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Kleinpaul, Rudolf; Heinrich Schmidt & Carl Günther [Mitarb.]
Neapel und seine Umgebung: mit 142 Illustrationen — Leipzig: Heinrich Schmidt & Carl Günther, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.55172#0211
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der römishen Welt, zunächst wegen seiner reichen Mineralquellen aufgesucht, aber mehr noch durch
seine herrliche Lage und die Fruchtbarkeit der Umgebung anziehend und ein eigentliches Luxusbad.
Nullus in orbe sinus Bajis praelucet amoenis
Kein Meerbusen der Welt lässt sich mit dem lieblichen Bajae vergleichen, lässt Horaz
(Episteln I, i, 83) einen reichen Mann sagen, der sich dort anbauen will, wie wir etwa sagen:
es geht nichts über Nizza oder über Interlaken oder über Scheveningen oder eben über Baden-
Baden; und wenn man den Glanz und den Reichthum der römischen Aristokratie in der Kaiser-
zeit bedenkt, so lässt sich wohl ein Schluss auf den ungeheuren Luxus ziehen, der hier entfaltet
wurde. Das goldne Ufer der seligen Liebesgöttin war mit Villen und Prachtbauten übersäet,
deren Fundamente oft weit in’s Meer vorgeschoben werden mussten; doch nur drei grössere Hallen

Golf von Bajae — im Hintergründe das Kastell von Bajae.


sind übrig geblieben, wohl Reste von Badeetablissements, aber von den Einheimischen Tempel der
Vemis, Tempel der Diana, Tempel des Mer cur genannt, was sie sicherlich nicht waren; der
letztere, unter dem Namen il Troglio, der Stotterer bekannt, hat ein merkwürdiges Echo, und
das ist der Grund, warum sich hier Tarantella-Tänzerinnen einzustellen pflegen. Der Hafen, einer
der besten des Reichs, ist jetzt verwüstet; äusser einigen Häusern nur noch das moderne, von
Don Pedro de Toledo erbaute, auf einem hohen Felsen gelegene Castell bewohnt: es hat zwei
Batterien und eine Garnison (Presidio). Es sollte den Hafen gegen die Türken schützen.
Südlich von diesem Punkte liegt das Dorf Bacoli, die antike Villa Bauli, durch die Annalen des
Tacitus zu einer traurigen Berühmtheit gelangt (XIV, 4 ff). Hieher lockte Nero seine Mutter
Agrippina, hier lag das Schiff bereit, in welchem sie vermittelst einer Art antiker Thomasuhr
versenkt werden sollte, hier, auf der Höhe am Wege nach Misenum bei der Villa des Dictators
Caesar wurde sie von ihren Dienern in der Stille beigesetzt, nachdem der Anschlag misslungen,
 
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