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mentaler Aufträge zu be-
mühen. Denn in demſelben
Jahre noch eröffnete ſich
ihm der größte und glän-
zendſte Wirkungskreis, der
je einem Maler geboten
worden iſt. Selbſt das
Altargemälde der Familie
Dei, das er nach der Voll-
endung der „Grablegung“
in Arbeit nahm, mußte er
unfertig ſtehen laſſen. Es
iſt dieſes die „Madonna
mit dem Baldachin“, ſo
benannt wegen des großen
Thronhimmels, unter dem
Maria ſitzt, eine feierliche
Darſtellung der Königin
der Heiligen, die aber nicht
mehr an die Schule von
Perugia, ſondern eher an
die Weiſe des Fra Barto-
lommeo erinnert Abb. 56).
Das Bild kam nach Raf-
faels Tode, von Schüler-
händen vollendet, in den
Beſitz ſeines Teſtamentvoll-
ſtreckers, des päpſtlichen
Kanzleipräſidenten Baldaſ-
ſare Turini aus Peſcia, der
es im Dome ſeiner Vater-
ſtadt aufſtellen ließ; im
Jahre 1697 wurde es ver-
kauft, was die Bürger von
Peſcia als eine Schmach
und Kirchenſchändungemp-
fanden; es wurde Eigen-
tum der Mediceer und fand

ſeine Aufſtellung im Pa-
Abb. ¶2. Naturſtudie zu dem Jeſuskind auf dem „Die ſchöne Gärtnerin“ lazzo Pitti
benannten Madonnenbild. Federzeichnung. Im Mufeum zu Oxford. 2
(3u GSeite 36.) Über den großen Wende-

punkt in Raffaels Leben,
ſeine Berufung nach Rom in die Dienſte des Papſtes, berichtet Vaſari folgender-
maßen: „Bramante aus Urbino, der im Dienſte Julius' II. ſtand, ſchrieb an
Raffael, da er weitläufig mit ihm verwandt war und aus demſelben Orte ſtammte,
er habe mit dem Papſte, der einige Gemächer hatte neu herſtellen laſſen, aus-
gemacht, daß er (Raffael) in dieſen ſeine Kraft erweiſen könne. Der Vorſchlag
gefiel Raffael, ſo daß er ſeine Florentiner Arbeiten ſtehen ließ und nach Rom
überſiedelte.“ Bramante (geboren zu Monte Asdrualdo bei Urbino um 1449
war ſeit mehreren Jahren mit der Rieſenſchöpfung des Papſtes, dem Neubau der
Peterskirche, beſchäftigt. Michelangelo malte ſeit dem Frühjahr 1508 an der
Decke der Sixtiniſchen Kapelle. Jeßt kam Raffael hinzu, um das Dreigeſtirn zu
vervollſtändigen, deſſen Glanz allein ausreichen würde, um den Namen Julius II.
unſterblich zu machen, auch wenn der ſtaatskluge und kriegsgewaltige Papſt weiter
 
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