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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0458

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HANS THOMA, BOGENSCHÜTZEN. AQUARELLIERTE BLEISTIFTZEICHNUNG
VERSTEIGERT BEI PAUL GRAUPE, BERLIN

zum Geschenk angeboten und ihr zehn Jahre lang zur
Verfügung gehalten, damit sie in aller Ruhe den Wert
des Künstlers und seines Werkes abwägen und prüfen
kann. Die nach Ablauf dieser Fiist abgelehnten Bilder
werden dann von dem Verein wieder veräussert. Das
erste Wort also hat nun die Einkaufskommission, die
sich aus folgenden Herren zusammensetzt: Oskar
Schmitz, derBegründer und Vorsitzende derVereinigung,
Adolf Rothermundt, Robert Sterl, Hans Poelzig, und

Julius Bondi. Das sind Namen, die man nicht
ohne weiteres unter die Propheten der neuen
Kunstanschauung wird zählen können; aber sie
haben Gewicht ob ihrer Erfahrung und ihres
Schaffens, und unter den gegebenen Verhält-
nissen wäre eine Schar von jungen Stürmern
nicht so sehr am Platze als diese kleine Ge-
meinde von weitsichtigen und vorurteilslosen
Kennern. Auf jeden Fall bietet diese Grün-
dung ein schönes Zeugnis für die Thatkraft
und Regsamkeit der Dresdner Kunstfreunde,
und wir wollen hoffen, dass nach Ablauf
des ersten Dezenniums der Verein einen er-
folgreichen Abschluss wird vorlegen können.

Ein weiterer Beleg dafür, dass in Dresden,
trotz aller Kriegsnot, das künstlerische Leben
kräftig pulsiert, wird eine Ausstellung sein,
die für den Herbst von der Galerie Ernst
Arnold vorbereitet wird. Man hat sich ein
hohes Ziel gesteckt mit der Aufgabe, die rein
malerische Entwicklung der deutschen Kunst
von ungefähr 1830 an bis zur Gegenwart zu
verfolgen. Von einem Arbeitsausschuss, dem
viele deutsche Museumsleiter und Kunst-
wissenschaftler angehören, wird seit längerer
Zeit in ganz Deutschland daran gearbeitet aus
unserm reichen Privatbesitz das Material für
ein möglichst lückenloses Gesamtbild herbei
zu schaffen. Seit der Deutschen Jahrhundert-
ausstellung sind nun zwölf Jahre verflossen,
und während dieser Zeit ist so mancherlei Un-
bekanntes zu Tage gefördert worden, sind so
manche neuen Zusammenhänge klar gewor-
den, dass es nicht der Berechtigung entbehrt
wieder einmal ein Gesamtbild deutscher Ma-
lerei zu entrollen. Allerdings haben die Ver-
anstalter aus zwingenden Gründen äusser-
licher Art das Thema der Ausstellung be-
schränken müssen, uud zwar in der Weise,
dass nur die Entwicklung des Malerischen
gezeigt werden soll, dass also z. B. ein Böcklin, Feuer-
bach, Thoma und Menzel nur soweit und mit solchen
Werken vertreten sein werden, wie sie sich an der
Entwicklung der rein malerischen Darstellung beteiligt
haben. Trotz der grossen Transportschwierigkeiten ist
der deutsche Privatbesitz dem Unternehmen so bereit-
willig entgegengekommen, dass die Ausstellung für alle
Freunde deutscher Kunst eine Quelle des Genusses und
der Belehrung zu werden verspricht.

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