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verlangenden Kinde, den gefättigten Knaben darſtellt; das eine Mal, wie er,
das Haͤndchen gegen die Mutterbruſt geftemmt, ſich hefriedigt umdreht, das andere
Mal, wie er, noch weiter abgewendet, vom Schoß auf den Boden zu kommen
ſich bemüht; oder ein Blatt in der Albertina (Abb. 31), mit zwei ganz verſchiedenen
Koͤmpoſitionen, von denen die eine das Motiv des Unterbrechens der Betrachtungen
wieder in neuer Weiſe verwertet, indem die Mutter von ſelbſt das Buch beiſeite
hält und ſich zärtlich dem ſie herzenden Kinde zuwendet, während die andere eine
dritte Perſon, den kleinen Johannes, in die Haͤndlung einführt.

Schon im Mittelalter hHatte man häufig die Madonnenbilder dadurch be-
reichert, daß man den Sohn der Eliſabeth der Gruppe hinzufügte; ſeine beſondere
Bedeutung erhielt der Vorläufer dadurch, daß er durch ein Nohrkreuz und durch
ein Spruchband mit den Worten „ecce agnus Dei“ auf das künftige Leiden
des Goͤttesſohnes hinwies. So iſt der kleine Johannes auch auf dem älteſten
derartigen Bilde Raffaels, der „Madonna des Herzogs von Terranuova“ im
Verliner Muſeum dargeſtellt; ernſthaft blickt der kleine Jeſus, auf dem Schoße
der Mutter ſich zur Seite neigend, auf die bedeutungsſchwexen Worte der ihm
dargereichten Schriftrolle; dem in ein Pelzröckchen gekleideten Johannes gegenüber
ſtehl zuſchauend ein dritter Knabe, vielleicht der künftige Lieblingsfünger und
Evangeliſt Johannes. Das reizvoll farbige Rundbild gehört der erſten Florentiner
Zeit Raffaels an; in der Erfindung traͤgt es noch ein peruginiſches Gepräge,
aber in den Köpfen, beſonders in dem der Jungfrau, kommt ſchon die lebens-
warme Florentiner Schönheit zum Durchbruch (Abb. 39).

Mil ungleich größerer Freiheit hat Raffael die Gruppe der Jungfrau mit
dem Jeſus- und dem Johannesknaben in drei Gemälden gusgeführt, die unter-
einander nahe verwandt ſind. Auf allen dreien ſitzt Maria mit den beiden
Kindern in einer Wieſe, deren ſaftiges Grün ſich in einer formenreichen Fernſicht.
 
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