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Ur. 41.

Wcrlin, den 7. September 1862.

XV. Jahrgang.

)ni5lmkelicn-Lied.
Montag, den S. September.
Erster Posten:
Quält euä' nicht, ihr Herrn, ich weiche
Nie vom Posten — glaubt es mir! —
Tenn tcr Weg zum Posten hier
Führt nur »der meine Leiche.
Dienstag, den !>. September.
Zweiter Posten:
Meinen Posten — ich verlieren?
Nein, iä' bleib' unt weiche nicht!
Nie soll mich das Kriegsgericht —
Golt erhalt' es! — jukieiren!
Mittwoch, den 10. September.
Dritter Posten:
Sagt, waS denkt ihr Kinder EvaS:
Ich soll jetzt vom Posten gehn ?
Eb' >ib dieses laß' gcscheb'n,
Halt' ieb mich per las et „eins!


Posteukeltm-Lied.
Donnerstag, den II. September.
Vierter Posten:
Mögt ibr streichen, mögt ibr schreiben,
Tadeln mich, wie's euch gefällt;
Als ein unerslbrcckner Held
Will ich auf dem Posten bleiben.
Freitag, den 12. September.
Fünfter Posten:
Mag deS Studios Hieber rosten —
Sonst war ich ein freier Mann,
Der manch Kneiplicd wohl ersann —
Aber beut-o nur mein Posten!
Sonnabend, den 13. September.
Die ganze Postenkette:
Vom Posten geh» wir nicht, vom Posten
gehn wir nicht,
Vom Posten gehn wir noch lange nicht,
Saksa, lange nicht!
Vom Posten gehn wir nicht!
Kladderadatsch.

Humoristisch-salyrisch es Moch eiMull.

QSkom o-cr To-!TQ

E

5 ist geschehn! Der würfet ist gefallen,
Verwundet und gefesselt liegt der Held!
Durch ganz Europa hört man's miderhassen:
Die macht ge Eiche ist vom Sturm gefällt!
Des Volke« Hort, der Freiheit bestler Rrieger,
Der reinste Mann, der trefflichste „Rekelt"
wehrlos gefangen jetzt! — And sein Resieger?
Der Sieger Hecht — Victor Emanuel!
Der Edle, der in Freiheit so manierlich
Ruf Staaten und Provinzen mar dresstrt!
Der mit dem rührendsten Appell so zierlich
3hm hingcmorsne Rronen apporlirl!
Der in des Helden Ruhmesglanz sich sonnte
And lies gerührt einst an die Reust ihm sank:
Der Edlen Edelster — kei Aspra Monte
Zahlt er ihm seinen königlichen Dank!
Ein königlicher Dank! für Land' und Rrone
In Pulver ausbeznhlt und baarem Rlei!
Das also mar's! Darum non einem Throne
Erschallt der königliche Schmerzensschrei!
Der ruhmreich ansing, seines Volks Resreier.
Tritt so kescheidcn jetzt vom Schauplatz all
Als kaiserlich berufner Schmerzensschreier,
Des fremden Herrn dienstwilligster Satrap!

Victrix causa iliis piacuit, seit vicla ealoui.
And ER, der Herr, der graste Imperator.
Der DEIN penelopcisch Werk beschaut —
IHM graul vor dem gefangnen Agitator
wehr als IHM vor dem freien je gegraut.
Denn dräuender als jemals der gesunde.
Der scheltende und kämpfende Rebell"
Steht vor IHM der besiegte, todesmunde —
And stürb' er gar!-Die Todten reiten schnell!
Die Todten reiten schnell! — Dem Schrcchenblcichen
Steigt aus ein blut'ger Schulten, de» ER kennt,
In kalter Hand, ein mahnend wurnungszeichen,
Ein noch nicht ganz vollstrccktes Testament.
Ein dumpfer Rnall, mie von geplatzter Roinbe,
Tönt durch den mästen Traum der Fiebernachl:
And von Despoten eine Hekatombe
Schaut ER, dem Heist der Freiheit dargebrncht.
Siegreich geschlagner Held, desss blut'ge Wunde
Ein ganzes Volk in seinem Herzen trügt!
Aus dessen Fall noch die Erlösungsstunde,
Der Freiheit Hlocke seinem Volke schlügt!
Restegler Sieger! Deinem starken wissen
Reugt machtlos sich der zitternde Despot:
ER must — IHR treibt ein Dämon — ihn erfüllen,
And LEIRE Loluna beikt: Rom oder Tod'
 
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