Santangelo genannt, enthielt früher eine reiche Sammlung von Alterthümern, z. B. auch die Tänzerin vom Gabinetto
delle Maschere im Vatican. 1809 kam besagte Sammlung und somit auch der Pferdekopf ins Museum.
Der Wahlspruch: die Edle will keinen Herrn klingt wie Ironie bei einer Stadt, die Jahrhunderte lang durch das
Castel Sant’ Elmo bombardirt und im Zaume gehalten worden ist und so lange sie steht, nicht nur Herrscher, sondern
sogar Fremdherrscher gehabt hat. Es ist wahr, dass sie zuletzt das Joch der Bourbonen ungern ertrug und nach deren
Vertreibung laut die Schleifung des verhassten Forts, dieses Werkzeugs der Tyrannei, forderte: Dominum generosa recusabat.
•Aber das Castel Sant’ Elmo steht noch, wenn auch desarmirt, und schliesslich wird die stolze Stute nur von einem
andern Reiter geritten, der ein wenig nationaler ist.
DRITTES KAPITEL.
Bronzeindustrieproducte.
Elfenbeinschnitzereien — Goldarbeiten — Cameen — Pretiosen.
Die Bronzezeit — Küchengeschirr — Tafelgeschirr — Reste pompejanischer Lebensmittel — Toiletten- und Schmuckgegenstände — Schreib-
utensilien, Marken, Gewichte — die Tazza Farnese — Zeus im Kampfe gegen die Titanen.
Nachdem wir in den vorigen Räumen Bronzen kennen gelernt haben, wie sie mit geringen
technischen Abweichungen auch noch heute verfertigt werden, treten wir jetzt in eine Sammlung
ein, die einem überwundenen Zeitalter angehört, der sogenannten Bronzezeit. Bekanntlich ent-
wickelte sich die Civilisation der Völker dergestalt, dass der Mensch zuerst Kieselsteine, Horn
und Knochen und hierauf die Metalle, zuerst die Bronze, dann das Eisen bearbeiten lernte; man
unterscheidet demgemäss die Steinzeit, in welcher die Instrumente von Stein waren, die Bronzezeit,
in welcher bronzene Werkzeuge aufkamen und das Eisenzeitalter, wo das Eisen nach und nach
die Bronze verdrängte. Nun reicht zwar der Beginn der Eisenindustrie in eine vorhistorische Zeit
zurück, denn bereits die Kulturvölker des Alterthums waren längst mit dem Eisen bekannt; die
Bücher Moses und Josua reden von Eisen, die Trümmer von Ninive bergen die Reste einer hoch-
entwickelten Eisenkultur und Homer’s Helden in der Iliade kämpfen zum Theil mit eisernen Waffen.
Das geschmiedete Eisen hat also schon in einer sehr weit zurückliegenden Periode bei Waffen, Aexten,
Messern und dergleichen über die Bronze obgesiegt, doch wurde die letztere noch lange zur Herstellung
nicht blos von Schmucksachen und Zierathen, sondern auch gewöhnlichen Hausgeräths gebraucht;
denn die Kunst der Eisengiesserei ist eine junge... Davon legt die Sammlung der kleinen, meist
pompejanischen Bronzen Zeugniss ab, die von dem täglichen Leben der Alten eine so anschauliche
Vorstellung gewährt, aber eben deshalb eine ausgedehntere Bronzeindustrie voraussetzt, als wir
sie gegenwärtig haben. Wenn heutzutage eine Stadt wie Leipzig verschüttet würde, so möchte eine
nachfolgende Zeit bei den Leipziger Ausgrabungen in den hiesigen Häusern wohl bronzene Leuchter,
bronzene Lampen, bronzene Champagnerkühler, bronzene Gardinenhalter, Bronzemedaillen und
Bronzefiguren, aber eiserne oder nickelne Töpfe, kupferne Kessel, blecherne Reibeisen, Solinger
Messer und Gabeln finden. Bei uns, die wir Eisen giessen gelernt haben, gehört die theure Bronze
fast nur noch der Kunst oder dem Kunstgewerbe an, inclusive die Glockengiesserei; selbst im
Geschützguss ist sie neuerdings vom Gussstahle verdrängt worden: im Alterthum gehörte sie der
Industrie im allgemeinen und dem Hausbedarfe an, und wenn uns auch diese einfachen Geräthe
durch ihre künstlerische Gestaltung überraschen, so dürfen wir doch nicht daraus schliessen, dass
es Schaustücke oder Luxusgegenstände gewesen seien. Eine antike Kasserolle konnte wohl einen
schönen Henkel, ein Eimer Silberintarsiatur und ein Dreifuss Pantherfüsse haben, aber es war
darum doch eine Kasserolle, ein Eimer und ein Dreifuss; nicht bestimmt, auf den Nipptisch
gestellt zu werden. Man muss sich nicht allzusehr in die Bewunderung dieser geschmackvollen
Ausschmückung des Lebens im Alterthum verlieren: wer in einer Stadt wie Berlin oder Leipzig
delle Maschere im Vatican. 1809 kam besagte Sammlung und somit auch der Pferdekopf ins Museum.
Der Wahlspruch: die Edle will keinen Herrn klingt wie Ironie bei einer Stadt, die Jahrhunderte lang durch das
Castel Sant’ Elmo bombardirt und im Zaume gehalten worden ist und so lange sie steht, nicht nur Herrscher, sondern
sogar Fremdherrscher gehabt hat. Es ist wahr, dass sie zuletzt das Joch der Bourbonen ungern ertrug und nach deren
Vertreibung laut die Schleifung des verhassten Forts, dieses Werkzeugs der Tyrannei, forderte: Dominum generosa recusabat.
•Aber das Castel Sant’ Elmo steht noch, wenn auch desarmirt, und schliesslich wird die stolze Stute nur von einem
andern Reiter geritten, der ein wenig nationaler ist.
DRITTES KAPITEL.
Bronzeindustrieproducte.
Elfenbeinschnitzereien — Goldarbeiten — Cameen — Pretiosen.
Die Bronzezeit — Küchengeschirr — Tafelgeschirr — Reste pompejanischer Lebensmittel — Toiletten- und Schmuckgegenstände — Schreib-
utensilien, Marken, Gewichte — die Tazza Farnese — Zeus im Kampfe gegen die Titanen.
Nachdem wir in den vorigen Räumen Bronzen kennen gelernt haben, wie sie mit geringen
technischen Abweichungen auch noch heute verfertigt werden, treten wir jetzt in eine Sammlung
ein, die einem überwundenen Zeitalter angehört, der sogenannten Bronzezeit. Bekanntlich ent-
wickelte sich die Civilisation der Völker dergestalt, dass der Mensch zuerst Kieselsteine, Horn
und Knochen und hierauf die Metalle, zuerst die Bronze, dann das Eisen bearbeiten lernte; man
unterscheidet demgemäss die Steinzeit, in welcher die Instrumente von Stein waren, die Bronzezeit,
in welcher bronzene Werkzeuge aufkamen und das Eisenzeitalter, wo das Eisen nach und nach
die Bronze verdrängte. Nun reicht zwar der Beginn der Eisenindustrie in eine vorhistorische Zeit
zurück, denn bereits die Kulturvölker des Alterthums waren längst mit dem Eisen bekannt; die
Bücher Moses und Josua reden von Eisen, die Trümmer von Ninive bergen die Reste einer hoch-
entwickelten Eisenkultur und Homer’s Helden in der Iliade kämpfen zum Theil mit eisernen Waffen.
Das geschmiedete Eisen hat also schon in einer sehr weit zurückliegenden Periode bei Waffen, Aexten,
Messern und dergleichen über die Bronze obgesiegt, doch wurde die letztere noch lange zur Herstellung
nicht blos von Schmucksachen und Zierathen, sondern auch gewöhnlichen Hausgeräths gebraucht;
denn die Kunst der Eisengiesserei ist eine junge... Davon legt die Sammlung der kleinen, meist
pompejanischen Bronzen Zeugniss ab, die von dem täglichen Leben der Alten eine so anschauliche
Vorstellung gewährt, aber eben deshalb eine ausgedehntere Bronzeindustrie voraussetzt, als wir
sie gegenwärtig haben. Wenn heutzutage eine Stadt wie Leipzig verschüttet würde, so möchte eine
nachfolgende Zeit bei den Leipziger Ausgrabungen in den hiesigen Häusern wohl bronzene Leuchter,
bronzene Lampen, bronzene Champagnerkühler, bronzene Gardinenhalter, Bronzemedaillen und
Bronzefiguren, aber eiserne oder nickelne Töpfe, kupferne Kessel, blecherne Reibeisen, Solinger
Messer und Gabeln finden. Bei uns, die wir Eisen giessen gelernt haben, gehört die theure Bronze
fast nur noch der Kunst oder dem Kunstgewerbe an, inclusive die Glockengiesserei; selbst im
Geschützguss ist sie neuerdings vom Gussstahle verdrängt worden: im Alterthum gehörte sie der
Industrie im allgemeinen und dem Hausbedarfe an, und wenn uns auch diese einfachen Geräthe
durch ihre künstlerische Gestaltung überraschen, so dürfen wir doch nicht daraus schliessen, dass
es Schaustücke oder Luxusgegenstände gewesen seien. Eine antike Kasserolle konnte wohl einen
schönen Henkel, ein Eimer Silberintarsiatur und ein Dreifuss Pantherfüsse haben, aber es war
darum doch eine Kasserolle, ein Eimer und ein Dreifuss; nicht bestimmt, auf den Nipptisch
gestellt zu werden. Man muss sich nicht allzusehr in die Bewunderung dieser geschmackvollen
Ausschmückung des Lebens im Alterthum verlieren: wer in einer Stadt wie Berlin oder Leipzig