Schultze. I« ja, es kommt manchmal schnurrig, BiSmarck iS noch
nicht raus aus 's jranzlcrpalais und Caprivi zieht schonst sachte in.
Müller. Ru sind ooch seine Kinder in',, Ruhestand jclrclcn.
Schnitze. Des iS wol nicht j„I möglich. Die bleiben uns sicher.
Müller. Ra haste denn nicht selesrn, des, je aus Staatsdienst je.
treten sind?
Schnitze. Unsinn, die lassen wir nich fort, du meenst jewiß nich die
richtigen.
Müller. Tie Namen stehen janz deutlich in alle Zeitungen. Wenn
du je natürlich besser kennst!
Schnitze. Jewiß! Tie älteste is in zanz Deutschland bekannt: Einig:
keit is meine Freude.
Müller. Ach aus die Art! Bismarck soll leben!
Schultze. Das zweite is: Fürcht' euch nich vorn jchwarz.cn
M a n n!
Müller. Ja so, vor Napoli um. Abermals hoch!!
Schultze. Und denn: Der Drei spann mitten durch Europa!
Müller. So is eS! So lange die Kinder nich auS'n Staatsdienst
treten, wird mir nich bange! Und nochmals hoch!!!
Bausteine zu einer Bismarck-Biographie.
Rehauen von einem Bewunderer.
Aus die uralte Sitte des in den April-geschickt Werdens ist selten einer
so hineingesallen wie der nunmehr spätere Fürst Bismarck im Jahre 1815,
iuo er es wurde. Es blieb in seinem thatenreichen Leben das einzige Mal,
aber obgleich er es an anderen in allen Monaten des Jahres reichlich
wieder gut gemacht hat, wird es ihm doch bis aus den heutigen Tag noch
nachgetragen. Selbst die reichstreucn Kiebitze von Jever können selten die
Zeit erwarten, ihm, de? sich nie um ungelegte Eier kümmerte, die ihrigen ans
Herz zu legen. Sie sollen bereits in fieberhafter Thätigkeit sein.
Bismarck soll es bis ans den heutigen Tag noch nicht verwunden
haben, das; er zu spät auf die Welt kam, um den Pariser Einzugs-Marsch der
Verbündeten anno 1815 mitzumachen, von dem erst mehrere Jahre später in
der Schule die Kunde zu ihm drang. Seil jener Geschichtsstunde peinigte
ihn förmlich der Wunsch, das Versäumte nachzuholen, aber erst nach fünf-
undzwanzig Jahren lvurdc er ihm erfüllt.
Achnlich erging es ihm in der Geographie.
In seiner Bequemlichkeit hatte er einst bei Zeichnung einer Karte von
Deutschland einige der mehr als dreißig Staatchen zu coloriren vergessen, weil
er auch von je her ein Feind alles Bunten lvar. Als er dasür einen Rüffel
erhielt, schwor er sich, diesen Fehler wieder gut zu machen. Aber auch erst
viele Jahre später gelang es ihm, eine Karte herzustellen, aus welcher die
Vereinfachung der Farben nicht mehr ein Hindernis; für die Einigkeit des
Gejammteindruckes bot.
Vorsichtig, wie Bismarck ist, lies; er schon in frühester Jugend seine
Haare, hatte es deshalb später in seiner diplomatischen Carriere nicht nöthig,
und legte so bei guter Zeit den Grund für alle die Ehren, die er später auf
seinen breiten Scheitel sammelte.
Und Platz ist dafür da.
Das; er die Drohung gegen Deutschland, Louis Napol-eou, aus dem
Wege räumte, würden ihm seine Neider verziehen haben; das; er aber
Deutschland hinter ihrem Rücken einig machte, machte es sie gegen ihn, und
selbst sein emsiges Bemühen, das Vaterland groß zu machen, rächte sich au
ihm — indem er es wurde.
Wie ein sehr hoher Berg immer mehr von weitein imponirl, wo die ge
ringeren umgebenden Höhen zujammenjchrumpfeu, während die an seinem
Fuße Wohnenden seinen Gipfel oft, der ihn umlagernden Vorbergc halber,
gar nicht wahnrehinen können — so hat sich Bismarck im Auslande mehr
Freunde erworben als Gegner im Landtage; in der Welt aber nur
Bewunderer.
Ter Fürst ist von je her ein so angejagter Freund des Friedens ge-
wesen, daß er einige Male den Krieg erklären mußte, nur um jenen machen
zu können.
Nachdem er so über ein Vierteljahrhundert das Staatspferd zugeritten
hat. geht er jetzt selber zu Fuß in die wohlverdiente Friedrichs-Ruhe, die ihm
seine vielen Freunde eben so warm gönnen, wie seine wenigen Feinde schon
längere Zeit wünschen.
Zum Waifest.
Mit dem Zustandekommen der internationalen Feier, welche die Social-
demokraten am I. Mai zu begehen gedachten, sieht es bedenklich aus; viele
Parteiführer stehen der Sache gleichgiltig gegenüber, andere rathen den
Genossen ausdrücklich, sich nicht zu betheiligen.
Die Vergnügungs = Commission, welche in der voraufgehenden Nacht die
bekannte Maifeier auf dem Brocken leitet, hat nun jämmtliche Socialisten
ausgefordert, zum Ersatz ihr Fest zu besticheu. Man erwartet allein aus
Deutschland anderthalb Millionen Theilnchmer und hat deshalb einen be-
deutenden Theil des Oberharzes zum Festplatz bestimmt. Das Programm
weist so tolle neue Nummern aus, das; mau selbst die radicalsten Anarchisten
zufrieden zu stellen hofft.
Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Das Aisrnarck-Aklmnr des Kladderadatsch
1849-1889.
Alles, was in einer langen Reihe von Jahrgängen
des Kladderadatsch — vom Jahre 1849 an — über
den Fürsten Bismarck an bildlichen Darstellungen wie
auch im Texte gebracht worden ist, wird in diesem
Album — in entsprechender Auswahl — vorgeführt.
Gegen 300 Zeichnungen, fast nur von
Wilhelm Scholzens Meisterhand, von denOriginal-
stöckcn abgezogen, schmücken den Text, der sich aus den
besten Schöpfungen der „Gelehrten des Kladderadatsch"
über Bismarck zusammensetzt.
Bier hier zum ersten Male veröffentlichte Briete
Bismarcks sin Kacsimile) an den verstorbenen
Bcdactenr des Kladderadatsch, Elllst DvhlN, dursten ein ganz besonderes Zntereffe für sich in Anspruch nehmen.
Gr. 4" Format: 24 Vogen. Preis fein gebunden 9 Mark. Elegant cartonnirt 6 Mark.
Werrlcrg von _A_. Hofmann äc Oo.9
Werlin W., Kronenstraße 20.
Hierzu zwei Beiblätter.
noilpvog »f aaagiqpQj mq fmw -NW
nicht raus aus 's jranzlcrpalais und Caprivi zieht schonst sachte in.
Müller. Ru sind ooch seine Kinder in',, Ruhestand jclrclcn.
Schnitze. Des iS wol nicht j„I möglich. Die bleiben uns sicher.
Müller. Ra haste denn nicht selesrn, des, je aus Staatsdienst je.
treten sind?
Schnitze. Unsinn, die lassen wir nich fort, du meenst jewiß nich die
richtigen.
Müller. Tie Namen stehen janz deutlich in alle Zeitungen. Wenn
du je natürlich besser kennst!
Schnitze. Jewiß! Tie älteste is in zanz Deutschland bekannt: Einig:
keit is meine Freude.
Müller. Ach aus die Art! Bismarck soll leben!
Schultze. Das zweite is: Fürcht' euch nich vorn jchwarz.cn
M a n n!
Müller. Ja so, vor Napoli um. Abermals hoch!!
Schultze. Und denn: Der Drei spann mitten durch Europa!
Müller. So is eS! So lange die Kinder nich auS'n Staatsdienst
treten, wird mir nich bange! Und nochmals hoch!!!
Bausteine zu einer Bismarck-Biographie.
Rehauen von einem Bewunderer.
Aus die uralte Sitte des in den April-geschickt Werdens ist selten einer
so hineingesallen wie der nunmehr spätere Fürst Bismarck im Jahre 1815,
iuo er es wurde. Es blieb in seinem thatenreichen Leben das einzige Mal,
aber obgleich er es an anderen in allen Monaten des Jahres reichlich
wieder gut gemacht hat, wird es ihm doch bis aus den heutigen Tag noch
nachgetragen. Selbst die reichstreucn Kiebitze von Jever können selten die
Zeit erwarten, ihm, de? sich nie um ungelegte Eier kümmerte, die ihrigen ans
Herz zu legen. Sie sollen bereits in fieberhafter Thätigkeit sein.
Bismarck soll es bis ans den heutigen Tag noch nicht verwunden
haben, das; er zu spät auf die Welt kam, um den Pariser Einzugs-Marsch der
Verbündeten anno 1815 mitzumachen, von dem erst mehrere Jahre später in
der Schule die Kunde zu ihm drang. Seil jener Geschichtsstunde peinigte
ihn förmlich der Wunsch, das Versäumte nachzuholen, aber erst nach fünf-
undzwanzig Jahren lvurdc er ihm erfüllt.
Achnlich erging es ihm in der Geographie.
In seiner Bequemlichkeit hatte er einst bei Zeichnung einer Karte von
Deutschland einige der mehr als dreißig Staatchen zu coloriren vergessen, weil
er auch von je her ein Feind alles Bunten lvar. Als er dasür einen Rüffel
erhielt, schwor er sich, diesen Fehler wieder gut zu machen. Aber auch erst
viele Jahre später gelang es ihm, eine Karte herzustellen, aus welcher die
Vereinfachung der Farben nicht mehr ein Hindernis; für die Einigkeit des
Gejammteindruckes bot.
Vorsichtig, wie Bismarck ist, lies; er schon in frühester Jugend seine
Haare, hatte es deshalb später in seiner diplomatischen Carriere nicht nöthig,
und legte so bei guter Zeit den Grund für alle die Ehren, die er später auf
seinen breiten Scheitel sammelte.
Und Platz ist dafür da.
Das; er die Drohung gegen Deutschland, Louis Napol-eou, aus dem
Wege räumte, würden ihm seine Neider verziehen haben; das; er aber
Deutschland hinter ihrem Rücken einig machte, machte es sie gegen ihn, und
selbst sein emsiges Bemühen, das Vaterland groß zu machen, rächte sich au
ihm — indem er es wurde.
Wie ein sehr hoher Berg immer mehr von weitein imponirl, wo die ge
ringeren umgebenden Höhen zujammenjchrumpfeu, während die an seinem
Fuße Wohnenden seinen Gipfel oft, der ihn umlagernden Vorbergc halber,
gar nicht wahnrehinen können — so hat sich Bismarck im Auslande mehr
Freunde erworben als Gegner im Landtage; in der Welt aber nur
Bewunderer.
Ter Fürst ist von je her ein so angejagter Freund des Friedens ge-
wesen, daß er einige Male den Krieg erklären mußte, nur um jenen machen
zu können.
Nachdem er so über ein Vierteljahrhundert das Staatspferd zugeritten
hat. geht er jetzt selber zu Fuß in die wohlverdiente Friedrichs-Ruhe, die ihm
seine vielen Freunde eben so warm gönnen, wie seine wenigen Feinde schon
längere Zeit wünschen.
Zum Waifest.
Mit dem Zustandekommen der internationalen Feier, welche die Social-
demokraten am I. Mai zu begehen gedachten, sieht es bedenklich aus; viele
Parteiführer stehen der Sache gleichgiltig gegenüber, andere rathen den
Genossen ausdrücklich, sich nicht zu betheiligen.
Die Vergnügungs = Commission, welche in der voraufgehenden Nacht die
bekannte Maifeier auf dem Brocken leitet, hat nun jämmtliche Socialisten
ausgefordert, zum Ersatz ihr Fest zu besticheu. Man erwartet allein aus
Deutschland anderthalb Millionen Theilnchmer und hat deshalb einen be-
deutenden Theil des Oberharzes zum Festplatz bestimmt. Das Programm
weist so tolle neue Nummern aus, das; mau selbst die radicalsten Anarchisten
zufrieden zu stellen hofft.
Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Das Aisrnarck-Aklmnr des Kladderadatsch
1849-1889.
Alles, was in einer langen Reihe von Jahrgängen
des Kladderadatsch — vom Jahre 1849 an — über
den Fürsten Bismarck an bildlichen Darstellungen wie
auch im Texte gebracht worden ist, wird in diesem
Album — in entsprechender Auswahl — vorgeführt.
Gegen 300 Zeichnungen, fast nur von
Wilhelm Scholzens Meisterhand, von denOriginal-
stöckcn abgezogen, schmücken den Text, der sich aus den
besten Schöpfungen der „Gelehrten des Kladderadatsch"
über Bismarck zusammensetzt.
Bier hier zum ersten Male veröffentlichte Briete
Bismarcks sin Kacsimile) an den verstorbenen
Bcdactenr des Kladderadatsch, Elllst DvhlN, dursten ein ganz besonderes Zntereffe für sich in Anspruch nehmen.
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