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Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 2) — Basel, Stuttgart, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.10454#0011
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VORWORT ZUM 2. BAND

Ein kurzgefasstes «Vorläufiges Verzeichnis der im 2. Band katalogisierten Ausstel-
lungsobjekte» diente dem Besucher während der Ausstellung als Erinnerungsstütze
und als Ergänzung zu den Beschriftungen der einzelnen Werke. Mit bedauerlicher
Verspätung erscheint jetzt der 2. Katalogband. Sein Umfang konnte wegen des guten
Absatzes verdoppelt werden; vor Ausstellungsbeginn hätte man die hohe Investition
nicht gewagt. Nach Schluss der Ausstellung erschienen Sorgfalt und Ausführlichkeit
wichtiger als Eile. Die während der Ausstellung und eines zu ihrem Abschluss
veranstalteten Cranach-Kolloquiums gewonnenen Einsichten sollten bei den einzel-
nen Katalognummern des 2. Bandes, in den Anmerkungen zum 1. Band und im
Anhang unter «Corrigenda et Addenda» verwertet werden. Ausserdem sollten die
neuen Informationen und Erkenntnisse verarbeitet werden, die in der Cranach-
Monographie von Werner Schade niedergelegt sind. Dieses solide, detailreiche und
umsichtig geschriebene Buch war während der Ausstellung im August 1974 in
Dresden erschienen (die angekündigte Neuedition des Cranach-Gemäldekataloges
von M.J. Friedländer und J. Rosenberg, besorgt von J. Rosenberg, soll in den
nächsten Monaten erscheinen; S. 15 im 1. Band ist angedeutet, wieviel wir Jakob
Rosenberg zu verdanken haben). Bei der Katalogisierung der Druckgraphik Cranachs
sind besonders ausführlich zwei Arbeiten zitiert worden, die schwer zugänglich sind
und Neues enthalten: zum einen der in rumänischer Übersetzung publizierte, von
Werner Schade verfasste Katalog einer Cranach-Ausstellung in Bukarest 1973, dessen
deutsches Manuskript der Autor mir zugänglich gemacht hat; zum andern die
ungedruckten Ergebnisse eines Cranach-Seminars der Basler Universität 1973 (vgl.
S. 16 und S. 794, zitiert als «Übung Basel 1973»). Photokopien beider Manuskripte
haben wir dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München übergeben.

In den Katalogtexten sind gegenüber der älteren Literatur keine zusammenfas-
senden Reflexionen, sondern ergänzende Hinweise und Verknüpfungen angestrebt.
Indem hier relativ oft Ikonographie und Typengeschichte getrieben wird (was nichts
von der Formgeschichte und vom «Künstlerischen» Abtrennbares ist. weil Ikonogra-
phie künstlerisch geformt wurde und umso interessanter ist. je qualitätsvoller das
Werk), erscheint Cranachs Werk zwar oft unter neuem Gesichtswinkel, aber es soll
daraus nicht der Anspruch abgeleitet werden, dass diese Kunst nun eindringlicher
interpretiert werde, als es mit andern Methoden von älteren Autoren praktiziert
worden ist. Bei der ikonographischen Untersuchung der Werke Cranachs besteht
immerhin ein Nachholbedarf.

In manchen seiner bedeutendsten Werke entwickelte Cranach neue ikonogra-
phische Formen oder transponierte bestehende ikonographische Typen zu Bildern
von einem neuen Kunstanspruch - dies bei so zentralen, einfachen Themen wie der
«Kreuzigung» (S. 118-120; S. 58f. und 462-466 zu Nr. 7; S. 485f. zu Nr. 334f.;
S. 492-495 zu Nr. 343-345; S. 505-510 zu Nr. 353-356). der «Hl. Familie» (vgl. S. 127
bei Nr. 56; S. 528-530 zu Nr. 375f.) oder der nackten «Venus mit Cupido» (S. 644ff.).
Äusserlich betrachtet erfand Cranach kaum neue ikonographische Elemente. Aber
wenn man unter Ikonographie nicht bloss die punktuelle Feststellung von ikonogra-
phischen Novitäten versteht - sie waren oft von ausserkünstlerischer Seite diktiert und
 
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