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-^6 Die Jiiirin, es zu elmas zu bringen,
Einleitung.
Älcin Sohn, du schlägst recht tüchtig ein,
Du bringst Censuren, die mich freu'n,
Du bist brav, strebsam und geschcidt:
Doch glaub', du kommst damit nicht weit.
Dir fehlt noch dies, dir fehlt noch das;
Merk' meine Lehr', dann weiht du, war.
Wichtige^Mittheilung.
Mein Söhnlcin, merk': sehr gut zuerst
War' eö, wenn du von Adel wärst.
Drum, bist du'S nicht — sieh, wie du'S wirst!
Zum Ritter schlägt dich mancher Fürst,
Wenn du . . . Ich denke doch, daß du . . .
Schon gut! ich mcrk'S, du hast'S dazu.
Und sieh, eS wird ja gern beschceit,
.Von Cohn" selbst ist nicht unerhört.
Dom Ruhen der Ahnen.
Gewöhnlich schon zum LandrathSamt
Gehört'S, daß man von Ahnen stammt;
Wenn man noch weiter kommt hinauf,
Hört ohne Adel alles auf.
Der Sinn für Schweinsjagd, Sport und Turf,
.Der hohe Flug", „der kühne Wurf" —
Dies Alles fehlt und noch viel mehr
Dem Bürgersmann in niedrer Sphär'.
Drum, thut er sonst auch seine Pflicht,
Zum höhern Staatsdienst taugt er nicht.
Historisches.
Als Adam hallt' und Eva spann,
Lebt' freilich noch kein Edelmann;
Doch bald darauf, am Nil und Rhein,
Ist schon der Adel ganz gemein.
Wer cS nur irgend haben kann,
Schafft das beliebte „Von" sich an.
Von Müller (Miller, Wühler) nur,
Sagt Grimm, ist wider die Natur.
Von der zeitweiligen Gefährlichkeit der
Die Ahnfrau zeigt sich dann und wann
Im Schloß, spukt und verschwindet dann.
Erfreulich ist sic nicht: nachher
Stirbt meist umgehend Irgendwer.
Mitunter zeigt sie auch aus Brand; —
Drum mißt sie gern der Bürgerstand.
Vom Nutzen der Vetterschaft.
Heil dir, wenn du vcrvcttert bist
Mit einem, der von Einfluß ist!
Und wärst du sonst auch nur so so,
DaS gräm' dich nicht — sei scelcnfroh!
Trink deinen Scct und juble baß:
Eh' du'S noch ahnest, bist du waS.
Bon der Gesinnung.
Nun die Gesinnung — zeig' sie her!
Mein Sohn, was willst du wohl mit der?
Fort, fort damit! jetzt mach' dich krumm!
Du kannst daS nicht? O, das ist dumm!
Das ist sehr schlimm! Jetzt sch' ich ein,
Du wirst wohl nie geeignet sein
Dazu, wozu, wenn man'S nicht ist,
Man sehr- viel Ahnen haben müßt'.
Noch ein Mittel.
Glaubstdu anKnak?—Nein?! — Glaub' dochma»
ES macht ja keine Körperqual.
Du kannst bei dir ja immer noch
Hinmurmeln: Sie bewegt sich doch.
Halt' Fournicr für ein starkes Licht —
Wenn eS nicht hilft, eS schadet nicht.
Nenn' Stessan einen großen Stern,
Das hören alte Damen gern —
Und alte Damen sind, mein Sohn,
Ein ganz verfluchter Schutzpatron.
Doch, Söhnlei», bist du so verstockt,
Daß alles dies dich gar nicht lockt;
Denkst du durch cig'ne Tüchtigkeit
Emporzukonimen mit der Zeit;
Dann schlag' ich im Vertrau'» dir vor:
Geh'! Schiff' dich ein nach Balttmore!
Reis' nach dem Mississippi, Schatz!
Auch am Ohio ist noch Platz.
Dort kannst du werden, waö du willst,
Wenn deine Pflicht du brav erfüllst —
Denk' nur, sogar mal Präsident.
Geh! Meine Weisheit ist zu End'.
ckrnitlrto». Qrav*
Der 31forbpfufjf an der Spree.
Frei nach Pastor von Bodclschwingh.
Da liegt an der nichtsahnenden Spree ein großes Dorf, Berlin benannt,
welches eine Brutstätte aller Grausamkeit und Niedertracht ist. Wer sich in
satanischen Gcirüffcn wälzen will, für den ist Berlin der rechte Ort. Da ist
z. B. daS „Museum", ein großes Haus, welches von üppigen Bildwerken,
Schildercicn und Götzen erfüllt ist. Da ist der „Thiergarten", ein üppiger
Lustwald, von Braun- und Weißbierschenken umgeben. Jetzt haben sic auch
noch ein sogenanntes „Aquarium" da; das ist ein großer Kasten voll Waffer,
in dem cS von Vögel», Eidechsen, Sirenen und anderen Fischen wimmelt. Ob
der „Hoppcgartcn" sich wesentlich davon unterscheidet, weiß ich nicht, möchte
aber argwöhnen, daß er ähnliche Zwecke verfolgt.
Natürlich ist der Berliner überaus verderbt und gesunken. Statt Keni-
licder zu singen, arbeitet er oft von stüh bis spät, wodurch er nur zu
häusig von verderblichem Wohlstände betroffen wird. Falsch schwören ist für
den Berliner ein wahres Gaudium. Selten setzt er sich zu Tische, ohne vor-
her 7 oder 8 Meineide geschworen zu haben. Kann er dieselben vor Gericht
nicht anbringcn, so schwört er sie privatim, um doch nicht ganz dämm zu
kommen.
^Für fromme Leute ist es kaum mehr möglich, in Berlin zu leben. Unser
Stcffan will sich daher nach Quedlinburg begebe», wohin ihn bedeutende Auf-
träge der Buchhandlung „Gotlsr. Baffe" rufen. Knak ist noch immer nicht
zum Dircctor der Stcnnvartc ernannt; Fournicr schmachtet im feuchten Kerker.
Aller Gesunkcnheit aber wird dadurch die Krone aufgesetzt, daß man dem
sogenannten Humboldt in Berlin ein Denkmal errichten will. Nun ist c» mit
diesem Humboldt so bewandt, daß eS ihrer zwei sind, so daß man niemals
weiß, welcher von beiden es eigentlich ist. Einer von ihnen — ich glaube,
der ist cü — hat — ich weiß nicht, für welches Geschäft — einige Reisen
gemacht und in einem dicken Buche vieles gottlose Zeug zusammengeschrieben.
Aber wartet nur, ihr Berliner! Der Pech- und Schweselregen wird
nicht lange mehr auSbleiben. Dann werden die wenigen Frommen, die sich
noch in Berlin befinden, bereits nach Grünaue abgedampst sein und von den
MüggelSbergen herab mit Musik und Tanz, bei Grogk und Torte dem Unter-
gang des scheußlichen Babel zusehcn.
Lassatle und die Gesellschaft.
Laffallc stritt wohl für die Gesellschaft voller
Gelehrsamkeit, Scharfsinn und Muth;
Doch die Gesellschaft „Schweitzer.Roller",
Für die zu streiten — war Laffallc zu gut.
DaS Ende des französisch-belgischen Streites ist zu Paris durch ein
Diner im Hütet dcS auswärtigen Ministeriums gefeiert worden. — ES war
vorauszusehen, daß e« also kommen würde: Die streitenden Parteien haben sich
gegenseitig satt bekommen, dem Franzosen ist der Appetit vergangen, den,
Belgier liegt daS Diner im Magen und Frankreich bezahlt die Zeche. Bien ^
yous fasse! Prosit die Mahlzeit!
Annöthige Verwunderung.
Daß auch ein Pfaff' nicht Wahrheit spricht,
DaS ist doch so BesondrcS nicht.
Ich möcht' euch nur vertraulich fragen:
Glaubt ihr sonst Alles, waS euch Pfaffen sagen?
Siam inffuchsilättlein.
Ituedigcr cpiscopus Fournlcrio suo snlalcm.
Verilas ist zum Himmel geflogen,
Treu' und Ehr' über'- Meer gezogen,
Fides ist geschlagen todt,
Justitia liegt In großer Noth,
Pietas liegt im Stroh,
lluwililas schreiet mordio!
8i vales bono est, si non, non. Solamon miseris"Socios habniss»
malorum!
Meinem F. zur Erinnerung an seinen
Linciae, XV. Idnum Jnlii a MDCCCLXIX.
-^6 Die Jiiirin, es zu elmas zu bringen,
Einleitung.
Älcin Sohn, du schlägst recht tüchtig ein,
Du bringst Censuren, die mich freu'n,
Du bist brav, strebsam und geschcidt:
Doch glaub', du kommst damit nicht weit.
Dir fehlt noch dies, dir fehlt noch das;
Merk' meine Lehr', dann weiht du, war.
Wichtige^Mittheilung.
Mein Söhnlcin, merk': sehr gut zuerst
War' eö, wenn du von Adel wärst.
Drum, bist du'S nicht — sieh, wie du'S wirst!
Zum Ritter schlägt dich mancher Fürst,
Wenn du . . . Ich denke doch, daß du . . .
Schon gut! ich mcrk'S, du hast'S dazu.
Und sieh, eS wird ja gern beschceit,
.Von Cohn" selbst ist nicht unerhört.
Dom Ruhen der Ahnen.
Gewöhnlich schon zum LandrathSamt
Gehört'S, daß man von Ahnen stammt;
Wenn man noch weiter kommt hinauf,
Hört ohne Adel alles auf.
Der Sinn für Schweinsjagd, Sport und Turf,
.Der hohe Flug", „der kühne Wurf" —
Dies Alles fehlt und noch viel mehr
Dem Bürgersmann in niedrer Sphär'.
Drum, thut er sonst auch seine Pflicht,
Zum höhern Staatsdienst taugt er nicht.
Historisches.
Als Adam hallt' und Eva spann,
Lebt' freilich noch kein Edelmann;
Doch bald darauf, am Nil und Rhein,
Ist schon der Adel ganz gemein.
Wer cS nur irgend haben kann,
Schafft das beliebte „Von" sich an.
Von Müller (Miller, Wühler) nur,
Sagt Grimm, ist wider die Natur.
Von der zeitweiligen Gefährlichkeit der
Die Ahnfrau zeigt sich dann und wann
Im Schloß, spukt und verschwindet dann.
Erfreulich ist sic nicht: nachher
Stirbt meist umgehend Irgendwer.
Mitunter zeigt sie auch aus Brand; —
Drum mißt sie gern der Bürgerstand.
Vom Nutzen der Vetterschaft.
Heil dir, wenn du vcrvcttert bist
Mit einem, der von Einfluß ist!
Und wärst du sonst auch nur so so,
DaS gräm' dich nicht — sei scelcnfroh!
Trink deinen Scct und juble baß:
Eh' du'S noch ahnest, bist du waS.
Bon der Gesinnung.
Nun die Gesinnung — zeig' sie her!
Mein Sohn, was willst du wohl mit der?
Fort, fort damit! jetzt mach' dich krumm!
Du kannst daS nicht? O, das ist dumm!
Das ist sehr schlimm! Jetzt sch' ich ein,
Du wirst wohl nie geeignet sein
Dazu, wozu, wenn man'S nicht ist,
Man sehr- viel Ahnen haben müßt'.
Noch ein Mittel.
Glaubstdu anKnak?—Nein?! — Glaub' dochma»
ES macht ja keine Körperqual.
Du kannst bei dir ja immer noch
Hinmurmeln: Sie bewegt sich doch.
Halt' Fournicr für ein starkes Licht —
Wenn eS nicht hilft, eS schadet nicht.
Nenn' Stessan einen großen Stern,
Das hören alte Damen gern —
Und alte Damen sind, mein Sohn,
Ein ganz verfluchter Schutzpatron.
Doch, Söhnlei», bist du so verstockt,
Daß alles dies dich gar nicht lockt;
Denkst du durch cig'ne Tüchtigkeit
Emporzukonimen mit der Zeit;
Dann schlag' ich im Vertrau'» dir vor:
Geh'! Schiff' dich ein nach Balttmore!
Reis' nach dem Mississippi, Schatz!
Auch am Ohio ist noch Platz.
Dort kannst du werden, waö du willst,
Wenn deine Pflicht du brav erfüllst —
Denk' nur, sogar mal Präsident.
Geh! Meine Weisheit ist zu End'.
ckrnitlrto». Qrav*
Der 31forbpfufjf an der Spree.
Frei nach Pastor von Bodclschwingh.
Da liegt an der nichtsahnenden Spree ein großes Dorf, Berlin benannt,
welches eine Brutstätte aller Grausamkeit und Niedertracht ist. Wer sich in
satanischen Gcirüffcn wälzen will, für den ist Berlin der rechte Ort. Da ist
z. B. daS „Museum", ein großes Haus, welches von üppigen Bildwerken,
Schildercicn und Götzen erfüllt ist. Da ist der „Thiergarten", ein üppiger
Lustwald, von Braun- und Weißbierschenken umgeben. Jetzt haben sic auch
noch ein sogenanntes „Aquarium" da; das ist ein großer Kasten voll Waffer,
in dem cS von Vögel», Eidechsen, Sirenen und anderen Fischen wimmelt. Ob
der „Hoppcgartcn" sich wesentlich davon unterscheidet, weiß ich nicht, möchte
aber argwöhnen, daß er ähnliche Zwecke verfolgt.
Natürlich ist der Berliner überaus verderbt und gesunken. Statt Keni-
licder zu singen, arbeitet er oft von stüh bis spät, wodurch er nur zu
häusig von verderblichem Wohlstände betroffen wird. Falsch schwören ist für
den Berliner ein wahres Gaudium. Selten setzt er sich zu Tische, ohne vor-
her 7 oder 8 Meineide geschworen zu haben. Kann er dieselben vor Gericht
nicht anbringcn, so schwört er sie privatim, um doch nicht ganz dämm zu
kommen.
^Für fromme Leute ist es kaum mehr möglich, in Berlin zu leben. Unser
Stcffan will sich daher nach Quedlinburg begebe», wohin ihn bedeutende Auf-
träge der Buchhandlung „Gotlsr. Baffe" rufen. Knak ist noch immer nicht
zum Dircctor der Stcnnvartc ernannt; Fournicr schmachtet im feuchten Kerker.
Aller Gesunkcnheit aber wird dadurch die Krone aufgesetzt, daß man dem
sogenannten Humboldt in Berlin ein Denkmal errichten will. Nun ist c» mit
diesem Humboldt so bewandt, daß eS ihrer zwei sind, so daß man niemals
weiß, welcher von beiden es eigentlich ist. Einer von ihnen — ich glaube,
der ist cü — hat — ich weiß nicht, für welches Geschäft — einige Reisen
gemacht und in einem dicken Buche vieles gottlose Zeug zusammengeschrieben.
Aber wartet nur, ihr Berliner! Der Pech- und Schweselregen wird
nicht lange mehr auSbleiben. Dann werden die wenigen Frommen, die sich
noch in Berlin befinden, bereits nach Grünaue abgedampst sein und von den
MüggelSbergen herab mit Musik und Tanz, bei Grogk und Torte dem Unter-
gang des scheußlichen Babel zusehcn.
Lassatle und die Gesellschaft.
Laffallc stritt wohl für die Gesellschaft voller
Gelehrsamkeit, Scharfsinn und Muth;
Doch die Gesellschaft „Schweitzer.Roller",
Für die zu streiten — war Laffallc zu gut.
DaS Ende des französisch-belgischen Streites ist zu Paris durch ein
Diner im Hütet dcS auswärtigen Ministeriums gefeiert worden. — ES war
vorauszusehen, daß e« also kommen würde: Die streitenden Parteien haben sich
gegenseitig satt bekommen, dem Franzosen ist der Appetit vergangen, den,
Belgier liegt daS Diner im Magen und Frankreich bezahlt die Zeche. Bien ^
yous fasse! Prosit die Mahlzeit!
Annöthige Verwunderung.
Daß auch ein Pfaff' nicht Wahrheit spricht,
DaS ist doch so BesondrcS nicht.
Ich möcht' euch nur vertraulich fragen:
Glaubt ihr sonst Alles, waS euch Pfaffen sagen?
Siam inffuchsilättlein.
Ituedigcr cpiscopus Fournlcrio suo snlalcm.
Verilas ist zum Himmel geflogen,
Treu' und Ehr' über'- Meer gezogen,
Fides ist geschlagen todt,
Justitia liegt In großer Noth,
Pietas liegt im Stroh,
lluwililas schreiet mordio!
8i vales bono est, si non, non. Solamon miseris"Socios habniss»
malorum!
Meinem F. zur Erinnerung an seinen
Linciae, XV. Idnum Jnlii a MDCCCLXIX.