DOI Heft:
Hefte 5-9, Februar 1867
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2249#0021
3(1. 5.
Berlin, den 3, Februar 1866, XX. Jahrgang.
Oekononiischcr
Slontan, dcn l. Februar.
Nicht durch Essen, Trinken, Rauchen
Wird tue Deutsche Volk vertreten:
Darum frag’ ich, wozu draucheu
Die Vertreter noch Diäten?
Dienstag, dcn 5. Februar.
Möglich ist es auch, bei schmaler
Nahrung geistig zu erstarken:
Mensch, bedenk', für einen Tbaler
Gibt eS schon acht Speiiemarken!
Mittwoch, dcn 6. Februar.
Und Logis? Du meine Güte!
Sicher doch aus alle Fälle
Findet man des Schlafes Stelle!
INackmckalcader.
Donnerstag, den 7. Februar.
Und Getränke? Allenthalben
Sitzt man glücklicher und freier,
Als bei Teck, bei einer halben
Weißen für fünf rothe Dreier!
Freitag, dcn 8. Februar.
Und Vergnügen? Lieber Himmel!
Fort die Würfel und die Karten!
Frei zum fröblichen Gewimmel
Steht der Thiere weiter Garten.
Sonnabend, dcn !t. Februar.
Würdig fei das Land vertreten,
Daß uns Niemand mag bespötteln.
Lieber laßt sic darben, betteln!'
«Öumort|tifcQ=fafgrifd)cs Wochenblatt.
JLA
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
abonnirt bei dcn Post-Anstalten des In- und Auslandes, so wie in dcn
Buchbandlnngcn.
Abonnements-Preis für Berlin und die Preußischen Staaten 21 Sgr.
vierteljährlich. AbonnementspreiS für alle außerpreußischen Staaten
22 Sgr. vierteljährlich. Einzelne Nummern 2j Sgr.
^Voltaire an le Zielte. -
^in Denkmal mir? — Jst's wahr? Lst-il
possible?
Ein Monument aus kaiserlichem Grunde? —
Ungläub'gcr noch als manchen Satz der Bibel
Vernahm ich aus der Lberwelt dic'Kunde.
Ein Denkmal mir? Rings Lorbeerund Cyvrcsscn!
Wie schön!— Ja, hält' ich's heute nicht gelesen,
Beim Lcthctrinkcn hält' ich säst vergessen,
Daß Frankreich einst mein Vaterland gc-
Ein Denkmal mir? — Um jene Hochaltäre,
Ta ich gedient dcn Göttern cw'gcr Schöne,
Tanzt jetzt dcn frechen Cancan die Hetäre,
Nur in der Nacktheit ähnlich der Camönc.
Ein Denkmal mir! — Auf akadem'schemStuhle»
Aus dci» ich einst gethront, ein Fürst der Denier,
Spreizt sich behaglich die moderne Schule,
Und meiner Freiheit Lehren sind znm Henker.
Ein Denkmal mir! - Ter Letzte eurer Freien,
Er hat so eben Abschied ja genommen.
Um sich mit mir dem Tartarus zu weihen!
!U»n cbcr Cousin — er ist mir hcrzwill-
kommen.
Ein Denkmal mir? — Der Letzte eurer Dichter
Ist aus Paris aufs freie Meer geflüchtet,
Jndeß ein geistlos höfisches Gelichter
Am Fürstentifche schlechte Verse züchtet.
Eln Denkmal mir auf eurem schönsten Platze?
Ich stand einst siegend aus der Kirche Schutte;
Heut aber strahlt in altem Glanz die Glatze,
Und alte Römerfchnsucht bläht die Kulte.
Ein Denkmal mir? — Wo Frankreichs Zaubcr-
Bom Haupt ich riß des Hcil'gcnschcincs Helle
Und ihren Wamms vom buhlerischen Leide,
Da neigt man sich aus Ren' vor der ..Pucellc."
Ein Denkmal mir? — Einst flogen die Ge-
danken
Znm SchrcckdcrFUrstcn gleich PromcthenS-Fackcln;
Ich schwang sic über Frankreich ahne Wanken,
Jndcfleu euch vor Angst die Steiße wackeln.
Ein Denkmal mir? — Ich schwang des Spottes
Riemen,
Hab manchen hohen Rücken tief verwundet,
Gefürchtet und gesucht von Legitimen —
Ihr Wein, parblcu. hat stets mir gut gemundet.
Ei» Denkmal mir, der hundert Jahr in Bälde
Nun schmort, von cw'grr Höllcnnacht umdnstert.
Indessen ihr auf Elysä'fchem Felde
Lorcttcn, Pferde und Legionen mustert!
Ein Denkmal mir? — Vor meinem Bilde würden
Tic Finsterlinge Zorn und Rache schneuzen.
Die frommen Schäslcin zittern in den Hürden»
Und Ron»' und Pater ängstlich sich bekreuzen.
Ein Denkmal — » propos — im Höllcngrnnde
Verleb' ich hier manch' recht vergnügte Tage
In genialer Freund' und Gönner Runde;
Die Hitze nur ist unsre rinz'ge Klage.
Ein Denkmal mir! — Gar manch antiker Weiser,
Manch' schmucke Fürstin feiert mit uns Feste;
Es sitzen Päpste, Kön'gc hier und Kaiser,
Und täglich warten wir aus neue Gäste.
Ein Denkmal mir, der ich in Flammen brenne.
Weil ich gesprengt der Lüg' und Knechtschaft Kette!
Hab' ich ein Monument schon in Cayenne?
Dort ist ja eurer Freiheit Ruhestätte!
Ein Denkmal mir, der Krieg erklärt den
Und Krieg des Aberglaubens alter Fabel,
Indes; man e „ ch, selbst euren klci nstc nSpöttern,
Zuchlpolizcilich schließt die Lästerschnabcl!
Ein Denkmal mir! Wie dankbar, hoch und edel.
Wird euch, wenn ich Paris als Statue ziere.
Entgegen grinsen nicht mein Marmorschädel
Als eurer Schmach versteinerte Satire?
Ein Denkmal mir! — Zum Gran'n derSchranzcn-
Aus! meißelt mein Gesicht als Mene-Tekel —
Zu meiner Ehre und euch selbst zur Schande!
Schön Tank für deinen Freundschaftsdienst, o
Kladderadatsch.
Berlin, den 3, Februar 1866, XX. Jahrgang.
Oekononiischcr
Slontan, dcn l. Februar.
Nicht durch Essen, Trinken, Rauchen
Wird tue Deutsche Volk vertreten:
Darum frag’ ich, wozu draucheu
Die Vertreter noch Diäten?
Dienstag, dcn 5. Februar.
Möglich ist es auch, bei schmaler
Nahrung geistig zu erstarken:
Mensch, bedenk', für einen Tbaler
Gibt eS schon acht Speiiemarken!
Mittwoch, dcn 6. Februar.
Und Logis? Du meine Güte!
Sicher doch aus alle Fälle
Findet man des Schlafes Stelle!
INackmckalcader.
Donnerstag, den 7. Februar.
Und Getränke? Allenthalben
Sitzt man glücklicher und freier,
Als bei Teck, bei einer halben
Weißen für fünf rothe Dreier!
Freitag, dcn 8. Februar.
Und Vergnügen? Lieber Himmel!
Fort die Würfel und die Karten!
Frei zum fröblichen Gewimmel
Steht der Thiere weiter Garten.
Sonnabend, dcn !t. Februar.
Würdig fei das Land vertreten,
Daß uns Niemand mag bespötteln.
Lieber laßt sic darben, betteln!'
«Öumort|tifcQ=fafgrifd)cs Wochenblatt.
JLA
Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage. Man
abonnirt bei dcn Post-Anstalten des In- und Auslandes, so wie in dcn
Buchbandlnngcn.
Abonnements-Preis für Berlin und die Preußischen Staaten 21 Sgr.
vierteljährlich. AbonnementspreiS für alle außerpreußischen Staaten
22 Sgr. vierteljährlich. Einzelne Nummern 2j Sgr.
^Voltaire an le Zielte. -
^in Denkmal mir? — Jst's wahr? Lst-il
possible?
Ein Monument aus kaiserlichem Grunde? —
Ungläub'gcr noch als manchen Satz der Bibel
Vernahm ich aus der Lberwelt dic'Kunde.
Ein Denkmal mir? Rings Lorbeerund Cyvrcsscn!
Wie schön!— Ja, hält' ich's heute nicht gelesen,
Beim Lcthctrinkcn hält' ich säst vergessen,
Daß Frankreich einst mein Vaterland gc-
Ein Denkmal mir? — Um jene Hochaltäre,
Ta ich gedient dcn Göttern cw'gcr Schöne,
Tanzt jetzt dcn frechen Cancan die Hetäre,
Nur in der Nacktheit ähnlich der Camönc.
Ein Denkmal mir! — Auf akadem'schemStuhle»
Aus dci» ich einst gethront, ein Fürst der Denier,
Spreizt sich behaglich die moderne Schule,
Und meiner Freiheit Lehren sind znm Henker.
Ein Denkmal mir! - Ter Letzte eurer Freien,
Er hat so eben Abschied ja genommen.
Um sich mit mir dem Tartarus zu weihen!
!U»n cbcr Cousin — er ist mir hcrzwill-
kommen.
Ein Denkmal mir? — Der Letzte eurer Dichter
Ist aus Paris aufs freie Meer geflüchtet,
Jndeß ein geistlos höfisches Gelichter
Am Fürstentifche schlechte Verse züchtet.
Eln Denkmal mir auf eurem schönsten Platze?
Ich stand einst siegend aus der Kirche Schutte;
Heut aber strahlt in altem Glanz die Glatze,
Und alte Römerfchnsucht bläht die Kulte.
Ein Denkmal mir? — Wo Frankreichs Zaubcr-
Bom Haupt ich riß des Hcil'gcnschcincs Helle
Und ihren Wamms vom buhlerischen Leide,
Da neigt man sich aus Ren' vor der ..Pucellc."
Ein Denkmal mir? — Einst flogen die Ge-
danken
Znm SchrcckdcrFUrstcn gleich PromcthenS-Fackcln;
Ich schwang sic über Frankreich ahne Wanken,
Jndcfleu euch vor Angst die Steiße wackeln.
Ein Denkmal mir? — Ich schwang des Spottes
Riemen,
Hab manchen hohen Rücken tief verwundet,
Gefürchtet und gesucht von Legitimen —
Ihr Wein, parblcu. hat stets mir gut gemundet.
Ei» Denkmal mir, der hundert Jahr in Bälde
Nun schmort, von cw'grr Höllcnnacht umdnstert.
Indessen ihr auf Elysä'fchem Felde
Lorcttcn, Pferde und Legionen mustert!
Ein Denkmal mir? — Vor meinem Bilde würden
Tic Finsterlinge Zorn und Rache schneuzen.
Die frommen Schäslcin zittern in den Hürden»
Und Ron»' und Pater ängstlich sich bekreuzen.
Ein Denkmal — » propos — im Höllcngrnnde
Verleb' ich hier manch' recht vergnügte Tage
In genialer Freund' und Gönner Runde;
Die Hitze nur ist unsre rinz'ge Klage.
Ein Denkmal mir! — Gar manch antiker Weiser,
Manch' schmucke Fürstin feiert mit uns Feste;
Es sitzen Päpste, Kön'gc hier und Kaiser,
Und täglich warten wir aus neue Gäste.
Ein Denkmal mir, der ich in Flammen brenne.
Weil ich gesprengt der Lüg' und Knechtschaft Kette!
Hab' ich ein Monument schon in Cayenne?
Dort ist ja eurer Freiheit Ruhestätte!
Ein Denkmal mir, der Krieg erklärt den
Und Krieg des Aberglaubens alter Fabel,
Indes; man e „ ch, selbst euren klci nstc nSpöttern,
Zuchlpolizcilich schließt die Lästerschnabcl!
Ein Denkmal mir! Wie dankbar, hoch und edel.
Wird euch, wenn ich Paris als Statue ziere.
Entgegen grinsen nicht mein Marmorschädel
Als eurer Schmach versteinerte Satire?
Ein Denkmal mir! — Zum Gran'n derSchranzcn-
Aus! meißelt mein Gesicht als Mene-Tekel —
Zu meiner Ehre und euch selbst zur Schande!
Schön Tank für deinen Freundschaftsdienst, o
Kladderadatsch.