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JScrliti, de» 5. Siplembrr 18G9. XXII. Jahrgangs

Wodjcnftareiiiler.

Montag, den 6. September.

.DaS Reich des Geiste» ist daS Reich
der Freiheit." .

.ftcacl, aber nicht der Conststonalrath,
sondern der von anno 1818.

Dienstag, den 7. September.

.DaS Kirchenregiment kann nicht zum
Ausdruck und zur Verfolgung liberaler
Tendenzen dienen."

Hegel, aber nicht der Professor.

Mittwoch, den 8. September.

„Erst ein Deutscher, dann ein Schweizer! "
schrieb ich an Tischbein.

Göthe, aus Frankfurt a. M-, aber
nicht im I. 1869.

Wodjen&afenber.

Donnerstag, den 9. September.

Schweizer Bürgerbriefe sind für Aus-
wanderer aus Frankfurt für 1500 Franc»
zu haben bei dem freien Schweizer

Bafchlin in Schaffhausen.

Freitag, den 10. September.

„Wir sind gerochen! — Danke» Sie dcr
Kirche, die sich begnügt, als Mutter Sie
zu strafen."

Ein bekannter Großinquisitor zu einem
bekannten Könige.

Sonnabend, den 11. September.

Um Entschädigung für die bei den Moa-
biter Unruhe» entstandenen Verluste bittet
den Magistrat ein bekannter „Vorsteher"
und „Viccwirth."

Kladderadatsch.

Humoristisch- salyrisches Wochenblatt.

beue, ibl

(Frankfurter Marseillaise, zu singen nach der betrübten Lohgerberweise: „Es soll sich halt Keener mit der Liebe abgeben" re.)

-®'€£«3'a-

Ich bin, Gott sei Donk, in 'nein Freistaat geboren!

Es soll sich doch Keiner mit dem Kriege abgeben;
Denn der bracht' schon manche brave Kerle ums Leben.
Dis jetzt war ich glücklich vom Kriegsdienst verschont —
Ich bin's nicht gewohnt!

Allein seit der Preuße ins Land ist gekommen,

Ist gransamtich mir jedes Porrecht genommen.

Nun muß ich freiwillig eintreten ins Heer —

Und bin Millionär!

Nichts ist in der Mett mir so schrecklich erschienen,

Als daß man freiwillig im Kriegsheer muß dienen.
Drum ivill ich mich drücken vom Dienst dem fatalen —
Ich kann's ja bezahlen!

Mas hilft mir mein Geld? Es will nicht mehr glücken,
Mich vom Militair durch Derappung zu drücken.
Drum will ich jetzt brechen die sclavifchcn Bande —
Ich geh' aus dem Lande!

Doch da wir die Republik jetzt verloren,

So hat auch mein Frankfurt für mich keinen Reiz —
Ich geh' nach der Schweiz!

Allein mein Geschäft muß ich weiter doch treiben;
Und dieses befiehlt mir in Frankfurt zu bleiben.
Ha! jetzt weiß ich Auskunft im fraglichen Fall:

Ich fetz' mich — „ü clieval“!

Mein Wahlspruch war stets: „Dem Derdienst feine Kronen!"
Drum bleib' ganz gemüthlich inFrankfurt ich wohnen;
Mein Bürgerrecht aber, das Hab' ich bereits
Bezahlt in der Schweiz!

So filz' weich und warm ich hier noch eine Weile
In Preußen mit dem allerwcrthestcn Theile;

Doch soll ich zum Heere, dann drück' ich mich schnell —
Mich schützt Wilhelm Tell!

So Hab' ich sehr schlau-Was ist das siir ein Pochen? —

Der Schutzmann! — Wie? Was? Ich soll fort in sechs Wochen?
Als Schweizer verwiesen aus Frankfurt? — Ei weih!

Du grauser Madai!


Kladderadatsch.
 
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