Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

wechſelreiches Schickſal gehabt. Sie ging zuerſt in den Beſitz eines reichen Bürgers
von Perugia über, aus deſſen Familie kam ſie in das Haus Colonna zu Nom;
daher war ſie lange unter dem Namen „Der Colonna-Raffael“ bekannt. Dann
wurde das Bild Eigentum des Königs von Neapel, und nach der Vertreibung
der Bourbons aus Neapel wanderte es von einer Hand in die andere, in Spanien,
England, Frankreich, als ein wenig gewürdigtes Werk, deſſen Ankauf vor einigen
Jahrzehnten ſowohl vom Louvremufeum wie von der Londoner Nationalgalerie
abgelehnt wurde. Jedoch im Jahre 1902 iſt die allgemeine Aufmerkſamkeit
wieder auf dieſes Jugendwerk Raffaels gelenkt worden, als es von einem Ameri-
kaner für eine Summe von abenteuerlicher Höhe erworben wurde. Die Predella
hat, in fünf Stücke zerlegt, ihre eigenen Wanderungen gemacht. Vier von den
Stücken befinden ſich an drei verſchiedenen Stellen in engliſchem Beſitz; das fünfte
iſt nach Amerika gekommen.

Gegen Ende des Jahres 1505 erhielt Raffael von den Nonnen des Kloſters
Monteluce bei Perugia den Auftrag, eine Krönung der Himmelskönigin zu
malen. Schon galt er damals für den beſten Meiſter, und ſchon war er ſo
beſchäftigt, daß er die Ausführung dieſer Beſtellung auf unbeſtimmte Zeit
hinausſchob.

In Perugia wurde er bis in das Jahr 1506 hinein feſtgehalten durch die
Vollendung eines vielleicht ebenfalls ſchon früher entworfenen Altarbildes, das
er im Auftrage der Familie Anſidei für deren Kapelle in der Servitenkirche
malte. Wie die kurz vorher vollendete Altartafel S. Antonio zeigt auch die
„Madonna Anſidei“ die Gottesmutter thronend zwiſchen anderen Heiligen (Abb. 28).
Maria, mit einem blauen Mantel bekleidet, hält das Jeſuskind mit der Rechten
und in der Linken ein Gebetbuch, an den Stufen des Thrones ſtehen Johannes
der Täufer mit einem dunkelroten Mantel über dem kamelhärenen Rock und der
 
Annotationen