöpflichen Russland ohne Ende
neues. Er hat sich auch nie darüber beruhigen
können, dass es eines Tages zu Ende war und nur
noch spärlich, leihweise floss. Er kam nun etwas
herunter, sass häufig recht betrunken und schwatz-
haft im Dome, das er früher verachtete. Das Be-
dürfnis, den Herrn, den „michet" zu spielen (der
er war) trieb ihn in immer geringere Etablissements,
neben dem Bahnhof Montparnasse, wo er die
Packträger und Soldaten bewirtete, oder in ein
kleines unauffindbares Cidre-Lokal. Hier sass man

an Tonnen, zwischen denen eine Ziege herumlief,
und im Hinterzimmer küsste Prinz Nicola der Frau
des Wirtes, die seit Jahren gelähmt im Bette lag,
die Hand und versorgte sie mit schöner Litteratur.
Auf der andern Seite der korridorschmalen Gasse
tanzte hinter rot verhängten Fenstern Kara-Tete
die Negerin „das Erdbeben von Mozambique" und
„la de'tresse des paysans." Zuletzt ging es ihm recht
würdelos schlecht. Er, dessen Mutter auf den Hof-
bällen im Winterpalais ihre berühmt-schöne Hand
in die der Grossfürsten gelegt hatte, sass im Bureau
eines gewinnsüchtigen Amerikaners, der zureisenden
Landsleuten den Kauf von Villen und Antiquitäten
vermittelte. Dieser war einst in Nicolas Glanzzeit
sein Gast bei Lampionfestlichkeiten gewesen und
nun hatte er ihm nicht einmal einen Stuhl ange-
boten und verlangte unter anderem von ihm, dass
er mit einem gar nicht kleinen aufgerollten Teppich
unter dem Arm durch halb Paris laufen sollte. Ein-
mal aber erlebte Nicola in seinem entwürdigenden
Dienst doch etwas Freundliches: eine russische

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