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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1861 (Nr. 191-202)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1811#0043
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— Koe und Lie Lrche und dis Sündflui und Nse's Söhue, endlich
der Regenbvflen find auch keine Gegenstände sür den Lildhauer. Jn-
deffen läßt fich

3) Roe allein ganz gut darstelleu mit dem unrcinen Rabei?, der zur lin-
ken Seite des pauptes als verschwindend angedeutet wtrd, der Tsube
mit dem Oelzweige auf der linken Hand, in der Rechtendcn geheim-
nißreichen Weinstock. Neben thm wurde

4) Melchisedech, der swige Priester von Salem, stehen, deff-n finnbild«
ltche Deutung tch als öekannt rorausfttze. Mit ihm finL

5) Abrahrm mit dcm Opfe>mess,r, zu Füßcn Ler Widder, und dis lä-
chelnde typische Sara gegkben. Jhm gegenuber

6) die drci Engfl, welche Abrahsm sah, um Einen anzubeten.

7) Wäre Jsaak. der den Jakob seguct, und über dem Hauptc Jakob'S wäre
der Stcrn gemäß der btkanntes SchriftKclle. DaS

8) Standbiid stcllte Lia und Rahel rar, die Vorbilder von Mariba und
Magdalena, Thätigkeit und Bstratziung, Spnagoge und Christen-
thum. Die blöde« Äugsn der Lia dürften natürlich vom Aünßler nicht
außer Acht gelaffen werden.

9) Vorbilo LcS Hcilundes, von fe'nen Brüdern verrathen, »üßhandelt,
endlich BöseS mit WohlthaLcn lohncnd, ist Joseph, der Patrtarch.
Dem Äünftler rathe ich Lte griechische (Dtdron-Durand blunuolp. 90)
Darstellungsweise an: als Jäsgling, undärttg, über ihm Sonne, Moud
uud einige Sterne; z:r deiden Seitcn eine gerade und eine schicfe
Garbs nach der Schriftbeschrei'bung. Viellcicht könnte auch Ler Manie!
als Zugabe beigegeben werdcn und die Sicrne erhalten.

10) Als Schluß un: Uebetgang in die Spnagoge und Airche würde tch
die Zwillinge Thamar's nehmen, Zara und Phares, dtcser Borbild des
JudenvolkcS, Zara aber dcr christlichen Kirche, öeide von Matthäus
(l. s.) deßhald genannt. Wenn msn dem PhareS drn Mandelzweig
Jeffe's in die Hand geben kann, ss ließs fich Zara durch dcn Bart
Aaron'S, wie dte Schiift sagt, uud den Kreuzstab mit dem Löwsn zu
Füßen sinnbrldern-

So hätteu wlr. liebstrr Cvllcge! unsercn Dilderkreis im Jnnercn durch-
laufen und können unS nun aus der Kirche sorimachen. Daß vor dcm West-
portals eine Säule der hciligen Jungfrau, wis zu Frcidurg im BretSgau
und anderwärts, stehcn muß, bedarf kcines Beweises. Auch wäre noch ssn
der Einfaffung dcS DomeS zu reden, um Spitzbuben, weltlichen TagcSlä'.m
u. s. w. abzuhalteu, auch son dem Eisennetze, um den vierbetni-.en Hun-
den den Eintritt zu weh en. Zwar kennen wir alls noch auS jüngfier Zeit
das Cuntbertsklsster, Ursulokloster, Nndreoskloster, Gercvnskloster, Aposteln-
klostsr, Severinokloster, Domkloster, allein »nscre kunstprunker.de Zei>, ein
vollkommenes Genie im — Abrcißeu, scheut aü'es, waS ihr Kunstgesüh! vsr-
letzt, ur.d meint, die Kiichen seien mehr zum Ansehcn, als zum Hinein-
gehen. Mir faNsu dabei dis Huxmnitäisherren ein, die gcgcn die Tsdcs-
strafe eifern, weil aersöe ihr eigeuer Hals eintgc Sicherheit auf dcm Rumpfe
brauchen kann; alletn tiese: Kur-ststoff köunte gesährlich werden, und ich werde
mich huten, mich nüt meinem lieben hkimatlichcn Köln zu überwerfen. Jn-
deffen kann ich rritzt umhrn, nach eincr anderen Seiie mit Bewußtsein, ja,
mit Vsrgnügen anzustoßcn. Ste wisssn ede» so gut als ich, was unserer ZetL
fehlt, nämlich Gehorsam, den dis stsatenerdanende Kinderwcl: nicht
einmal mehr kennen will. W:nn die alten Weisen sagten: Gehorchen ist
Berstand, weil Ordnung, wenn die Schiist sozar vom Heilande sagt: er
war geh orssm biS zum Tode, ja. bis zum Tode des Kreuzcs, so weiß uu.
sere Zeit deS aufgeklärten FortschrittcS fich über alleS hi.'-wegzusttzen, wo-
durch jede Zeit allein bestshen kann. Dis Kirche und ihrs Kirchenkunst lebt
aber in ganz andercn Gedanken, und da heißt es: Gehorsam oben, Gehor-
sam unten, Gehorsam tn der Spitzc, Eehorfom an jcdem Pünctchcn der
Tiefe, und sogar die gewaltigcn Selbsthsrrschsr aller Kunst haben ketne Ge-
setze vsrzuschretbcn, sondern die vorgeschriebenen zu defolgen, wcnn fie echts
Kinder threr Mutter und echte Aünstler sein wsllcn. Viels Professoren
würdsn cs daher alS eine Beleidigung ihrer unantastbaren KunstmsjestäL an-
seheu, wenn man thnen die mittelalterliche, ultramontane, clericale u. s. w.
Anforderung stellte, dtesen meinen Vorschlag der Prüfung der berechtig-
ten gsistlichen Oberbehörde zu unterwerfen, ob das Jetzige m!t dem Zrü-
heren, dre Laienanficht m!t dem kirchlichen Geifie, das' Jnnere mit dem
Aeußeren stimme, und die christliche Welt wieder in ihrer Gesammthett und
Berbtndung vertreten sei. Von Jhnen darf ich voraussetzen, daß die neue
Bläitersprache Jhnen daS ist, was fie wüklich !st, Blödfinn sür die phrasen-
fressende Menge, daß fie aus dem Knabenalier, worin «nscre Herren stehsn
blcibrn, d. h. fortschreiten, ius Mittelalter, d. H.ManneSalter getreten
find, und so überlaffc tch Jhrcm Verstande, d. h. Jhrem Gehorsam, alle
Schriiie für Zhr etgenes Bild, das am Ende ja unserem licben Dome zu
Gut: komnit, und verdleibe mit herzliHem Sruß nrid Handschlag Zhr

A r e u s e r.

Warirrn finden fich rn den Schatzkaumrern der Krrchev,
sowohl in Deutschland als anderwärts, verhältnifi-
mäfiig so wenige Religniengefäße vor, die älter find,
als das dreizehnte Jahrhnndert?

Bon Prisac.

TS iß eine allerdings nicht zn läugnende Thatsache, Laß in den Schatz-
kammern der Kircheu untcr deu vorhandcnen Rcliqui.nschretittn sowohl, alS
den sonßiger ftelneren Rcliqutengefäßen vcrhälinißmäßtg nur wentge find,
die über daS 13. JahrhnnLert hinausgehen; allein der Gchluß, daß vian vor
dieser Ze!L ksine oder doch nur wenige Reltquiengefäße up.L Reliquienschreine
zum Ausstellen gehabt, sondcrn die Reliquicn nur in so Lcnanntcn Bursen,
welche in Truhcn verschloffen woren, auslcwahrt, «aß namentlich Lie klei-
neren Monstränzchkn für Reliquien großenihetls mir der Frohnlcichnams-
Procesfion aufgekommer, mcchie darum dech wohl keineswegcS gerechtftrtigt
erscheineu, wiid Lurch keiue hifiortsche Thaisachc bcstäiigt, vtelmehr Lurch
manche geschichtliche Rachricht widerlegt.

Dis Verehruug und Aufbewahrung ber Reliquien in dn Kirchen rst fast
so alt wre das Christenthum, snd was die Aufbewahrung derselben in Al-
tären betrifft, so haben wir darüier bcreits Ln Ler Offenbarung des Apostels
Zöbannes eine bestimmts Andeutung, die soqar die Grundlsge einer litur-
gischen Vorschrift ward, ksine Altäre ohns Reliquien zn wcihen. Die Grön-
dung, Entwicklung und Gefchichte der einz-lnen Kirchen hängt damit auf
das innigsts zusammen, und wcr mehrers großs Kirchenschatzkammcrn gesehen
hat. wird fich auch das Zeuguiß ablegcn müffen, daß die Aufbswahrung ihrer
Reli'quien so verschiedenurlig, als die Gestslt, der Stoff und daS Wesen der
Reliquicn selbst ist. Das Gefäß hat fich meist, wie es auch in der Naturder
Ssche ltegt, dansch bcquemcn müffsn. Ganze Leiber oLer größere Theile
wurden in Eestalt einer Lade, Arca, dis Häupter in Gestalt von Häupters
oder Brustbildern, die Hand oder der Arm in Gestalt eines ArmeS oder etner
Hand. die übrizen kleineren Thsile unter mannigfachcu Formen, wie na-
mentlich auch das lange Verzeichniß dsS ReliquienschatzeS von Llugny nach-
wcis't, eingefaßt, dis kleinsren Reltquien gewöhnltch so, Laß man fie entweder
ganz ober einen Theil derselben sehen konnte. DiePhantafie war aberin jenen
Erzsugnissen außerordenilich erfin'ssrisch und reich, und man ksnn fafi keine
Form denken, wemr fie nur einiger Schönheit sähig war, Lie nicht auch dazu
erwählt wmde, große und kleine Monstränzchen, köstlich eingefaßte Laden,
Heiligenhäuschen, kleine Capellchen, klcine Schreinchen in Elfenbein oder
cmatllirtem Kupfer, ElaS- und Krpstall-Cplinder in ssnkrcchter und wage-
rechter Stcllung, Altärchen, runde Schetben und viereckige Tafeln, ssgenannte
Lipscinotheken, Statuetten, denen man dir Reliquien in gseigveter Weise in
dte Hande gab oder sonst cinsügte, Ppramiden, fiiberne Schüsseln mtt ganz
oLer theilweise Loppeltem Bodsn oder eisem mictleren Bcrschlusse, so wie
fich noch gegenwärttg deren eine in Wsrden b>findct. AlleS das wurde bei
besonderen Fefilichkeiten auf Len Altar gestellt, theils znr frommen Crin-
nerung, theils abcr auch als kostbarer Zterath (im Gegensatzs zu unserem
papiernen Blumenschmuck), denn gsrade dazu und zu besonderer Kiichenfeier,
wenn man irgend einen Rundgang machte, war AlleS da, nicht zur Befriedi-
gung desonderer Liebhabereien sogenannter Kunstfreunde und Kunstenthufiasten,
zur Füllung sogenannter Kunstkammern und Kunstcabinette, wo diess ehr-
würdigcn Gegenstände doch immer ernen böchst beklsgenswerthen Etndruck
mschen und wte in einem fremden Hause find. Di'e Reltquten lebten unter
dem Bolke und 1n dem Volks. Denn diejsnigcn, welche fie vsrstellen oder
mit deren Lebcn sie zusammenhangen, find Mitglieder der allgcmeinen, im
anderen Leben fortgeftßtsn Äiiche Christi, und keineSwegS etwa berühmte
Schemen der Vsrgangenheit.

Wir haben darüber höchß intereffante Bslege auS der ältesten Geschtchte,
aus Len Tagen der Gröndung der Abtei Werden an der Rubr, In dem großen
Chartularium, das fich in Lem l.Bande der Sammlung der Lerixtores rernin
Lruns^ieensiuill bci Leibnitz befindet. Wir führcn aber dtefts nur als ein
Beispiel an, denn es charakterifirt im Allgemcincn den Gcist, mit dem unsere
Väter das Christcnthum überkommen. Zcnes Thartularism beginnt mit dem
Ends des achten Jahrhunderts, mit der Gründung der genannten Abtci in
j nen Tagen, wo Lndger, der Apoßel von Sachftn und Friesland, noch nicht
Bischof war. Wir lesen darin, wic dis metstcn dcr Geschenke, die ftnem
apostolischen Manne überwteseu, an dis Reliqnien gemacht werden, welche
dersslbe auf einer zweimaligen Rerse auö Rom gebracht und nach vielen
Wan'oerungen in Sachsen und Friesland in der von ihm zu Werden ge-
gründeten Kirche niedergelegt. So vermacht ein gewiffer Gluduwin für setn
«seelcnheil sein ganzes in Wcrden gelegenes Vermögen an die Reliquien
LeS Erlösers und der seligsten Zangfrau und an dcn ehrwürdigen Beter,
wclcher dieselben bei fich herumfüört; ein Andcrer, Odhelm, denselbcn Re-
liquien den ganzen Theil ftines Erbrs, drei Höfe in drei verschiedenen Or-
ten; ein AnLerer schenki an dre Reliquien dcs Erlösers und der seligsten
Jungfrau und den Prlester, der fie besorgt und in Wsrden niedergelegt,
einen Theil seines väterlichen Erbes und eigsnen Erwerbes. CS ist diefts
Hetniich an der Rnhr; eine andere Schenkung macht eln gewiffer Grodulf
in England u. s. w. Auch wird es im Lebsn des heiligen Ludger ausdröck-
lich erwähnt, daß er viele Reliquien aufseinen Reisen vou Rom mitgebracht, auf
seinen Nisfivnen mit herumföhrie und dis neugegründeten Kirchen damit doiirte.
Jn diessnSchenkungen an disAbtei Werden werben zudenReliquten deS SrlöserS
und der seligstsnJungfrau auch jene derApostel gsnannt. AehnlicheS, wie in Wer-
den,kannman in derGeschichte andererMisfionen lese». Es ist aber nicht denkbar,
daß diese Sachen uiiier den Scheffel gestellt wurden. Man muß vielmshr,
auch wcnn darüber kein besonderes Zeugntß vorhanden wäre, ausdrücklich
annehmen, daß diese, wcnn fie in alten Ürkunden als Befitzer und Geschenk-
annehmer bedeutender Landesstrecken genannt werden.besonders, nachdem fie,
wie das ebensalls !» den Schenkungs-Urknnden erwähnt wtrd, in einer be-
stimmten Kirche hinterlegt worden und eine Menge von Andächiigen, zuwei-
len aus nah und fern, dort hinziehen, auch schon stüh besonderS und sichcr
in kostbaren Gefäßen von edlem Metall, oder wie einzelne fich noch erhaltsn
haben, wenigstens von Elfenbcin ausbewahrt wurden. Byzantinische Geschicht-
schreiber sagen dies vsn namhasten Heiligthümern, die fich in Konstantinopel
befanden, ausdrücklich, wie wir dieS in dem schönen BuLe von Prof. Floß
iiber die aaHenrr H-iligtoüm r lesen; von anderen ersahren wic es gele-
genilich. So lc-sen wir ,n de.-n s.chSten Canon d-.r Syr.ode von Lcnza vom
Jshre 675: „Einige Bischöfc hängen fich an Msrtyr-.rst-sien Reliqnien um
dsn Hals uu's laffen fich bann von Liviicn in Llben anf Seffeln ln die Kirche
trageu, als ob sie ftlbst Reltqilieiischreine wären. Das muß aufhören,
«nd eS sollen könftlg wiedsr, irie stüher, die Leviien die Rcltquienschreine
auf dcn SchulLern tragen, wis die alten Levtten die Dundcslade. Will der
Dtschof die Reliqnien selbst iragen, so muß er zu Fuß gehen." Das Letztere
erklärt ganz dcutlich, daß in dieftm Falft- nicht von grode-. R-liquicnschrei-
ncn die Rcde iß, dte etwa ganze Letber umsassen, sondern von klei!>creii,die
ei» Bischof mit Anstand tragen kaun, ohne ftiuer Würdc - iwas zu vcrgcbe».
Lehnliche Bsstimmvngen kommen auch in Englaud, Frankreich un's sonst wo
vor. Der Canon 18 der Synode von Cloverhovs in England vom Jahre
747 bestimmt, Lic Litaneien oder Rogationcn, den 35. i pril, sollen vor dcm
Bolke !n grcßer Ehrfurcht begangen werden- Eben so dte drei Tage vor der
Himmelfsbrt Christi m.it Fasftn bis zur Rsne und Meßferer ohne alle Nebeu-
dtnge. Es scheint, daß msn in jcnen P.occsstonen außer sonfiigen gewcih-
ten GeaenstäiiLen, als Reliqulen und miraculöftn Bildern, wic dics in den
Tagen Gregor'S des Großen zu Rom geschah, wo dae bsrühmie LukaSbild
aus St. Maria ad Präftpe in jcncr Proccsfien mii hcrumecsührt wmde,
auch sonstige ungcweihte Gegeustände witgenommen. Die Reiiquien der Hei-
 
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