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23erlitt, den 3. December 1865.

Nr. 55.

XVIII. Jahrgang.

Itfodjciifiafenöer flnjeigen.

Montag, den 4. December.

Für den Freiherrn von Bach wird eine
Stelle in einem T raPpist e n - .>1 l ostcr
gesucht. Ter Rest ist Schweigen.

Dienstag, den 5. December.

Für einen Prätendenten wird ein
Unterkommen in einem Invaliden-Hütet
gewünicbt. Rüderes in Kiel.

Mittwoch, den 6. December.

Minister, welche in der Stille ihre
Entbindung abwarten wollen, können
sich melden. Notabene — nicht in Eassel.

lUocheilkateitder-Nnzeige».

Donnerstag, den 7. December.

Auf gute Unterpfänder wird da)
niedrigste Gebot angenommen. Wien.
Himmelpsertgasse.

Freitag, den S. December.

Vorzüglichste Wichse, täglich frisch, ist
zu haben in Rostock bei Blanck.

Sonnabend, den 9. December.

Schlafstellen, einige dreißig, sind billig
zu -ermiethen. Adressen abzugeben in
Frankfurt am Main.

Kladderadatsch.

ijmnorinifcfj=fntrjri(rf)f.s Machen6lall.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
abonvirt bei den Post-Anstalten de» In- und Auslandes, sowie in den

Buchhandlungen.

AbonnementS-PreiS für Berlin und die preußischen Staate« 21 Sgr.
vierteljährlich. AbovnementS-Prei« für alle autzerpreutzisehen Staaten
22 Sgr. vierteljährlich. Einzelne Nummern H Sgr.

Des Hraunrgoües Kund Ich au. Mro

Im Mondcnstrahl glitt ich zur Erde nieder,

Zu niedrer Hülle wie zum höchsten Thron,

Und träufle auf die müde» Augenlider
Aus meinem Horn den lräumcrcichcu Mohn.

Tie Fürsten schlafen, die Minister nicken —

Herbei, du lcichlbcschwiuglcr Elfenchor,

Und gaukle tanzend all' der Schläfer Blicken
Tes Glückes und der Hoffnung Bilder vor!

Ta liegen sic! — Wie sich des Greisen Stirne
Bcrklärl! Er träumt von seines Stuhles Glanz;

Tie Euglein steigen von des Himmels Firne
Und reichen ihm den ew'gcn Tuldcrkranz.

Cohn und Morlara singen traut zusammen,

Und Antonelli jauchzt aus tiefster Seel';

Doch in der letzten Hölle wilden Flammen
Zähnllappcnd heult Bi clor Emanuel.

Was träumt der Fürst dort? — Mit drcifarb'gcm Bande
Schmückt er die Gondel, und das Ruder blinkt,

Und durch die Wellen des Canal« grande
Schießt er dahin, von Jubclruf umringt.

Jetzt legt er an, jetzt aus beschwingter Sohle
Nimmt er empor zur Sonne seinen Lauf;

Und jetzt — o Lust! — ans hohem Capitole
Pflanzt er Italiens Siegcsbanncr auf!

Was träumst du, La risch, wohl? — AuS golduem Meere
Erhebt ein goldner Berg sich wunderbar,

Und Rothschild, Baring, Fonld und Herr Pereire,
Sie bringe» opfernd goldne Gaben dar.

Und Moses und Propheten kommen wieder
Und tanzen lustig um das goldne Kalb.

Was stöhnt er plötzlich denn und krümmt die Glieder? —
„O Bckc, Bclc!" — Ach! ihn drückt der Alp!

Und was träumt ER? — ER träumt von fernen Zeitcu:
Ein Enkel schaukelt sich auf SEINEM Knie.

„Großpapa Louis!" — tönt'S von allen Seilen —

„Bon jour, bon jour, grand' maman Eugenie!“

Und fast ersticken IHN der Kleinen Küste!

Ta tritt — wie sind die Kinder gar so sroh! —

Herein und bringt die schönsten Eocosnüssc
Der Onlel Max vom fernen Mexico.

Und Jener dort? — In ries'gem Tintensasse
Sieht er versinken einen General;

Er wählt das Faß zum Throne — rings die Masse
Begrüßet ihn als angestammt zumal.

Bon Beust wird er gekrönt mit goldner Gabe,

Bon Jungfrau'» wird die Wange ihm gekost,

Er steigt empor und greift zum Hcrrschcrstabe-

Laßt ihm den Traum, er ist sein cinz'ger Trost!
 
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