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Müller. Sag' mal, Schnitze, wie is denn des eejcntlich mit die Aus-
jabenrückjewährvcrsicherungsjesellschaft?

Schultze. Des is so, Müller: wenn du dir heute 'ne Salzprezel
koofst und bezahlst ihr jlcich baar, den, kannst du nach 63 oder 64 Jahre —
dieselbe Salzprezel noch 'mal umsonst kriejcn.

Müller. Aber denn kann ich ihr ja »ich mehr beißen!

Schultze. Mußt du des denn durchaus? Du bist 'n einjcfleischtcr
Ejoist, und mit dir läßt stch über Volkswirthschast ebenso wenig reden als
wie mit Hasenclevern. _'

Müller. Hast du die Verhandlungen in die türkische Kammer
jelesen ?

Schultze. Ja wol.

Müller. Drückst sie sich nich eejcntlich jauz vernünftig aus?

Schultze. So iS es! So vernünftig, deß andre Leute sich '» Bei-
spiel dran nehmen könnten.

Müller. Aber erreichen, Schnitze-

Schultze. Nee, erreichen thun sie allerdings janz jenau deSsclbc —
wie andre Leute!

Mißglückte TOafffaQrt

Nach Rom mit großen Summen
Ging Sigl siegesfroh;

Das Geld war von den Dummen,
Der Sigl eben — nicht.

Wie ist es nun gekommen?

O Jammer, Schreck und Graus!

Das Geld ward gern genommen,

Ihn selbst — warf man hinaus.

In allen Blättern zu lesen
Ist nun, was ihm geschehn:

Er ist — in Nom gewesen
Und hat den Papst nicht gesehn!

Fides Russica.

In einer der neuesten officiösen Depesche» vom Kriegsschauplätze sagt
die russische Regierung: „DieVersuchc der Türken, dieJnsurrection
zu einem Hauptmotor des gegenwärtigen Krieges zu machen, könnten leicht
an der Donau Gegenzüge Hervorrufen. Die russische Regierung verzichtet
jedoch auf solche Hilfsmittel."

Natürlich glauben wir das. Was aber kann wohl im vorigen Jahr
ein gewisier Tschernajeff mit 3—5000 Rusien eigentlich in Serbien ge-
wollt haben? _

Zu Jena ward vom Ausschuß des Juristentages beschlosien, in
diesem Jahre keinen Juristentag einzuberusen.

Gründe:

„In Erwägung, daß zur Stunde
Auf dem weiten Erdenrunde
Waffen klirren, mordabziclend —
Inter arma leges silent —

In Erwägung, daß ad acta
Sind gelegt die heil'gcn pacta,
So einst feierlich beschworen,
Kön'ge und Imperatoren;

In Erwägung, daß das Jus
Populonun schweigen muß,
Schweigen Staats- und Reichs-
und Ländrecht
Vor dem Strand- und Schand-
und Standrecht;

Daß im wilden Kriegesspiele
Nichts mehr gilt daS Jus cfvile,
Und eanon'scheS Recht jetzt ohne
Schutz steht unter der Kanone,
Daß von Völkern zum Seandale
Wird verletzt Jus criininale,
Sintemal Barbaren-Horden
Straflos sengen, plündenr, niorden;
In Erwägung, daß zur Frist
Nirgend Recht zu finden ist,

Also wollerr, bis der Frieden
Wieder ist der Welt beschieden,
Den Juristentag, ihr Lieben,
Wir auf beffre Zeit verschieben.

Graf Chambord hat das Quartier, welches er bereits für den 15. Juni
in Marienbad bestellt hatte, wieder abbestellt. Seine legitimistischen Doe-
toren haben ihm geratheu, daß er, seine Wiederherstellung zu suchen und
zu gewärtigen, nicht nach einem österreichischen Curort reise», sondern es
einmal mit einem französischen Bade, vielleicht einem Blutbade ver-
suchen möge. _

fln Don Carfos,

die er and Frankreich „abgeschoben" wurde.

D» glaubst zu schieben und du wirst geschoben!

Träumereien eines russischen Torpedos.

Carol, König von Rumänien in spe, hat einen neuen Orden, de»
„Stern von Rumänien", geschaffen. Die stemkundigen Heraldiker wiffen
noch nicht, ob dieser Stern zu den Wandel- oder zu den Jrrsternen, oder
vielleicht gar zu den Unsternen zu zähle» sei; wir aber können schon heut
mit Bestimmtheit behaupten, daß der „Rumänische Stern" nichts weiter
sei als ein russischer — Trabant.

Die Astrologen deS Kladderadatsch.

Aus dem Tagebuch eines Racksischs.

Ich Hab' als „Sohn der Wildniß"

Salvini jüngst gesehn

Und muß gestehn: „Dies- Bildniß

Ist doch bezaubernd schön!"

Wie Hab' ich die Parthenie
Beneidet unverhohlen!

Wie seufzt' ich ganz verstohlen:

Ach, wär' ich doch Diejen'geb

Melusine-von Stint.

Der Diest h at's erreicht.

„Wenn du die Perser'angreifst, wirst du ein großes Reich
zerstören". So lautet bekanntlich der verhängnißvolle Orakelspruch, welcher
dem König CrösuS in Delphi gegeben wurde.

„Befreie den Reichskanzler von unlauteren Elementen!" -
so rief dem Diest eine innere Stimme zu. Und siehe da, es gelang ihm,
den Reichskanzler für immer — von Diest und Genossen zu befteien.

Hier liege ich, von harmlose» Fischen umschwommen, und warte auf die
Türken, welche ich in die Atmosphäre befördern soll.

Eigenthümlich ist es doch, daß der Schöpfer den Türken, dazu be-
stimmt hat, Hundertweise in zerkleinertem Zustand in die Luft zu fliege»! Aus
diesem Grunde wahrscheinlich hat Gott sich bei der Schöpfung des Türken
so wenig Mühe gegeben, während er an den Russen allen möglichen Fleiß
wandte. Diese» schmückte er mit Ehrlichkeit, Mäßigkeit, Duldsamkeit und
wiffenschastlichem Sinn, während er sich bei dem Türken von vornherein
sagte: Was nützt es, daß ich ihn besonders fein ausarbelle, da er doch so
bald entzweigemacht wird? Es genügt wohl, daß ich ihm das Talent
gebe, auf dem Sopha zu liegen, Pfeife» zu rauchen, die Rajah auszusaugen
und die Weiber zu lieben.

War es nicht Rußland, welches vor nicht langer Zeit sich besonders
für „Humanität" im Krieg interessirte, und das die explodirenden
Geschosse verbannt wissen wollte? Nun, in der That, ich bin der
Triumph der „Humanität"! Ich bin die humanste und anständigste
Zerstörungswaffe, die es nur geben kann. Qualen und lange Leiden bereite
ich nicht. Ein Blitz, ein Knall — und Alles ist vorüber.

Und welch eine Großmacht bin ich geworden! Was können z. B. 500
der tapfersten und entschlossensten Helden mir gegenüber ausrichten? Kaum
bin ich mit den Planken, auf denen sie stehe», in Berührung gekommen, so
gehen sie auch schon Alle, wie sie da sind, in die Höhe, um als ein ganz
unschuldiger Brei wieder ins Waffer herunterznkommen.

Hieß der Mann nicht ThomaS? Der ist zu früh für die Welt ge-
storben! Jetzt ist die Zeit, um mit Höllenuhren und anderen Kurzwaaren
dieser Art sein Glück zu machen! Beim heiligen Dynamit, jetzt könnt er's
zu etwas bringen!

Aufgepaßt! Der Türke naht! Freut euch, Osmanlis, jetzt geht's
auf dem nächsten Weg ins Paradies, wo die HouriS schon warten.

Vivant Humanität und Christenthum!

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