Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
162

Irvickaurr

an seinen Geschäftsfreund Meier in Lauenburg.

Meun luder Hörr Meuer!

Gr atu kor! Eun freudüges, frufcb frei' fromm-freu von-dor-LÖber-boch
kommendem Gra 1 ul 0 r hu Uebrer Aufnahme ün dom Bunte unseres gelüb-
len Preußentbums! Leuen Sü uns herzlüch soyöz bien parvenu ä bras
ouveris, meim mortber Herr Meuer. als luder Bruder in C5brüftcpf) Eolum-
bus Cmniibud dös neu önt deckten Rübreulandes Laucnburg um dreuund-
sünfnigften Grade nördlicher Breut'vurügkeut. und genauen Ln mür gleuch-
ßeutüg. Sü hu butten, ün meunem Namen du übrügen Herren Collogen ün
Ratze bürg zu embrassüren beu übrem Euntrütt ün dom schwarzweußen
Verband des Daubütz'ichen SlaatsbürgertbumS, ündöm üch mür erlaube als
höchsten Ausdruck meuner Freude mür der Werte des DüchterS hu bedünen,
döffen Schüllergütter ja nunmebr auch das Uebre üst, nÖmlüch:

Seud umschlungen! ZwtU Müllnontn!

Ratze bürg, der Kuh f oft" t Geld!

Alleun N'ür geben ÖS gern: denn wür haben es ja. oder vülmehr — Cer,
von dein ÖS üm Lüde heuht:

5?er kann es ja, er tann cS ja.

£er üft ja io gestellt!

Und von tüsem Standpunct auS, glaube üch. werden wür uns noch
mehr kaufen! Denn der Aeroberer der Gegenwart heuht Blöcher, nücht
Blücher! Wer da blechen kann unter dem Intel „Preuhüsch Ceu ^
rant", uft alleun neck ün dem CausalnvruS der Polütük der freuen Hand,
nemlüch — den Daumen hu rübren!

Oerstaunen Sü nücht, meun lüber Herr Meuer, wenn Sü sehen, wü
süch beu mür, dem alten Panegürüker der demekratüschen FertfchrüttS
Ochlekratü, eune Schwenkung nach Rechts bemerkbar macht, und schelten Sü
müch nücht eunen wankelmüthigen MetainerpheuS der polütüfchen Ge-
sünnung aus dem Grunde eigennützügen MütbesützeS!

Denn so weinig üch dü Lücken ün der Charte ün unserm Vörfaffungs-
leben leugne, so wenüg kann üch mür verbeblen dü Lücken unserer goegrapbuichen
Karte. Oes uft daher dü höchste Zent, daß wür unö arrenbüren und
uns dabeu von der schnöden Phrafeologü:

Alles müt de ul Volke!

Alles durch dem Volke!

ömanßüpüren!

Alles müt dom Golde!

Alles durch dom Golde!

Das scheunt mür gegenwertig alleun das l'unetum punotü 8slü.',n8 aller
großen und kleunen Puncterer, ieu öS ün Baden Baden oder sonstwo, hu
seun. Oes entfprücbt düs alleun dem Oesprüt tu Plein Pouvoir. wür
mögen uns stemmen, wü wür wollen, gegen daS Hereunragen der Goldbarre
ün dem geleerten Arnheuin jönseutS der Leutha!

Am Golde bongt. nach Golde dröngt der Schwörpunct von Oien?

DÖS Lauen bürg S b u ft du l e t ü g!

Nun geht öS an Vönötüg!

Und der Netaljener frv h'bv l e ck t bereu,«, der Kaufmann davon hu werden!

Leugnen jedoch, meun lüber Herr Meuer. leugnen wüll ücb jedoch nücht,
daß. ebgleuch üch von Haus aus eun bandeltreubendes Volk bin. öS mür
dennoch müt Webrnutb beschleucbt. dü beulüg'ten Dünge der Äkonichheut den
Püonüren des Portemonnaies preusgegebcn hu ''eben! Doch — trai.chons
le bon-mot! Denn Köln-Münden-Mund - balten ist Dulder. Sck'weugen
ift Geld!

Und habe üch nüchr selber ineunem freunde Bltuchrodcrcr cnrie
blanche gegeben hur Zeuchnung aut der Dresdner Bank, worauf man
uns lögen U'iill?

Kehren wür daher ßuerst vor un'erer Thür, und trösten wür süch müt
dom Gedanken, daß wür »cut dem 'e lügen L e trat e s doch bedeutend fortge-
schrütten sünd. Denn düser Cüvülcemmüssarüuü des alten Helle Hölö-
nenthuins halt öS für das Allerschwürügste. das:

Oerkönne buch sollist:

Nun, meun lüber Herr Meuer. dü'eS Allerschwürügste üft für Sü eune
Leuct'tügteut. nemlüch: Uebren Wertb hu bestümmen. LÜ wü'fen auf Heller
und Scbüllüng in Dene-Büs-Mark Banke, was S eit er reu cd für Sü von
Preußen verlangt bat! Oes bar den Untertban hu neunüebn Ibaler gerech-
net. macht ün Summa Summarum ßweu Müllüonen für 10.',,OM Lauen-
burger. wobeu das Künd üm MuHerleube nücht ge'chenr ü't!

Laht Auierüka seune Schwarzen freu, ichlegt Oeitreuch ''eune Lauenburger
les — Cun Jeder a son chacun! Der Moment üft günstig, und wer ühn be-
nutzt. kann jetzt t'eun Glück machen.

Aber wenn man jetzt etwas von Oeftcrreuch kaufen wüll. tnuß man ßu
ühm geben, wenn du Woche anfongt, Montag früh, wenn es noch kennen
Kreuzer gebüßmarkt hat. Denn dü''eS Land üft vennögo feunes ConcordatS
aberglaubüg. und wenn es Geld leien kann, loht es üm Anfang deS ersten
Wochentages so leucht Kennen geben. OeS üft ßufrüden müt euner Kien-
nügkeut für seune eunhelnen Reuche! Leulbtsünnüg und wündüg, wü
der Wündobonenser üft. überlehr er für eun Butterbrot seun schene-S Denau-
land an dem ersten bohlen Confonium von Rothschüld, leuld, Pereure.
Neweure. Deseure und Compagnü und gübt noch als Rofüne den Doctor
Söbaftüjabn Brunner obendreun dahu.

Nun denken Sü süch. meun lüber Herr Meuer, wenn süch dü'e jüdüjchen
Göldfürsten ühren Kauf getheult haben, und Sü ichlüßen den gerneunschaft-
lüchen Koffer auf und nehmen >'üch nun dem SÖbastüjahn heraus: was für
eun Staub da von der Reuse 'rausgeklopft werden würd!

Müt eunen, Worte, meun lüber Herr Meuer. wür leben ün eunein
Söculum, wo der Mammen dÖS Geldes eunmal dü !:c l>.',!lu Donna Mobüle
der allgerneunen Vergüftung üft# und darum freue üch mür doppelt, daß
Sü als Neupreuße ebne Kreuz füch ebenfalls anschlüßen dürfen dem engeren
Vaterlande des 8uum (?vüg,w!

Mecklenburger 77$ bez. Amerükaner fest.

H e ch a ck' r u n g s v 0 l l e r g e b e n st e r
<' 0 n c! 0 m ü u ü k Z w i ck a u e r u. C 0.

Was einem

miiilchencr Correspondciitcn der N. Fr. Pr.

CJyrci nach dem prosaischen Bericht bearbeitet.)

begegnet ist.

Eben wellt' ich durst'gen Herzens
Hastig nach dem Braubauö geben:
Plötzlich aber I b in begegnend.

Blieb ich offnen Mundes neben.

Grade von der IHeilung kommend,
Trug er beim die fette Beute.

Wie ein Leu. Im Allgemeinen
Siebt er aus wie andre Leute.

Einen Calabreier aber
Trug er — nein, geliebter Leier.

Nie in deinem ganzen Leben
Sabit du ''eichen Calabreier!

Von der angebornen Farbe
Lieh io wenig er erkennen.

Daß ich zweifle, ob ich weih ibn
Oder schwarz ibn soll benennen.

Niemals gab's so etwas Altes.
Eingetriebnes. Schmutz'geS, Schart'geS!
Ueberhaupt. fein ganres Ausfebn
Hat was Calabre'erart'geS.

Ganz und gar nicht in fein Wesen
Was wir Münchner „diplomatisch"
Nennen; nein, im Gegentbeile,

Keck, salopp und demokratisch!

Edelweih ein schmuckes Sträußchen
Trug er auf des Bu'ens Watte;

Soll mich gleich der Kukuk holen.

Wenn ich weih, weher er'S batte!

Und so ging er, und ''0 lieh ich
Ibn an mir vorüberwandern;

In der einen Tasche trug er
Schleswig. Holstein in der andern —

L a u e n b u r g im Westentascbchen!

Und so zog er seiner Straße.

Aber ich, zum Brauhaus lenkend.

Setzte mich zum vollen Maße.

In der braunen Flut gedacht' ich
Meinen Aerger ausrubaden;

Tröstend auf die trübe Seele
Stürzten sich des Biers Eascaden.

Bei dem zehnten Maße plötzlich
Kriegt' ich einen ganz ertremen
Hauptgedanken: ob's nicht gut war'.
Ihn — in München festzunehmen!

Auf den Hauptgedanken trank ich
Noch zwei Maß. — Nachtwächter trugen
Mich nach Haus, als von den Tbürmen
Grade Zwölf die Glocken schlugen.
 
Annotationen