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Berlin, den 5. November 1865.

XVIII. Jahrgang.

Ar. 51.

Tüodjenßnfcnber.

Montag, hen 6. November.

Gin ReiSlein am Hute, den 3t.it in de, Hank.

wanderl ein Herrc,, von Lande zu Land.
Veirin manrde S:raf.cn und sieb» manrbtn Lr»;
DcL tai' er nick» weilen — in»«! weiter fort.

Dienstag, den 7. November.

C? griisit ib:: manch ?'iäadlein in weinen, bewand
Und 'treckt idn, enrqezen qar frcndiq die Hank:

(^r darf sie nicht 'anen. >nn>. wandern rerdei —
Von fern', acd'. bedroh» Um die Polizei.

Mittwoch, den 8. November.

*fckM winkt ,dm m.uid» Feniler. zum Grüne ent-

flamm».

,'tSie *iiM' ick>. c Stattdxn, »nick dir an^ei'ramm»'
Leie a.ern mccdl ick' ra'ten in dir Gckernscrd'^
Marsch ran5 au.' dem Lladtchen? — sc ru'l ric Bedcrd.

wocheaLatender.

Donnerstag, den 9. November.

Wohl lack't ihm und winke, ,u ganlick er Rub
Gar mancher Profeffor und Docker Unn zu:

Gr darf ihm ntch» felgen — daß Gon jui> erbarm ' —
Marsch fort, du Geselle! — so ruft de, Gen-darm.

Freitag, den 10. November.

.Wobin soll ich wenden mein trauernde? Ha notT
Da- Fechten, ach? ist mir ja nicht mehr erlaubt'
Und wollt' ick' jetzt ziehen nach Schleswig binein.
Da sperren — o Himmel? — die Preußen mich ein."

Sonnabend, den 11. November.

So turt er. und schleunigst znm dein»'Len Herd
Hat endlich der Wandrer die Schrine gekedi:.

Und stobt er in Dölzig, und blickt er zurück —
Nicht- hat er genesien vom fürstlichen Gluck.

Kladderadat'ch.

i)iimoriflifrf)=sali) lischt UTochenßfad.

Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
adonnirt bei den Post-Anstalten des In- und Auslandes, sowie in den

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AbonnementS-PreiS für Berlin und die preußischen Staaten 21 Sgr.
vierteljährlich. AbonnementS-PreiS für alle auHerpreußischen Staaten
22 Sgr. vierteljährlich. Einzelne Nummern 2j Sgr.

Sin ich in Uri, in -er Freiheit Land

(Ltaufiacher. in Schiller- .Wilhelm Tel!".)

2ßcr war'-, der einst den Apfel vom Haupt des Kindes schoß?
Wer, dessen Pfeil den Landvogt gestürzt vom hohen Roß?

Das war der Dell von Uri, gar hcldcnstark zu schau'n;

Zu Attors auf dem Brunnen, da steht er ausgchau'n.

Wem ist die Stcincapclle am blauen See geweiht?

Wer vom Tvrannenjoche hat einst dies Land befreit?

Das war der Tel! von Uri. Bei Flu.elen Irägl der Fels
Zu ewigem Gedenken noch heul den Namen Teils.

Wer hat entflammt zur Freiheit der Eidgenossen Mach!?

Wo ward der Held geboren, der solche Thal vollbracht?

Zu Bürgeln im Lande Uri des Helden Wiege stand;

Es stehl noch beul die Hütte an hoher Felsenwand.

Wo schwuren einst die Männer beim cw'gcn Stcrncnschein,

Ein einig Bott von Brüdern, ein freies Bott zu sein?

Das war bort auf dem Grütti, auf grüner Bcrgcsfpilj',

Da schwuren Tic von Uri, von Unterwalden und Schwyz.

Ter Thurm, darin vertrocknet manch' freien Mannes Mark,
Berstummt gar Manches Lippe — wo ist der Fclfcnsarg?
Zving-llri liegt in Trümmern, getilgt ist langst die Schmach;
Es war das Bott von Uri, das jenen Thurm zerbrach.

Wer ha! mit Donnerstimme cnifach! des Bottes Zorn?

Das war der 3ticr von Uri, des Urner Stieres Horn!

Wer trug die Frciheitskundc von Fels zu Felsen hier
Weit über Thal und Firnen? — Tas war der Urner Stier.

Wer sivet heut zu Altorf so finster zu Gericht?

Sind's Pfäfflcin oder Bögte? Kann'S unterscheiden nicht!

Das ist der Rath von Üri. Es hat gestört im Schlaf
Ihn durch sein freies Denken ein frevler Typograph.

Was sinnt er denn? Was wollen die Augen, geßlerhast,

Als war' ihm schier gebrochen die letzte Lebenskraft?

Das ist der Rath von Uri — er sinnt ans Fluch und Straf'

Für den Gedanken-Schützen, den frevlen Typograph.

Wer hebt so Iriumphircnd ein gelbes Blatt empor?

Auf wen blickt plötzlich freudig der finstern Rathe Ehor?

Der Landratd ist's von Uri — er jauchzt: „Schaut her, ihr Herrn!
Bestätigt ist das Urtheil vom hohen Rath zu Bern!"

Weh Runicker, dem Lästrer! — Was soll mit ihm geschehn?

Du bist zu zwanzig Hieben vom Rathe ausersehn:

Auf, Bcuclvogt von Uri! Den Ochsenziemer 'raus!

Und zahl' dem Typographen die zwanzig Hiebe aus!

Was tont von Teils Eapclle heraus zum Bergeswall?

Taö Armenfünderglocklein, was gibt's so hellen Schall?

Zu Altorf aus der Beste, darin er eingesargt,

Ta schleppen einen Armen die Henker auf den Markt.

Tie Sohne Teils, die starken, die freien Schwcizcrlcut',

Was rennen sic zusammen? Was gibt's zu sehn denn heut?

Zu Altorf auf dem Markte, wo Dell noch.heul zu schau'n,

Da ward - o Stier von Uri! — der Acrmstc ausgchau'n!

£ starker Stier von Uri, wie schwach jetzt tun vox!

Es ist aus dir geworden ein simpler Schweizer-Llchs!

Tu starker Stier von Uri, dahin ist all' dein Glanz!

Tein Wappen ist ein luchse, dein Schwert — der Tchsenschwanz!

Mndderadatsch.
 
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