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l6 METHYMNA.

Tafel 3,4: Querschnitt vom kürzeren antiken Hafendamm (Tafel 3, 2). Unterer Theil vorhanden, oberer mit der darauf
stellenden Stadtmauer ergänzt und heller schraffirt.
5: Ansicht eines Stückes der antiken Stadtmauer (A im Plan Tafel 1 u. 2) von aufsen. Material: Trachyt.
,, 6: Ansicht eines Stückes der antiken Stadtmauer (B im Plan Tafel 1 u. 2) von aufsen. Material: Trachyt mit

Marmor abwechselnd.

2. METHYMNA.

Die langjährige Rivalin der handelsgewaltigen Mytilene war Methymna auf der westlichen Spitze der
nördlichen Vorberge, wo jetzt Molivo steht.

Die wenigen Ruinen, deren Identität nach Strabo (XIII 2,2; vgl. Plehn a. a. O. S. 21) aufser Zweifel
steht, liegen auf einem, von den Ausläufern des Eliasberges durch Niederungen abgesonderten ins Meer vor-
tretenden Hügels und nehmen dessen nordwestliche flachere Abhänge ein, während die Häuser von Molivo
mehr an den steileren, südlichen Abhängen stehen (vgl. Plan auf Taf. 4 u. 5). Die zu 93 Meter Höhe über
den Meeresspiegel sich erhebende Kuppe nimmt die moderne Festung ein, die gewifs der antiken Akropolis
entspricht. Nicht weit nordöstlich von der Festung am Höhenrande stehen noch einige Stücke der antiken
Stadtmauer (A, A auf dem Plan).

Die Mauer bestand wie die von Mytilene aus zwei äufseren Schichten von polygonalem Mauerwerk,
deren innerer Zwischenraum durch Handsteine und Erde ausgefüllt war, die eine der äufseren Schichten ist
jedoch nicht mehr vorhanden, sodafs die ursprüngliche Dicke nicht bestimmt werden kann. Die Fugen der
polygonalen Trachytblöcke schliefsen nicht so gut wie die in Mytilene und scheinen im Ganzen weniger bear-
beitet. Auch nähern sich die Polygonflächen mehr der rundlichen Gestalt gegenüber den länglichen, gestreck-
teren der Mytilenäischen Mauern. Die Mauern von Methymna scheinen danach — soweit überhaupt derartige
Schlüsse aus der Technik auf das relative Alter bei Polygonmauern statthaft sind — älter zu sein als die
von Mytilene.

Die. Mauer läuft an der Stelle dieser Stücke von Süden nach Norden, biegt bald darauf um, indem
sie die nordöstlich abgesondert vorspringenden Felsriffe ausschliefst, und verschwindet hier an dem kleinen
Felsabhang, der nach Norden zu steil, aber in unbedeutender Höhe abfällt.

Hier wird die Burg durch einen flachen Rücken mit der im Norden 69 Meter steil über das Meer
hervorragenden Kuppe verbunden, auf welcher die Trümmer einer verfallenen modernen Mühle stehen. Auf
dem Rücken begegnen wir Stadtmauerspuren von der Art, wie sie bei Besprechung der Mauer von Mytilene
beschrieben sind, Spuren, welche deutlicher auf dem westlichen Ende der Mühlenkuppe selbst werden und
namentlich unverkennbar nordwestlich von ihr hinab zum Meeresstrand verlaufen.

Unten mufs die Mauer eine kleine Schlucht, die sich von der Burghöhe herabzieht, übersprungen
haben. In dieser Schlucht steht ein Rest einer mit Kalkmörtel gebauten Mauer, wie sie auch fernerhin einige
Mab: im Laufe der antiken Mauer vorkommt; es scheinen im Mittelalter ausgebesserte Stellen zu sein.

Zwei weitere kurze Mauerstücke auf der anderen Seite der Schlucht (B im Plan) zeigen einen etwas
anderen Character als die zuerst betrachteten. Die Fugen schliefsen hier dichten- und die Polygonblöcke sind
kleiner. Es scheint danach, dafs die oberen Stücke zu einer nur den Gipfel des Hügels umziehenden älteren
Mauer gehören.

Im weiteren Verlauf folgt die Mauer der Rüste, hier und da eine kleinere ins Meer vorspringende
Felsenspitze ausschliefsend.

Südlich, auf der ganzen Strecke zwischen der äufsersten Westspitze und der Festung fehlen die
Spuren der Mauer. Sie kann aber offenbar nur auf dem Rande des hier fast überall steil abfallenden Höhen-
randes gestanden haben, auf dem jetzt der grofse Weg von der Skala zur Stadt emporführt.

I )ie wahrscheinlich noch mittelalterliche Festung hat die Reste der alten Akropole vernichtet.

Rtiinen antiker Bauten sind nirgends sichtbar, wohl aber auf der \\ estspitze mehrfach mittelalterliche
Mauerzüge, unter denen noch in jüngster Zeit begierige Hände verborgene Schätze suchten.

Ziegel und Scherben, die auf dem ganzen Stadtberg mit Ausnahme der Mühlenkuppe in grofser
Masse vorkommen, sind die gewöhnlichen. Unter den Scherben ist besonders häufig jene mäfsige Art schwarz-
braun gehrnifster W'aare mit flotter Ornamentmalerei und breit, oft auf der Drehscheibe eingeritzten Linien.

Die Mühlenkuppe scheint ähnlich wie die Stelle bei der Windmühle in Mytilene (vgl. S. 12), nicht
bewohnt gewesen zu sein, wohl aus fortificatorischen oder gesundheitlichen Rücksichten.
 
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