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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1852 (Nr. 84-94)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1512#0036
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Lhlr. Sg.Pf.
vebertrag . . . 2475 12 4

10. Don N. N. bei Besichtignng deS Domes zvm Fort.

bau deSselben dem Hrs. Pfr. Lhiffen übergeben 2 — —

11. Von Hrn. Apotheker Beltmann in Oßnabruck - 20 — —

12. Lurch Hrn. Sch. ans dcr verlorenen Wette: „Sie

gibt nichts". 5 — —

13. Spielgeld für deu Dombau auS dem Gasthofe zu

Leu drei Köuigen hier. 1 15 —

14. Bon Vereins-Mitgliedern und Dvmbau-Freunden

der Pfarrgemeinde Netteshcim. Kreis Neuß . - 7 — —

15. Von N. N. aus Osnabrück. 1 15 —

16. Von Hrn. Steuer-Eiunehmer Lülsdorf in Durscheid_1 — —

Summa . 2513 12 4

Hierzu die Einnahme vom 1. Januar bis 31. August c.

laut 113. Gaben-Berzeichuiß (vgl. Nr. 90 d.Bl.) mit 15563 23 8

Einnahme vom 1. Januar biS 30. September 1852 . 18077 6 —

Kvln, deu 30. September 1852.

Der VerwaltungS-Ausschuß deS Ceutral-
Dombau-Vereius.

Köln, 2«. September 185S.

Ein schönes Fest hat im Juni d. I. an unserem Dome Statt gefun-
den. Wenn wir Lie Beschreibung desselben erst heute folgen lassen, so
rst der Grund allein in Ler unterdrochenen Herausgabe des Domblattes
zu suchen. Das Fest selbst war so bedeutungsvoll sür unsern Dombau,
so erfreulich für die Vereinsgenossen, daß die Statt gefundene Be-
sprechung in öffentlichen Blättern uns nicht genügen darf und die Er-
innerung daran in diesem Blatte, dem Organe des Dombau-Wereins,
aufbewahrt werden muß.

Jm Juni d. I. begann über dem Haupt-Eingange an der Westseite
LeS Domes durch den Aufbau des nürdlichen Lhurmes das Portal sich
zu wolben. Die Kunde, Ee. Majestät der König Protecror werde die Rhein-
lande, insbesondere auch die Stadt Köln, besuche» und wahrscheinlich
in Beglcitung Jhrer Majestät der Kaiserin von Rußlavd den Dom be-
sichtigen, traf um diese Zeit beim Vorstande ein. Es galt, dcm Danke
der Vereinsgenossen gegen den königlichen Schutzherrn einen äußeren
AuSdruck zu verleihen. Der angekündigte Besuch fiel just mit dem Zeit-
puncte zusammen, wo der Schlußstein am ersten Bogen des HauptportalS
eingefügt werden konute.

Die Jdee des Dombaumeisters, Se. Majestät den König Protector zu er-
suchen, diese Einfügung höchsteigenhändig vorzunehmen und mit dieser
Handlung eine Feier zu verbinden, die zugleich ein Zeugniß ablegen
werde von der Liebe der Vereinsgenossen zu dem Könige Protector und
Ler Lheilnahme für das gemeinsame Werk, fand allgemeinen Anklang.
Der Vorstand beeilte sich, diese Bitte Sr. Majestät ehrerbietigst vorzu-
legen. Sie wurde huldvoll gewährt, und Ler Vorstand am 23. Juni c.
benachrichtigt, daß Se. Majestät den Wunsch ausgedrückt. daß die Feier
am Dome am 25. Iuni, Morgens vor der Parade, vor sich gehe. Große
Vorbereitungen konnten nun nicht mehr getroffen, es mußte im eigent-
lichsten Sinne des WorteS ein Fest improvisirt werden, und wenn das-
selbe gelungen ist, so bekundet es in seiner Einfachheit besser, als jede
kostbare Ausschmückung und wohl überlegte Anordnung, den Dank und
die lautercn Gefühle der Bereins-Genossen.

Der Vorstand des Dvmbau-Vereins hatte sich um 8 Uhr Morgens im
Rathhaussaale versammelt. Die Mitglieder der Dombauhütte, geschmückt
mit den Zeichen ihres Gewerbes, waren auf dem Rathhausplatze aufge-
stellt, auf dem sich auch Lie Vereinsgenossen einfanden. Von hier aus
begab sich der Vorstand mit seinem Vereinsbanner an der Spitze, die
Dombauhütte, mit einem Musikcorps voran, gefolgt von den Vereins-
genossen, in feierlichem Zuge über den Laurenzplatz, die Hochstraße, den
Wallrafsplatz, daS Domkloster, vor den Haupt Eiugang am Westportale,
wo sich der Zug auf dem freieu Platze aufstellte. Dre Straßen, welche
der Künig, von Benrath kommend, berühren mußte, waren mit Flaggen,
Lie Häuser mit Blumen, Kränzen, Laubwerk, Leppichen geschmückt;
Wimpel und Fahnen wehte» auf dem Domkloster, der Bogen am Haupt-
portale war reich mit Laub und Blumengewinden verziert, zwischen denen
der Wahlspruch des Vereins: „Eintracht «nd Ausdauer", angebracht
war. Das Vereinsbanner wehte Lber Lemselben. Um den neuen Pfeiler
des nördlichen Lhurrnes führte eine sehr zweckmäßig angebrachte und be-
queme Lreppe zu dem für Lie feierliche Handlung aufgeschlagenen Ge-
rüste, welches den Bogen umgab. Jhm gegenüber oben auf dem neuen
Pfeiler des nördlichen Lhurmes hatte sich der Männergesang-Verein
mit seinem Ehrenbanner aufgestellt. Vor dem Eingange auf dem Platze
erwarteten der Worstand des Dombau-Vereins, so wie die Mitglieder des
Officier-Corps.derKöniglichenRegierung, derGerichtshöfe, Les Gemeinde-
rathes rc. Lie Ankunft Sr. Majestät, während vrele Dombaufreunde und
die beiden Gymnasien mit ihren Fahnen sich über den Platz hin bis auf
Fettenhennen aufgestellt hatten. Se. Eminenz der Herc Cardinal und Erz-
bischof mit dem hochwürdigen Domcapitel verweilten inzwischen im Dome.
Gegen halb 9 Uhr verkündete das Geläute aller Glocken der Stadt die
Ankunft des Königs in Deutz, wo Se. Majestät mit 76 Kanonenschüssen
degrüßt und von derr SpiHeir der Behörden, zahlreichen Officieren, dem
städlischen Vorstande rc. empfangen wurden Auf dem Wege bis zum
Dome schallten dem Landesvater, an dessen Seite sich auch Se. Königliche
Hoheit der Prinz von Preußen befand, mehrfach larrte Zurnfe entgegen,
welche in freudiger Begeisterung forthallten, als Er mit Seinem hohen
Gefolge vor Lem Haupt-Portale des Domes abstieg. Wie aus den Wol-
ken erscholl nun B. Klein's Choral: „Ju allen meinen Lhaten lass' rch
den Höchsten rathen!", welches den König sichtbar überraschte und einen
airßcrordentlich feierlichen Eindruck hervorrief.

Se. Eminenz dcr Herr Cardinal und Erzdischof, umgeben vom hohcn
Domcapitel, war ber der Aukunft Sr- Majestät auS der Kirche unter

dat Portal getreten, und begrußte Se. Majestät, den Protector des hei'
ligeu Baues, in folgender Ansprach«:

„Lllergnädigster König und Herr!

„Wiederum ist es uns vergönnt, Ew. K. M. a» dieser nnS allen so
theuren Stätte ehrfurchtsvoll zu begrüßen. So oft wir Ew. M. an der
Schwelle dieses Gotteshauses bcwillkommuen durften. geschah es allzert
mit gesteigerter Freude uud erhöhter Dankbarkeit; denn unseres hohen
Protectors Gegenwart war für uns stets der bedeutungsvolle Marksteiu
einer glücklich zurückgelegten Bau-Periode und die Desiegelung einer
neueu, unserem Dome zugewendeten königlichen Huld. So ist es auch
diesmal wieder. Seit wir zum letzten Male die Ehre hatten, Ew. K.M.
an dieser Pforte zu empfangerr. ist unser Gotteshaus in sernerir Baue
erfreulich vorangeschritten; seine Hallen und Gewölbe haben sich erwei-
tert und befcstigt, und seine Pfeiler, Mauern und Firsten sind höher
emporgestiegen. Unser Dom wächstt immer mehr seiner raschen Bollen-
dung entgegeu, ein immer schöneres, immer prachtvolleres Haus Gottes,
immer wiirdiger des Herrn, zu dessen Ehre es erbaut wird. — Heute
stehen wir an ernem neuen Bau-Abschnitte; die Gegenwart Ew. M. be-
zeichnet ihn uns mit cinem neuen Marksteine, und wir sinnbilden ihn rn
Lem Bogen, welcher, Lie beiden Lhürme verbirrdend, Lie Haupkpforte des
heiligeu Tempels zu überwölben bestimmt ist. Darum dreses Bogens
Schlußstein eiufügen zu wollen, erlauberr wir uns, von Ew. K. M. ehr-
furchtsvoll zu erditten, damit so dieser Bogen ern Denkmal sei des
DankeS, Len wir Ew. K. M. schulden, ein Ehrenbogen fnr unseren erha-
benen Protector, und zugleich ein Friedensbogen, ausgespannt über die
Metropole und das ganze Rheinland, unter welchem die kommenden Ge-
schlcchter zum Hause des Friedens wallen werden und Frieden sinden,
geschützt unter dem Scepter Ew. M. und Jhrer königlichen Nachfolger,
will's Gott, bis in die fernsten Zeiten! — Bon Liesem Marksteine aber,
welcher uns eine zurückgelegte Dau-Periode abschließt, wenden wir deu
Blick mit neuem Muthe der Zukunft zu. Wieles ist noch an dem heiligeu
Baue zu schaffen, Großes noch zu leisten! Aber wir hegen das Wertrauen,
wir werdeu den Dom vollenden. Wir hoffen das unter denr Segen Got-
tes und unter dem Schutze und Beistande unseres erhabenen Protectors.
Mögen Ew. M. auch ferner uns und unserem Gotteshause Jhre könig-
liche Huld, wie bisher, zuweuden! Das ist unsere innige ehrfurchts-
volle Bitte. Dafür werden wir fortfahren, in dem Heiligthume zum All-
mächtigen zu flehen, daß er seines Segens rerchste Fülle herabsende auf
Ew. Köiirgliche Majestät und Ihr königliches Haus immerdar. Voiuiiiv
salvum k-c regem!^^

Sichtlich ergriffen dankte der König Sr. Eminenz und sprach mit ge-
wvhnter Freundlichkeit einige herzliche Worte des Lobes über den schöneu
Jnhalt der Rede selbst. Der Präfident des Central-Dombau-Vorstandes,
Herr Justizrath Esser II., Lenr Könige vorgestellt, redete Se. Majestät
darauf in folgeuder Weise an:

„Ew. Majestät wollen mir gnädkgst gestatten, Namens der Wereins-
Genossen ein Wort der Freude und des Dankes auszusprechen für den
Allechöchsten Schutz, dessen das gemeinsame Werk sich erfreut. Die kurze
Bergangenheit beweis't den Werth dieses hohen Schutzes; Lie Betheili-
gung Ew. Majestät an dem heutigen Feste ist ein neues Zeichen der
Liebe, womit Allechöchstsie zum Werke halren. Diese Liebe beseelt den
Muth der Genossen, diese Liebe sichert die Aukunft unseres Domes. Aber
auch wir haben in unerschütterter Liehe und Lreue zu denr Könige
Protector gestanden, und wir halten fest darin. Nehmen Ew. Majestät
diese Wersicherung, wie sie von Herzen kommt, wohlwollend auf. Möge
der allrrrächtige Gott Ew- Majestät ein langes Leben schenken, um das
begonnene herrliche Werk ganz zu vollenden! Dies ist der innigste Wunsch
der Genossen, und unser Ruf: Heil dem Könige Protector!"

Dieser Ruf wurde tausendstrmmig wiederholt, und Se. Majestät ge-
ruhten, zu erwidern: „Jch frene mich, den heutigen Lag mit Jhnen z«
erleben; der Himmel gibt seine Zustimmung dazu."

Se. Majestä't begaben sich Lann, geführt von dem Dombaumeister, mit
Jhrem glänzenden Gefolge auf das Gerllst, um den Act der Schlußstein-
legung vorzunehmen, während der Männergesang-Verein in anerkannt
tüchtiger Weise den Choral „Macht auf das Lhvr der Herrlichkeit"
ausführte.

Der Dombaumeister leitete die Einladung an Se. Majestät zur Eiu-
fügung des SchlußsteineS mit folgenden Worten ein:

„An die lange, seltsame Geschichte dss Dombaues schließt sich das erste
Jahrzehend mit neu belebter Bauthätigkeit, welche mit der von Ew. K.
Majestät Allerhöchst vollzogenen Grundsteinlegung am 4. September 1842
inS Leben trat.

„Unter dem sichtbaren Schutze des Allmachtigen ist seitdem dort der
Bau des großartigen Südportals ohne alle Störung, ohne Unfall bis
zu seinem Kranzgesimse gefördert worden. Die mächtige», 150 Fuß ho-
hen Steinmassen, in kunstreich Lurchgebildeten architektonischen Formen,
veckünden für immer die Mnnificenz des königlichen Bauherrn.

„Jn gleicher Weise und in regem Wetteifer haben die unter dem
hohen Protectorate Ew. MajestLt und unter dem Ehrenprästdio Sernev
Eminenz des Hochwürdigsten Erzbischofs Cardinals v. Geissel thätig wir-
kenden Dombau Wereine das Nordportal aufsteigen lassen und so die
Dankbarkeit gegen ihren erhadenen Protector durch die Khat bekundet.

„Bon Süd nach Nord, von Ost nach West erhebeu sich die kühne»
Umfassungswände des Mittel- und KceuzschiffeS bis zu den zierlichsn
Verschlingungen der reichen Fensterrssen, und nicht fern ist der Zeit-
punct, wo das in Eisen projectirte Hauptdach die große, seit viele»
Jahrhundecten bestehende Lücke zwischen dem Hochchor und den Lhürmen
schließen wird. An letzteren konnte ohne Schwächung jener Hauptthätigkeit
bisher nur wenig geschehen. Aber gegenwartig erfordert die Constructio»
hier cine kräftige Stütze des hohen Abschlußbogens am Langschisse, und
bald wird auch hier über den ruinenartigen Anfängen des nördliche»
Lhurmes der gcdeihliche Fortgang des Baues sich Bahn brechen.

„Heilverkündend dafür ist der heutige Lag, a» welchem — im stetige»
Fortgange des Baues ein glücklicher Zufall — nein, erne höhere Fü-
gung es will, daß an diesenr echabene» Gotteshause oer Schlußstein im
er ste n Bozen seines HauptportalS Lurch Ew. Majestät Allerhöchstselbft
eingefügt und bcfestigt wird.
 
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