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das Haupt der ſogenannten umbriſchen Malerſchule, deren beſonderes Weſen
durch eine zarte poetiſche Empfindung bei einigermaßen ſchüchterner Formen-
und Farbengoͤbung gekennzeichnet wird. Doch befindet ſich Vaſari in einem offen-
baren Irrtum, wenn er erzählt, Giovanni Santi habe ſelbſt, und noch bei Leb-
zeiten der Mutter, den Knaben nach Perugia zu Vannucci gebracht. Wahrſcheinlich
im Alter von ſiebzehn Jahren kam Raffael in deſſen Werkſtatt; denn bis zum
Jahre 1500 war der vielbeſchäftigte Meiſter jahrelang faſt beſtändig außerhalb
Perugias tätig. Wer bis dahin den jungen Santi unterrichtet hat, darüber fehlen
alle Rachrichten. In Urbino war ſeit 1495 ein tüchtiger Maler anſäſſig, Timoteo
Viti (oder Della Vite, geb. 1467), der ſeine Ausbildung in Bologna bei Francesco
Francia empfangen halte. Die Vermutung, daß dieſer Raffaels Lehrer geweſen
ſei, hat die größte Wahrſcheinlichkeit für ſich, zumal da Raffael auch in ſpäteren
Jahren zu ihm in freundſchaftlichen Beziehungen ſtand.

Jedenfalls brachte Raffael, als er zu Perugino kam, außer ſeiner perſönlichen
Begabung eine ganz gediegene Vorbildung mit. Es ſind einige reizende kleine
Gemälde vorhanden, von denen mit Grund angenommen wird, daß Raffael ſie
noch in Urbino gemacht habe; denn ſie tragen, bei allen guten Eigenſchaften der
Ausführung, in der Erfindung ein kindliches Gepräge, und ſie verraten in nichts
 
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